Bergedorf/Geesthacht. Bergedorfs Lokalpolitiker lehnen das von der Opposition geforderte Impfzentrum ab. Gesundheitsamt kündigt „Schwerpunktpraxis“ an.

Es war ein harter Schlagabtausch der Argumente, den sich die Bergedorfer Lokalpolitik in der Sondersitzung des Gesundheitsausschusses lieferte: Nur knapp setzte sich die Koalition mit sieben zu sechs Stimmen durch gegen die von der Opposition geforderte Einrichtung eines Bergedorfer Impfzentrums nach dem Vorbild der Hamburger Messehallen.

Zuvor hatte Dr. Jürgen Duwe, Leiter des Bergedorfer Gesundheitsamtes, eine andere lokale Lösung angekündigt: „Die Umsetzung ist noch schwer, aber voraussichtlich Anfang März wird für Bergedorf eine Schwerpunktpraxis benannt, in der geimpft wird.“

CDU will sich nicht auf Hausarztpraxen verlassen

Mit mehr als 130.000 Einwohnern sei Bergedorf auf dem Niveau einer Großstadt, mahnte die Opposition: „Wir dürfen uns doch nicht hinter der Kassenärztlichen Vereinigung verschanzen. Andere Bundesländer haben in jedem Dorf ein Impfzentrum“, verteidigte Mathias Zaum vehement den CDU-Antrag auf organisatorische Vorkehrung, sobald es mehr Impfstoff gibt. Allein auf die Hausarztpraxen mag er sich nicht verlassen. Es sei fraglich, so auch Lutz Jobs von der Links-Fraktion, ob allein mit Impfungen in den Praxen alle Bergedorfer erreicht werden könnten: „Wir haben viel zu wenig Hausärzte in Bergedorf.“

Sollte Ende März schon die gewünschte Lieferung kommen, „könnte ein Impfzentrum das gar nicht mehr bewältigen“, kontert Dr. Henning Seevers im Namen der Grünen: „Wenn aber alle Hausärzte übernehmen und täglich 20 Menschen impfen, wären wir im September wirklich mit allem durch.“

DRK und Kassen übernehmen Transport zu den Messehallen

Auch die SPD vertraut auf die Praxen: „Wir brauchen kein Impfzentrum, wenn im April zwei weitere Impfstoffe zugelassen werden, die wohl im Mai in die Arztpraxen gehen“, so Simone Gündüz. Nicht zuletzt wiesen die Genossen darauf hin, dass man keine rechtliche Einflussnahme habe: „Diese Diskussion schürt eine Wunsch-Hoffnung, die wir nicht erfüllen können“, so Fraktionschefin Katja Kramer.

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    Dem größten Kritikpunkt, dass derzeit alle Impfberechtigten in die Messehallen müssen, konnte Dr. Duwe ein wenig Wind aus den Segeln nehmen. Er verwies darauf, dass DRK und Krankenkassen den Transport übernehmen, „zudem haben die Taxen einen Vertrag mit der Stadt. Auch sie fahren ab März“. Seine Hoffnung liegt indes auf der Schwerpunktpraxis. Das sei ein guter Anfang, „und irgendwann werden jeder Arzt und das Gesundheitsamt impfen dürfen – aber das ist noch Zukunftsmusik“.

    Impfzentren in Geesthacht und Reinbek gehen an den Start

    Unterdessen haben sich zum Start im Impfzentrum in Geesthacht am 1. März bereits 65 Menschen angemeldet. Sie erhalten zwischen 8 und 12 Uhr im ehemaligen Berufsbildungswerk am Dialogweg das Vakzin von Biontech/Pfizer.

    Lange umkämpft geht im Kreis Stormarn nach dem Impfzentrum in Bad Oldesloe am Montag auch das im Reinbeker Jürgen-Rickertsen-Haus an den Start. Dort wird zuerst von 9 bis 12 Uhr nur das Vakzin AstraZeneca verimpft. 96 Termine pro Tag wären möglich. Ab 15. März erhält Reinbek auch den Impfstoff Biontech, sodass dann zunächst alle Menschen ab 80 Jahren immunisiert werden.