Hamburg. Zufahrt und Grundstück neben der Looki-Wildtierstation werden immer öfter zum Abladeplatz von illegal entsorgtem Müll.
250 verschiedene Wildtiere leben in der Station des Bergedorfer Tierschutzvereins Looki. Die „Stadt der Tiere“ wächst und wächst auf dem seit Februar 2017 von der Stadt gepachteten Areal am Pollhof.
Doch eine Spezies mögen Vereinschefin Vanessa Haloui und ihre Mitstreiter überhaupt nicht: Immer mehr Ratten lassen sich auf dem Looki-Gelände blicken und bedrohen die dort untergebrachten Hühner, Wachteln und Co. Die Schädlinge werden offenbar durch illegal entsorgten Müll auf dem Nachbargrundstück angelockt. „Wir haben ein Rattenproblem“, sagt Vanessa Haloui.
Liste der abgelegten Abfälle ist schier unendlich lang
Doch nicht nur das: ausgemusterte Kühlschränke oder Fernseher, abgetragene Klamotten, zuletzt auch ein Sack mit Turnschuhen, die noch vollkommen in Ordnung waren. Zudem Gartenzwerge, Außenspiegel, Restbestände von Styroporplatten, Scherben, kleine Plastikteile, auch Behälter mit giftigen Reststoffen: Die Liste der ablegten Abfälle ist schier unendlich. „Das geht schon so, seit wir hier angefangen haben“, beklagt Vanessa Haloui, die aber eine höhere Frequenz der illegalen Müllentsorgung seit Pandemiebeginn registriert haben will.
Der neueste und kurioseste „Hingucker“ steht dort, wo Gäste der Wildtierstation ihre Autos abstellen sollen: Am Sonntagnachmittag hat dort jemand einen Crosstrainer abgestellt – das Fitnessgerät ist völlig intakt. „Das ist schon dreist, dass der Müll hier nicht nur im Dunkeln, sondern auch tagsüber abgeladen wird“, findet Vanessa Haloui.
Hühner, Tauben und andere Bewohner werden von Allesfressern bedroht
Die Umweltverschmutzung ist das eine. Das andere: Die durch Unrat angezogenen Ratten entdecken auch die Wildtierstation für sich. Nagespuren an Käfigen, Gehegen, Material- und Vorratsschuppen sind ein Zeichen dafür
Das macht Vanessa Haloui und ihre Gefolgschaft sehr sauer, weil Hühner, Tauben und andere Bewohner von den ungebetenen Allesfressern bedroht werden: „Beim Recyclinghof kann man manches doch umsonst abgeben.“ Auch mit so manchem Passanten gebe es Konflikte, werden doch regelmäßig Bierflaschen und -dosen vor das verschlossene Tor von Looki oder in den Wassergraben geschmissen.
Maschendrahtzaun ist nicht hilfreich, Wildtiere können sich verheddern
Die „Lookisten“ sammeln regelmäßig den Müll auf, stellen diesen dann in Säcken an die Zufahrt zu ihrem Gelände, damit die Stadtreinigung Hamburg das Zeug abholen kann. Dies sei aber gewiss keine Dauerlösung, sagt Igel-Mama Haloui, die eine leichte Umzäunung des Nachbargrundstücks schon als ausreichend erachtet, um Umweltsünder abzuhalten.
Ein Maschendrahtzaun, in dem sich kleine Wildtiere verheddern könnten, sei weniger förderlich, ebenso wenig das Auslegen von Giftködern – denn Looki benutzt die nähere Umgebung, um Eichhörnchen, Igel und Co. auszuwildern.
Umzäunung des Nachbargrundstücks ist nicht ausgeschlossen
Die Verbraucherschützer im Bezirksamt wollen sich nun vor Ort ein Bild von der Lage machen, ebenso ein Mitarbeiter von Gladigau Immobilien, der Firma also, die das der Stadt Hamburg gehörende Nachbargrundstück von Looki verwaltet. Gladigau will klären, „ob es sich um ein leerstehendes oder verpachtetes Grundstück handelt“. Eine Umzäunung sei nicht ausgeschlossen.
Nicht ausgeschlossen ist zudem, dass illegale Müllentsorger am Pollhof irgendwann erwischt werden. Dann kann ihnen, je nach Schwere des Umweltdelikts (zum Beispiel Entsorgung von „gefährlichem Abfall“) sogar eine Gefängnisstrafe bis zu fünf Jahren drohen.