Hamburg. Bezirk hat mit 122 den höchsten Sieben-Tage-Inzidenzwert innerhalb Hamburgs. Ursache könnte die hohe Dichte an Familien sein.
Die Corona-Zahlen im Bezirk Bergedorf bleiben auf extrem hohem Niveau – und das könnte nach Erkenntnissen des Gesundheitsamtes mit der britischen Mutation des Virus zusammenhängen: „In Bergedorf kursieren aktuell diese Varianten“, teilte Bezirksamtsleiter Arne Dornquast am Dienstagnachmittag mit. „Einige Fälle resultieren aus einem Ausbruch am Arbeitsplatz außerhalb Bergedorfs und wurden hier in den Familien weitergegeben.“
Die am Dienstag veröffentlichten Werte der sieben Hamburger Bezirke lassen Bergedorf mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 122 Fällen je 100.000 Einwohner weiter den mit Abstand höchsten Wert vermelden. Zum Vergleich: Ganz Hamburg lag Dienstag bei einer Inzidenz von 67,6, der Bezirk Eimsbüttel sogar unter 50, konkret bei 47,1.
Britische Corona-Mutation: Fälle im Bezirk Bergedorf bekannt
Bergedorf hält sich dagegen schon seit Wochen bei sehr hohen Inzidenzen, wobei die Spitze von 143 aus der letzten Januar-Woche jetzt überwunden zu sein scheint. „Wir stehen natürlich mit der Gesundheitsbehörde in einem ständigen Austausch, und unser Gesundheitsamt arbeitet vorbildlich in der Ermittlung der Fälle und der Kontaktnachverfolgung“, sagt Bezirksamtsleiter Dornquast, der in Bergedorfs besonderer Bevölkerungsstruktur einen Grund für die hohen Inzidenzwerte vermutet: Die Familiendichte sei im Bezirk besonders hoch, was die Weitergabe des Virus erleichtere. Stadtteile mit mehr Single-Haushalten seien für solche Fälle besser gewappnet – sofern die geltenden Abstands- und Hygienevorschriften eingehalten werden.
Auch Prof. Dr. Martin Keuchel, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin des Agaplesion Bethesda Krankenhauses am Glindersweg, bestätigt hohe Zahlen: „Wir bekommen eine Infektionswelle immer erst mit ein bis zwei Wochen Verzögerung zu spüren.“ Und genau das sei jetzt der Fall, sagte er am Dienstag: Mit 16 Personen im Alter von 50 bis über 80 Jahren sei die Isolierstation des Bergedorfer Krankenhauses so gut wie ausgelastet, weitere drei Corona-Patienten (45 und 75 Jahre) lägen auf der Intensivstation. „Zudem befinden sich nochmals fünf Patienten nach Abklingen der Erkrankung weiter in stationärer Behandlung. Sie leiden unter typischen Symptomen wie Atemwegsproblemen und allgemeiner Schwäche nach der Corona-Infektion.“
Bürgermeister Tschentscher spricht sich weiter gegen Lockerungen aus
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hält derweil an seiner Absage an Corona-Lockerungen fest – und will sich für diese Position auch beim heutigen Treffen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stark machen. Senatssprecher Marcel Schweitzer formulierte das am Dienstag in der Landespressekonferenz recht kategorisch so: „Gegenwärtig gibt es keinen Spielraum für Öffnungen.“
Schweitzer machte deutlich, dass die Corona-Lage derzeit aus Sicht des Senats etwas anderes nicht hergibt. Die Inzidenz sinke viel zu langsam, der R-Wert sei mit 0,85 immer noch „deutlich zu hoch“, sagte er. Der R-Wert gibt an, wie viele weitere Menschen ein Infizierter ansteckt. Zudem sei unklar, welche Folgen die neuen Virus-Mutationen auf das Infektionsgeschehen hätten.
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Angesichts dieser Aussagen wird mit Spannung erwartet, zu welchen Entscheidungen die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin bei ihrer Konferenz am Mittwoch kommen werden. Denn Tschentschers Haltung wird durchaus nicht von allen Ministerpräsidenten geteilt. Nicht einmal der Norden ist sich einig. Daniel Günther (CDU), Schleswig-Holsteins Ministerpräsident, legte unlängst einen Plan vor, wonach erste Öffnungen bei einer Unterschreitung der 100er-Inzidenz vorgenommen werden sollen.