Hamburg. Wie geht es jungen Menschen in den Zeiten von Corona? Während einer Videokonferenz der Grünen konnten die Betroffenen berichten.
Ein Experiment in Sachen politischer Auseinandersetzung haben die Bergedorfer Grünen gestartet. Eine Diskussion über die aktuelle Corona-Situation wollten sie anstoßen. Dabei haben sie sich eine Zielgruppe ausgesucht, der besondere Affinität zu den digitalen Kommunikationsformen nachgesagt wird. Und es gibt eine besondere Betroffenheit unter den Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
„Corona ist für junge Leute eine Herausforderung, da soziale Kontakte real kaum möglich sind und alles nur noch über das Internet möglich ist, wie zum Beispiel das Homeschooling“, erklärt Fabio Detmer von der Grünen Jugend, der zusammen mit Heribert Krönker, Jugendhilfeexperte der Bergedorfer Grünen, die Diskussion leitete. „Wir wollen in der Pandemie trotzdem unserer Veranstaltungen online aufrechterhalten“, so Detmer.
Corona-Talk: Schüler, Studenten und Berufstätige machen mit
Neun Teilnehmer haben sich eingewählt. Eine Umfrage ergibt, dass zu ziemlich gleichen Teilen Schüler, Studenten und Berufstätige Interesse an dem Thema und den Grünen gezeigt haben. Das Alter liegt zwischen 16 und 24 Jahren.
Es wird derzeit viel gechattet, etwa über Facebook, berichteten alle Teilnehmer. Das bedeutet aber nicht, dass die sozialen Kontakte damit aufrechterhalten werden können. Es gibt zwar Treffs mit ein oder zwei Freunden. Es wird jedoch der Kontakt in der Gruppe vermisst und es gibt die Sorge, dass sie Freunde verlieren könnten. Diese Beobachtungen hat eine Mitarbeiterin eines Jugendzentrums bestätigt, die sich ebenfalls eingewählt hat.
Homeschooling läuft nicht so, wie es soll
Ein großes Thema ist weiterhin das Homeschooling. Grundsätzlich wird moniert, dass es immer wieder technische Schwierigkeiten gibt. Im zweiten Lockdown müsste es doch eigentlich möglich sein, das problemlos hinzubekommen, wurde spitz kritisiert. Manche Lehrer schaffen es, guten Online-Unterricht zu machen, andere wiederum nicht.
Und es gibt Schüler, die nicht über ein Laptop verfügen und damit abgehängt werden. Dort ist dringender Handlungsbedarf. Mehrere Teilnehmer der Videokonferenz machen sich Sorgen, dass sie zu viel vor dem Bildschirm sitzen und deswegen ihre Augen leiden könnten.
Studenten können nicht experimentieren
Studenten schildern, dass Online-Vorlesungen und -Seminare zwar gut funktionierten. Es werden jedoch die Arbeitsgruppen vermisst. In den technischen, ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengängen mangele es an praktischen Arbeiten, etwa an Experimenten und Versuchen.
Die Berufstätigen schilderten, dass sie zufrieden seien mit der technischen Ausstattung und den Möglichkeiten, im Homeoffice zu arbeiten. In den Betrieben werden die AHA-Regeln nach ihrer Aussage aber manchmal lax gehandhabt.
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Grüne wollen die jungen Menschen „abholen“
Die Corona-Politik in Berlin und Hamburg war kein Thema in der Grünen-Videokonferenz, und das lag auch an der Gesprächsführung. „Wir wollten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ‚abholen‘, sie ihre persönlichen Gedanken schildern lassen“, so Krönker.
In einem Fall haben die Diskutierenden jedoch eine klare Forderung an die Politik in Bund und Land formuliert. Sie wollen von den Politikern mehr Einsatz für die Digitalisierung an den Schulen sehen.
Online-Experiment soll fortgesetzt werden
Mit dem Verlauf des Online-Experiments sind die beiden Organisatoren jedenfalls zufrieden. „Ein wirklich nettes Format“, so Krönker. In ein paar Monaten will er erneut eine Online-Diskussion starten, dann vielleicht zu dem Ur-Grünen-Thema Klimaschutz.