Bergedorf. 300 Bürger haben sich bei der Plandiskussion eingewählt und Bedenken geäußert. Die Themen: S-Bahn, Autos und Naturschutz.

Mehr als 300 Zuschauer – und über 120 kritische Fragen an die verantwortlichen Planer: Die öffentliche Diskussion über den Zukunftsstadtteil Oberbillwerder traf am Donnerstag auch als Online-Format auf große Resonanz.

Besonders engagiert wurden die Verkehrsprognosen hinterfragt, gehen sie bei gut 15.000 Bewohnern und bis zu 5000 Arbeitsplätzen in Oberbillwerder doch mittlerweile nur noch von 22.500 Pkw-Fahrten am Tag aus – Tendenz weiter sinkend. Doch auch der 2023 beginnende Sandtransport zur Aufhöhung, die schwierige Entwässerung sowie der Schutz der umgebenden Natur- und Kulturlandschaft waren Thema.

Alle Einwände und Vorschläge fließen in das laufende Bebauungsplanverfahren ein. Wer sich noch beteiligen will, hat bis zum 15. April unter bauleitplanung.hamburg.de dazu Gelegenheit. Detaillierte Infos gibt es unter hamburg.de/bergedorf. Die wichtigesten Fragen und Antworten der Online-Diskussion:

Wie wird verhindert, dass Oberbillwerders Verkehr durch Neuallermöhe oder auf den Billwerder Billdeich rollt?

Verkehrsplaner Dr. Philip Engler vom Büro Argus: „Dafür können an den Ausfallstraßen Ampelschaltungen sorgen oder der völlige Verzicht auf Abbiegestreifen in die unerwünschte Richtung. Auch die Freigabe des versetzten Parkens oder Fußgänger- und Radfahrer-Querungen sind in zu schützenden Anwohnerstraßen möglich.“ Bezirksamtsleiter Arne Dornquast ergänzte, dass in Richtung Hamburg der Billwerder Billdeich im Vergleich zur Fahrt über den Mittleren Landweg und die A 25 die deutlich zeitaufwendigere Variante sei.

Wird die Kita am Rungedamm dem Bau einer neuen Straße für den Verkehr aus Oberbillwerder weichen?

Bezirksamtsleiter Arne Dornquast: „Bisher gehen wir davon aus, dass es die neue Straße nicht braucht, weil das Gewerbegebiet Allermöhe dem zusätzlichen Verkehr gewachsen ist. Doch wenn die Kita weichen muss, werden wir eine attraktive neue Fläche finden.“

Auf welche Weise wird die chronisch überfüllte S 21 optimiert?

Arne Dornquast: „Einerseits laufen bereits Einzäunungsarbeiten an der Trasse, um Betriebsunterbrechungen durch illegal die Schienen querende Menschen zu verhindern. Andererseits wird die Betriebszeit der Verstärker-Linie S 2 weiter ausgebaut. Ab kommendem Dezember fährt sie werktäglich von 6 bis 9 sowie 14 bis 19 Uhr. Das steigert den Fünf-Minuten-Takt der Strecke Bergedorf–Hamburg auf acht Stunden am Tag. Sobald für Hamburg weitere S-Bahn-Züge geliefert werden, verlängern wir zudem jede einzelne S 2 von jetzt sechs auf neun Wagen. Das wird noch mal 50 Prozent mehr Fahrgastkapazität auf der Verstärkerlinie bringen.“

Wie wird Billwerders Kulturlandschaft vor dem Ansturm der Menschen aus Oberbillwerder geschützt?

Die Antwort der versammelten Planer: Es werde ausreichend grüne Erholungsbereiche in Oberbillwerder selbst geben, was den Besucherdruck auf die Umgebung reduziere. Zudem werden Neuallermöhes Seen ausgeschildert und zu Fuß erreichbar sein. Ganz nebenbei werde der nördliche Randgraben von Oberbillwerder so breit angelegt, dass ein Überspringen und damit das Entstehen wilder Trampelpfade unmöglich sei. Zur Kontrolle wäre der Einsatz von Rangern möglich.

Wo wird es in Oberbillwerder Flächen für Kultur geben?

Karen Pein, Chefin des Projektentwicklers IBA: „Es sind diverse Bereiche für Kultur vorgesehen. Wo sie genau liegen, steht aber noch nicht fest. Das entscheidet die Arbeitsgemeinschaft Soziales, die unter Federführung des Bezirksamts bereits tagt.“