Hamburg. Bergedorfer Fotoclub „Die Camera“ startet am Mittwoch eine neue Aktion. Werke im Bistro, in der Apotheke und rund um die Lola.

Zwischen Kartoffeln, Körnerbrot und Krokussen… – ist noch genug Platz für ein bisschen Kunst. So jedenfalls sehen es die vier Fotografen aus dem Bergedorfer Fotoclub „Die Camera“, die mitten auf dem Lohbrügger Wochenmarkt zur „Vernissage auf der Straße“ einladen: Am Mittwoch, 24. März, fordern sie zur besten Marktzeit von 10 Uhr an dazu auf, ihre „Fotos in Fenstern“ zu betrachten. So schnörkellos heißt nämlich die diesjährige Jahresausstellung des Fotoclubs, der eine ganze Straßenecke künstlerisch verwandeln will und samt Audio-Guide an vier Gebäuden entlangführt.

Bergedorfer Fotoclub zeigt Werke in verschiedenen Schaufenstern

Gleich am Markt beginnt Petra Hoppe, die beide Fenster des kleinen italienischen Bistros „Casareccio“ mit Fahnen aus Satinstoff dekoriert. Darauf abgebildet ist ihre Freundin Gloria – mal vor dem alten Wilhelmsburger Zollzaun, mal vor dem Hamburger Energieberg. „Ich habe Menschen in weiße Tücher gehüllt und wollte die Verbindung zu ihrem Stadtteil zeigen“, sagt die Billstedterin, die dem Fotoclub seit fast 20 Jahren treu ist – auch schon zu jener Zeit, als sie noch ein Steuerbüro hatte. „Dann habe ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht und biete heute Produkt-Fotografien an“, erzählt die 56-Jährige, die stets neugierig nach „der Idee hinter dem Bild“ fragt: Die künstlerische Gestaltung sei ihr nun mal wichtiger als die Technik.

Mit immerhin fünf Objektiven ist Conrad Lüneburg am Start, der die Schaufenster der Elefanten-Apotheke an der Ecke Lohbrügger Markt/Lohbrügger Landstraße verschönert: „Schönheit begeistert mich, auch Merkwürdigkeiten finde ich interessant und will sie herausstellen“, sagt der pensionierte Programmierer. In diesem Fall will der 66-Jährige verwehte Sandformen am Strand zeigen und die Takelage eines 15-Meter-Schoners, der bei Cornwall lag. „Die Taue ziehen sich quer durchs Bild vor der Reflexion des Hafenbeckens“, erklärt der Reinbeker.

Fotos vom Sonnenuntergang und hölzernen Garagentoren

Ganze vier Stunden achtete Christina Göhrl auf ihre Langzeitbelichtung, als sie einen Sonnenuntergang am Ostsee-Strand von Zingst festhalten wollte. „Das Motiv hat mich gefunden. Ich bin eine Pink- und Rot-Frau und mag diese Farbstimmung“, sagt die Touristik-Fachwirtin aus Altengamme. Vier Bilder darf die 54-Jährige in den Schaufenstern der Pizzeria „Domino’s“ an der Lohbrügger Landstraße aufhängen, gleich gegenüber vom Kulturzentrum Lola. Auch das wird kaum wiederzuerkennen sein: Die komplette Front mit allen 18 Fenstern wird Peter Czikowski mit Deichbildern von der Insel Föhr ausfüllen.

Der Schauspieler und ehemalige Mathe-Lehrer an der GSB hat weitere Blickfänge, etwa seine „30-Sekunden“-Serie: So lange belichtete er Lohbrügger Ansichten aus der S-Bahn, bis jene abstrakten Farbstreifen entstanden, die nun die Fenster der Suchtberatungsstelle „Kodrobs“ gleich neben der Lola-Bar schmücken. Auf der anderen Seite der Lola, gleich am Saal-Eingang beim Leuschnerpark, zeigt der 73-Jährige Frontalbilder von hölzernen Garagentoren. „Die habe ich im brandenburgischen Kyritz entdeckt. Da passte überall ein Trabbi rein, ein neuer BMW jedenfalls hätte es schwer“, meint Czikowski schmunzelnd und grübelt: „Man könnte es auch Mobility-Hub mit DDR-Charme nennen.“

Bergedorfer Fotoclub feiert im nächsten Jahr sein 70-jähriges Bestehen

Von der analogen zur Digitalfotografie zieht sich die Geschiche des Fotoclubs, der im nächsten Jahr sein 70-jähriges Bestehen feiern kann. Bis dahin werden alle 14 Mitglieder fleißig sein: Wenn es wieder möglich ist, treffen sie sich an jedem ersten und dritten Mittwoch um 19 Uhr in der Lola. Gäste sind willkommen, wenn sie ein Foto mitbringen – und sich vorab über die Homepage anmelden: www.bergedorfer-fotoclub.de.