Bergedorf. Bergedorfer Händler freuen sich über zahlreiche neue Kunden. Viele erledigen hier jetzt ihre kompletten Wocheneinkäufe.

Der Blumenstand von Meike und Wolfgang Martens bietet einen guten Blick auf das aktuelle Geschehen. Auf dem Bergedorfer Wochenmarkt stehen die Beiden an der Ecke Vinhagenweg und Chrysanderstraße, können so praktisch das ganze Marktgeschehen überblicken. „Wir sehen, dass deutlich mehr Menschen auf den Markt gehen“, sagt der Blumenhändler aus Reitbrook. Und das wirkt sich positiv auf das Geschäft aus, weiß er auch durch Gespräche mit Kollegen. Es gibt einen neuen Trend zum Einkaufen auf dem Wochenmarkt.

Grundsätzlich sind die Monate Januar und Februar wetterbedingt schwierig für den Blumenhandel, erklärt Martens. Für ihn um so positiver, dass er neben seinen Stammkunden auch viele Neukunden begrüßen darf. Ein Plus kann er vermutlich auch verzeichnen, weil die Blumengeschäfte im harten Lockdown geschlossen bleiben müssen. Er lobt die Disziplin der Menschen. „99 Prozent der Marktbesucher tragen Maske“, so Martens. Wer dies nicht tut, wird freundlich, aber bestimmt darauf hingewiesen.

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Teils Wartezonen wie am Flughafen

Gegenüber seinem Blumenstand befindet sich ein Fischhändler, bei dem sich die Schlange der Kunden um die Ecke zieht. Bei anderen Händlern sorgt die Einhaltung der Abstandsregeln für ähnlich lange Reihen. Ein Verkäufer hat sogar Absperrungen aufgebaut, wie sie auf Flughäfen vor den Abfertigungsschaltern üblich sind.

Meike und Wolfgang Martens bringen mit Blumen Farbe ins Leben.
Meike und Wolfgang Martens bringen mit Blumen Farbe ins Leben. © Thomas Pöhlsen | Thomas Pöhlsen

Dass die Marktbeschicker zu den Gewinnern der Krise gehören, kann auch Jörg Kalmbach bestätigen. Er verkauft mit Rohmilchkäse, Baguette, Croissant und Wein ein Stück französische Lebensart. „Die Kunden sehen den Vorteil des Einkaufens unter freiem Himmel gegenüber der Enge des Supermarktes, weil die Ansteckungsgefahr als geringer eingeschätzt wird“, sagt er. Und in Zeiten von Restaurantschließungen, Homeoffice und -schooling würden mehr Lebensmittel gekauft. Einige entdeckten das Kochen für sich. Andere kochten mehr als vor Corona. „Ich hoffe, dass das so bleibt“, sagt Kalmbach über das neue Interesse am Wochenmarkt.

Trend zum Selberkochen

Mit Käse deckt sich Ulrike Eckert-Riecke bei ihm ein. „Eigentlich kaufe ich alle Lebensmittel auf dem Wochenmarkt“, erklärt sie. Zu Aldi gehe sie nur, um Hustenbonbons zu kaufen, weil die ihr gut schmecken. Der Trend zum Selbstgemachten ist nichts Neues für sie: „Ich koche mit viel Leidenschaft“, sagt Ulrike Eckert-Riecke.

Joachim Pape und Holger Reich sind ebenfalls regelmäßige Kunden des Wochenmarktes, der für sie fußläufig erreichbar ist. Sie schätzen neben der Frische und der Qualität der Produkte noch den Kontakt mit Freunden und Bekannten, die sie zufällig auf dem Markt treffen. Die AHA-Regeln werden eingehalten, aber Klönschnack muss sein, gerade in diesen Zeiten.

Sorge um den Wochenmarkt am Dienstag

Die Händler auf dem Bergedorfer Wochenmarkt können sich über deutlich mehr Kunden während des harten Lockdowns freuen.
Die Händler auf dem Bergedorfer Wochenmarkt können sich über deutlich mehr Kunden während des harten Lockdowns freuen. © Thomas Pöhlsen | Thomas Pöhlsen

Sie regen sich über die Straßensperrung am Sander Damm auf, die sie als Anwohner besonders trifft. Sorgen macht ihnen auch die Entwicklung der Bergedorfer Innenstadt. „Ein Geschäft macht zu, dann wird dort ein Grill oder ein Wettbüro eröffnet“, kritisiert Reich. Als regelmäßige Kunden sind sie mit dem Freitags-Wochenmarkt in Bergedorf zufrieden, haben jedoch Bedenken wegen der Entwicklung des Dienstagsmarktes. Dort habe es einen Käufer- und Anbieterschwund gegeben. Ihre Hoffnung: Dank der neuen Kauflust kehrt sich der Negativtrend um.

Einhalten der Maskenpflicht wird streng überprüft

Der Bezirk achtet nach Auskunft von Pressesprecherin Martina Parlow streng auf die Einhaltung der Maskenpflicht, und zwar während der gesamten Marktzeit. Kunden ohne Maske würden gebeten, umgehend eine aufzusetzen oder den Markt auf dem kürzesten Weg zu verlassen. „Händler ohne medizinische Maske sind uns bislang noch nicht aufgefallen“, sagt Martina Parlow.

Hamburg sichert über Wochenmärkte Versorgung der Bevölkerung

Nicht nur Lebensmittel, sondern auch Waren des täglichen Bedarfs wie Blumen und Bekleidung können aufgrund der geringeren Infektionsrisikos auf dem Wochenmarkt verkauft werden. So will Hamburg die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen.