Bergedorf. Die Betriebe haben sich schnell auf die Situation eingestellt. Aber es gibt die Sorge, dass Auswirkungen erst noch sichtbar werden.

Als sich im März die Nachrichten und Verordnungen zur Eindämmung des Coronavirus überschlugen, trieb das auch den Handwerken die Sorgenfalten auf die Stirn. Die Angst vor leeren Seiten in den Auftragsbüchern war groß. Inzwischen habe man sich ganz gut auf die Situation eingestellt, sagt Christian Hamburg. Bergedorfs Bezirkshandwerksmeister hält regelmäßig Rücksprache mit den Betrieben.

Auswirkungen in den Gewerken waren sehr unterschiedlich

Allerdings seien die Auswirkungen je nach Gewerk sehr unterschiedlich: Branchen, die komplett schließen mussten, wie Friseure oder Kosmetiker, hätten sich natürlich große Sorgen gemacht: „Die Kosten für Miete und Personal laufen weiter, aber man kann nichts machen“, so Christian Hamburg.

Auch Gewerke, die unmittelbar mit dem Kunden in Kontakt kommen, etwa durch persönliche Beratungen wie der Goldschmied oder Innenausstatter, hätten schnell die Auswirkungen in den Auftragsbüchern gespürt. Hamburg: „Die Kunden haben auf die Bremse getreten.“ Dies sei auch nachvollziehbar, wollten sie in einer Zeit, in der alle zu Hause bleiben sollen und keinen Kontakt zu anderen Menschen suchen, nicht Handwerker ins Haus holen, wenn es vermeidbar ist.

Corona-Verhaltenweisen schnell verinnerlicht

Gewerke allerdings, die sowieso in räumlicher Distanz zum Kunden arbeiten, wie etwa Dachdecker, hätten die Krise nicht so intensiv zu spüren bekommen, resümiert Hamburg. Zudem würden sie häufig Aufträge ausführen, die bereits aus der Zeit weit vor Corona stammen: „Der Bau eines Hauses wird auch nicht in so einer Zeit auf einmal gestoppt.“ Viel mehr müssen man in diesen Bereichen aufmerksam sein, ob die Corona-Auswirkungen erst mit mehrmonatiger Verzögerung sichtbar werden: „Wir haben Ferngläser aufgestellt und einen wachsamen Blick in die Zukunft“, sagt der Bezirkshandwerksmeister.

Angemessene Corona-Verhaltensweisen hätten die Betriebe schnell verinnerlicht: Neben Abstand halten und Maske tragen, wurden auch frühzeitig kleine Teams gebildet, die stets miteinander arbeiten und gar nicht auf die anderen Kollegen treffen. Auch die Fahrt zu Baustellen würde stets allein im Fahrzeug oder auch mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln erfolgen anstatt im engen Firmentransport. Das mache das Arbeiten zwar auch kostenaufwendiger, allein durch steigende Benzinkosten und den Einsatz mehrerer Fahrzeuge. Letztlich würde es sich aber in jedem Fall auszahlen, da nicht die Gefahr bestehe, dass das gesamte Team ausfällt, sollte sich ein Mitarbeiter tatsächlich mit dem Coronavirus infizieren.

Viel Beratung durch die Handwerkskammer

Das Beantragen von Kurzarbeit, Krediten oder Geld aus Sonderfonds sei für viele absolutes Neuland gewesen, so Christian Hamburg. Wenn Betriebe betroffen waren, hätten sie es gut hingekriegt, betont Hamburg. Eine Umfrage mit den Betrieben habe gezeigt, dass die Anträge schnell gemacht oder bewilligt wurden.

Die Handwerkskammer Hamburg habe „extrem viele Beratungen“ durchgeführt. Dabei sei allen zugute gekommen, dass der Telefonservice schon weit vor Coronazeiten geschult und optimiert wurde, sämtliche Mitarbeiter nun gut aufgestellt waren.

Digitalisierungsschub und lokale Solidarität

Auch den Betrieben habe die Situation in Sachen Digitalisierung einen Schub gegeben und einiges auf den Weg gebracht, „was wir zwangsläufig sowieso hätten machen müssen“, sagt Christian Hamburg. So seien viele Betriebe jetzt in den sozialen Medien präsent oder hätten die Beratung von Kunden per Videochat eingeführt. Kreative Ideen seien es auch gewesen, mit denen viele Handwerker der Krise getrotzt hätten: So habe der Maler- und Raumausstatter plötzlich Masken statt Gardinen angeboten, der Glaser Spuckschutzwände statt Fenster hergestellt und der Bäcker Brottüten an die Haustüren älterer Menschen gebracht.

Auch die Solidarität in der direkten Umgebung sieht Hamburg als positives Signal aus der Coronazeit: „Gerade jetzt ist es wichtig, dass man sich untereinander hilft, der Maler auch weiterhin sein Brötchen nebenan beim Bäcker kauft Und das hat auch sehr gut funktioniert. Der lokale Wirtschaftskreislauf wurde angekurbelt“, sagt er.