Hamburg. Der Bürgerverein informiert seit 20 Jahren aus der Nachbarschaft. Sie erscheint viermal im Jahr. Die Auflage: 2500 Exemplare.

Eine klare Sache in Zahlen: 51 Hektar für 3000 Menschen in 800 Häusern am Dorfanger. Da muss eine Dorfzeitung her! So dachte es sich der am 4. Oktober 2000 gegründete Bürgerverein Boberg und machte sich an die mühsame Arbeit: Vier Schwarz-Weiß-Seiten im DIN-A-5-Format wurden fotokopiert und handgefaltet. So erfuhr, wer vor 20 Jahren noch mit Gummistiefeln über „seine Eigenheimbaustelle“ stapfte, das Neueste über die künftigen Nachbarn: Da wurde etwa ein Vortrag über Baugenehmigungen angekündigt, das nächste Dorffest, eine Tupperparty und das erste Jugendtreffen.

Boberger Bürgerverein bringt seit 2000 eine eigene Zeitung heraus

Holger von Stillfried und der heutige Vorsitzende Wolfgang Kamenske waren die Zeitungsmacher der ersten Stunde. Im September 2001 produzierten sie schon acht Seiten, die fünfte Ausgabe sogar mit einer Anzeige versehen für den Milchhof Havighorst. Zeitgleich bauten sie „Boberg TV“ auf: Im Sonderkanal für den Dorfanger liefen Videos in Dauerschleife über die Tanzgruppe, den Wasserverband, das Treffen der Hundebesitzer oder die Müllsammelaktion „Boberg räumt auf“.

Während das TV-Programm jedoch wieder einschlummerte, wuchs die Zeitung mit dem Neubaugebiet: Im April 2007 brachte sie es schon auf 800 Exemplare, die inzwischen sogar farbig waren. Dazu kamen Sonderausgaben mit dem Titel „Mängel und (k)ein Ende“ oder auch zum Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr und der viel beachtete Artikel „Regenrückhaltebecken stinken zum Himmel“.

Die "Dorfzeitung" wird von Ehrenamtlichen in die Briefkästen verteilt

Als „Ein Dorf wird zehn“ auf dem Titel stand, war die Zeitung schon klammergeheftet: „Das war mein Einstieg, seither mache ich die Zeitung und bin heute bei 80 Seiten“, sagt Andreas Müller nicht ohne Stolz. Der 57-Jährige ist mit einer kleinen Werbeagentur selbstständig und gestaltet die Anzeigen für die Dorfzeitung. „20 Seiten Anzeigen finanzieren inzwischen den Druck von 2500 Exemplaren“, sagt Müller, der sie mithilfe vieler Ehrenamtlicher in die Briefkästen verteilt – allein 800 in Alt-Boberg. Und sie legen Hefte in Geschäften und beim Tennisverein aus.

Mit dem politischen Stammtisch Veränderungen angestoßen

Es gibt Neues aus dem Dünenhaus und dem Unfallkrankenhaus, eine Kolumne von Ingrid Straumer und ein Porträt, etwa eines Künstlers, eines Kammerjägers oder einer Kindergärtnerin. Fünfmal im Jahr wird es politisch: „Mindestens vor Bundestags- und Bürgerschaftswahlen sind gut 50 Leute beim politischen Stammtisch“, erzählt Andreas Müller, der sich freut, wenn anschließend tatsächlich ein Tempo-30-Schild am Kreisel aufgestellt wird oder der „Chillplatz“ der Jugendlichen eine Laterne bekommt.

Alles mit Lokalkolorit kommt gut an – nicht nur bei den aktuell 180 Mitgliedern im Verein Dorfanger Boberg, die monatlich fünf Euro pro Haushalt bezahlen. „Es könnten natürlich gern auch mehr Mitglieder werden“, wirbt Müller: „Die letzten 20 Jahre haben gezeigt, wie gut unsere Nachbarschaftsarbeit funktioniert.“ Eine Beitrittserklärung gebe es „wie immer“ auf der vorletzten Zeitungsseite.