Hamburg. Gabriele Neubert ist sauer, denn die scheinbar achtlos abgestellten Roller werden zum Hindernis für andere Verkehrsteilnehmer.

Mal liegen sie quer und versperren Fußgängern den Weg. Dann sind sie genau in der Mitte eines Durchgangs abgestellt worden, sodass mit Kinderwagen oder Rollator kein Durchkommen ist: Gabriele Neubert ärgert sich über E-Scooter der Firma Voi, die scheinbar achtlos abgestellt sind und so zum Hindernis für andere Verkehrsteilnehmer und Fußgänger werden. „Ich bin richtig sauer“, sagt sie über das Verleihsystem.

Die Pensionärin wohnt am Gojenbergsweg, wo regelmäßig E-Roller abgestellt werden. Dort gibt es die Senioreneinrichtung im ehemaligen Bergedorfer Krankenhaus. Bewohner mit eingeschränkter Mobilität sind im Rollstuhl oder mit ­Rollatoren gern im angrenzenden St.-Michael-Park unterwegs. Ihnen versperren die rotbraun lackierten Zweiräder regelmäßig genauso den Weg wie Müttern und Vätern mit ihren Kinderwagen, die ihren Nachwuchs in einen nahen Kindergarten bringen wollen.

E-Scooter Voi sorgen für Ärger in Bergedorf

Die Hälfte der Scooter werde in ihrer Gegend vernünftig abgestellt, schätzt sie. Die andere Hälfte allerdings nicht. Entweder machen sich die Fahrer keine Gedanken, wo sie ihre Roller abstellen, oder es ist Böswilligkeit im Spiel, anderen den Weg versperren zu wollen, argwöhnt die 66-Jährige.

Ihren Ärger wollte Gabriele Neubert auf der Webseite des schwedischen Start-up-Unternehmens loswerden. „Es gibt noch nicht mal einen Button, über den man einen schlecht abgestellten Roller melden kann“, kritisiert sie den aus ihrer Sicht ungenügenden Voi-Service. Sie schrieb eine E-Mail an den Verleiher und erhielt eine Antwort, die ihr verdächtig nach einem vorformulierten Standardtext aussah. Als sie auf die Voi-Mail antwortete, gab es gar keine Rückmeldung mehr.

Neubert hat sich an die Polizei in Bergedorf gewandt

Daraufhin wandte sich Gabriele Neubert an die Polizei. Die nahm zwar den Hinweis auf, riet aber dann, den Roller einfach zur Seite zu schieben. „Die Dinger sind doch schwer“, wundert sie sich über den Rat. „Diese Menschen haben einen Lern- und Handlungsbedarf“, urteilt die frühere Grundschulpädagogin. Wenn Voi oder die Ordnungsbehörden nicht auf das rücksichtlose Abstellen reagieren, könne es keine Veränderung geben.

Grundsätzlich hat Gabriele Neubert nichts gegen die Mietroller einzuwenden. „Das ist wohl der Trend der Zeit“, sagt sie. Allerdings würde sie selbst nie einen E-Scooter benutzen. Die Lehrerin im Ruhestand ist bei gutem Wetter lieber mit ihrem Fahrrad unterwegs.

Sie kennt das Problem auch aus der Schweiz, wo ihre Tochter lebt. Dort konnten die Zweiräder anfangs wie in Deutschland einfach auf öffentlichem Grund abgestellt werden. Es gibt wegen der sich häufenden Beschwerden mittlerweile, aber­ ­ausgewiesene Parkflächen für Roller. Das schränkt jedoch die ­flexible Nutzung des Fort- bewegungs­systems mit dem modernen Image ein.