Hamburg. Handwerker, die sich spezialisiert und Nischen besetzt haben, kommen gut durch die Pandemie. Manche freuen sich sogar über ein Plus.

Es gibt sie, die Handwerker, die auch in der Krise mit gut gefüllten Auftragsbüchern ausgestattet sind oder sogar den Umsatz steigern können. Als „körperferne Dienste“ werden diese Bereiche von Christian Hamburg klassifiziert. Er hat als Bezirkshandwerksmeisters den Überblick über die Lage seiner Berufskollegen.

Wir stellen zwei von ihnen vor: einen Tischlerei- und einen Ausbaubetrieb. Bei beiden Unternehmen stehen junge Handwerksmeister an der Spitze, die mit Geschick, Erfahrung, Hartnäckigkeit und Improvisationstalent die Auswirkungen der Pandemie bewältigen. Sie eint, dass sie erfolgreich eine Nische besetzt haben.

Familienbetriebe in Bergedorf sind gut aufgestellt

Thorsten Scheer, Chef der Knoop Bauunternehmung GmbH, mit der Handwasch- und Desinfektionsstation auf einem Firmenwagen
Thorsten Scheer, Chef der Knoop Bauunternehmung GmbH, mit der Handwasch- und Desinfektionsstation auf einem Firmenwagen © Thomas Pöhlsen | Thomas Pöhlsen

„Wir können uns nicht beklagen“, sagt Thorsten Scheer (32) von Knoop Bauunternehmung. Er leitet in sechster Generation ein Familienunternehmen mit Sitz am Elbdeich, dass sich auf Sanierung und Umbauten am und im Haus sowie Wärmedämmung spezialisiert hat. Er hat sechs Mitarbeiter plus zwei Auszubildende.

Eike Christian Curdt (37) hat sich mit seinen 28 Mitarbeitern auf hochwertigen Brandschutz und Tischlerarbeiten festgelegt. Die Willi Curdt & Co GmbH ist auf Einzelanfertigungen spezialisiert. Die Geschäfte laufen gut, so Curdt. Der Tischlermeister, der in dritter Generation den Familienbetrieb führt, musste zwar zwischen April und Juni neun Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Das hatte aber nicht nur produktionstechnische Gründe. Einige Mitarbeiter müssten zu Hause Kinder betreuen.

Kunden treffen Entscheidungen langfristig

Aktuell profitiert der Tischlermeister von einem Großauftrag in der Speicherstadt. Hier saniert Curdt historische Fenster und Türen. Das große Plus seines Betriebes in Zeiten der Pandemie ist die 1000 Quadratmeter große Werkhalle, in der die Kollegen weit auseinander arbeiten können. Kunden werden die Produkte vor die Hallentür gestellt. Einladen müssen sie sie selbst.

Entscheidungen für Sanierungen, Um- oder Anbauten werden von den Kunden langfristig gefällt, erklärt Scheer den Umstand, dass es trotz Corona bei Knoop Bauunternehmung keine Auftragsdelle gibt. Die Planungen sind fertig, der Kredit ist bewilligt. Da wird nicht kurzfristig das Projekt gestoppt, so der Handwerksmeister.

Umfangreiche Hygienepläne sind obligatorisch

Mit mehreren Gewerken gleichzeitig zu arbeiten, geht jetzt allerdings nicht mehr im Scheerschen Betrieb. Folgen sind erhöhte Abstimmungsbedarfe, also mehr Arbeit für den Chef. Folge: Die Projekte dauern länger. Das wird klar kommuniziert. „Ich bin bei den Kunden auf viel Akzeptanz gestoßen“, sagt er.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Beide Betriebe haben einen umfangreichen Hygieneplan erarbeitet. Es werden etwa feste Zweierteams gebildet, wenn es zu den Kunden geht. Wasch- und Desinfektionsmöglichkeiten wurden in die Autos eingebaut. Es gibt einen ausgeklügelten Zeitplan für versetzte Pausen. „Den Laden wegen einer Infektion zu schließen, können wir uns nicht leisten“, sagt Curdt.

Keine Stornierung von Aufträgen

Auftragsstornierungen kennen beide nicht. Bei Scheer liegt ein Auftrag auf Eis, weil die Auftraggeberin zusammen mit ihrer betagten Mutter lebt und keine Menschen ins Haus kommen sollen. Bei Curdt steht eine fertige Tür im Lager, die noch nicht abgenommen wurde.

Eine schlechte Erfahrung hat er bei Ausschreibungen gemacht. Hier hat Curdt den höheren Zeit- und Arbeitsaufwand wegen der Einhaltung der Corona-Regeln bei der Preisgestaltung berücksichtigt. Folge: Den Zuschlag hat ein anderer bekommen.