Hamburg. Spektakuläres Schauspiel von Extinction Rebellion vor dem Bahnhof. Organisation fordert Beteiligung in einem Klima-Bürgerrat.
Zu den getragenen Klavier-Klängen von Beethovens Mondscheinsonate haben Aktivisten der Bewegung „Extinction Rebellion“ (auf deutsch: Rebellion gegen das Aussterben) am vergangenen Sonnabend auf dem Bahnhofsvorplatz ein beklemmendes Schauspiel geliefert. Die 15 Teilnehmer der Aktion hatten sich mit Tüchern und Zweigen als Bäume verkleidet, lagen kreuz und quer auf dem Pflaster, um Passanten auf das kontinuierliche Baumsterben und dessen weitere Folgen hinzuweisen.
„80 Prozent des deutschen Waldes sind schwer krank“, erklärte Andrea Conradi von der Bergedorfer Extinction-Rebellion-Gruppe in ihrer Ansprache. „Drei Dürrejahre, massiver Borkenkäfer-Befall, Stürme und vermehrte Brände lassen immer mehr Bäume sterben.“ Rund 270.000 Hektar Wald seien in den vergangenen Jahrzehnten komplett abgestorben.
Protest von "Extinction Rebellion" vor Bergedorfer Bahnhof
Die Organisation bekräftigte ihre Forderung nach einer Bürgerbeteiligung in einem Klima-Bürgerrat. Darin sollen per Los ermittelte Bürger unter Beratung durch Klima-Experten Strategien erarbeiten, um die Naturzerstörung und den Klimawandel zu stoppen. „Damit die Politik sich nicht weiter ausbremsen lässt durch mächtige Lobbygruppen und die eigene Angst vor den Wählern“, erklärte sie.
Extinction Rebellion ist eine Umweltschutzbewegung mit dem erklärten Ziel, durch Mittel des zivilen Ungehorsams Maßnahmen von Regierungen gegen das Massenaussterben von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen als Folge der Klimakrise zu erzwingen. Sie entstand 2018 in England, allein in Deutschland gibt es heute mehr als 100 Ortsgruppen.
Aktion in der Bergedorfer Innenstadt unterschiedlich bewertet
Die Aktion in der Bergedorfer Innenstadt wurde unterschiedlich bewertet: „Wir sind so mit Corona-Nachrichten zugeballert, da ist es gut, wenn wir auch mal an die anderen Probleme dieser Welt erinnert werden“, meinte Claudia Bahr (28) aus Bergedorf.
Dirk Braak (52) aus Reinbek fand die Baum-Aktion „zu zahm. Es ist ja gut gemeint, aber hier schaut doch kaum jemand zu. So lange die Demonstranten nicht den Straßenverkehr behindern, werden sie nicht beachtet.“