Hamburg. Diebe machen in den Fahrzeugen fette Beute. Was Handwerker berichten - und wie sie sich schützen.

„Elektrowerkzeug aus Sprinter gestohlen“, „Handwerkerfahrzeug aufgebrochen“, „Autoknacker machen Werkzeug-Beute“ – mehrmals in der Woche berichtet die Polizei von nächtlichen Einbrüchen in Handwerkerfahrzeuge in Bergedorf und im Landgebiet – mal an der Mendelstraße in Lohbrügge, mal am Kurfürstendeich in Curslack, mal am Allermöher Werftstegel.

„Es wird immer schlimmer“, sagt Bernd Hegemann, Bezirksmeister des Sanitärhandwerks in Bergedorf. „In den letzten Monaten häufen sich diese Vorfälle, und es gibt kaum noch einen Betrieb, der bisher davon verschont wurde.“

Handwerker-Autos werden immer häufiger aufgebrochen

Sanitärbetriebe und das Elektrohandwerk stehen nach seinen Worten ganz oben auf der Hitliste der Verbrecher, weil sie die kostbarste Ausrüstung geladen haben. „Wir fahren doch mit richtigen Kapitalbomben durch die Gegend.“ Allein eine Rohrkamera hat schon einen Anschaffungswert zwischen 3000 und 5000 Euro, und wer dann auch noch einen gescheiten Akkuschrauber, Flex und eine Rohrzange an Bord hat, rollt mit Werten rund um 10.000 Euro durch sein Einsatzgebiet.

Ist es eine organisierte Bande, die den Handwerksbetrieben in Hamburgs Osten seit Monaten das Leben schwer macht? Die Polizei kann das auf Anfrage nicht bestätigen. Zu unterschiedlich sind Beuteschema und Vorgehensweise der Täter, die mal die Hecktüren aufbrechen, mal deren Scheiben einschlagen, auch mal das Türschloss der Beifahrertür knacken oder sich durch deren Dreiecksscheibe Zugang zur Verriegelung verschaffen. Allerdings sei nicht auszuschließen, dass auch mal Tatzusammenhänge bestehen.

Ein Einbruch in ein Haus oder eine Wohnung ist schwieriger geworden

Carsten Wulff, geschäftsführender Gesellschafter des Bergedorfer Elektrobetriebs Eckstein, berichtet von einem Gespräch mit einem Polizeichef in Mecklenburg-Vorpommern: „Der meinte, er könnte wohl jeden dritten Lieferwagen mit osteuropäischem Kennzeichen und verdunkelten Scheiben anhalten und würde westdeutsches Werkzeug darin finden, dessen Herkunft sich nicht erklären lässt.“

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Bergedorfs Bezirkshandwerksmeister Christian Hamburg sieht auch die Corona-Pandemie als Faktor für die wachsende Beliebtheit der Autos bei Einbrechern: „Jetzt, wo die Leute fast immer zu Hause sind, ist ein Einbruch in ein Haus oder eine Wohnung doch viel schwieriger zu verüben als früher. Also gehen die Täter auf geparkte Fahrzeuge los.“

Fahrzeug im Elektrohandwerk hat einen Wert von 5000 bis 6000 Euro

Für Carsten Wulff hat es wenig Sinn, die Autos mechanisch gegen Einbruch zu sichern. „Da kannst du noch so ein gutes Schloss einbauen. Die Täter sind ausreichend spezialisiert und zersägen dann eben das Blech um das Schloss herum.“ Er musste schon erfahren, dass die Transporter nicht nur an den Wohnorten der Monteure geknackt werden. „Das ist auch schon hier bei uns auf dem Hof passiert und sogar schon mehrmals bei unserem Nachbarbetrieb.“

Auch im Elektrohandwerk hat ein solches Fahrzeug Werte zwischen 5000 und 6000 Euro geladen. „Und wer in der Glasfasertechnik arbeitet, kommt damit längst nicht aus. Da kostet schon ein Messgerät bis zu 20.000 Euro. Diese Betriebe weisen ihre Mitarbeiter aber an, die Geräte niemals über Nacht im Auto zu lassen. Und auch wer ein Notebook hat, sollte es besser mit ins Haus nehmen.“

Eine mögliche Lösung: Werkzeugstücke mit GPS-Tracker ausstatten

Für die komplette Werkzeugausrüstung kann das aber niemand von seinen Mitarbeitern verlangen, meint Sanitär-Chef Bernd Hegemann. „Da wäre man ja täglich eine Stunde lang nur mit Ein- und Ausräumen beschäftigt.“ Auch eine Versicherung für Gegenstände im Fahrzeug ist für ihn nicht die Lösung: „Da sind die Prämien so hoch, dass du lieber gleich ein geplündertes Fahrzeug selbst neu ausstatten kannst.“ Hegemann selbst hatte im vergangenen Jahr das große Glück, dass die Täter geschnappt wurden, die eines seiner Fahrzeuge geknackt hatten. „Daher haben wir die Sachen zurückbekommen. Das ist aber die große Ausnahme.“

Demnächst will er seine kostbareren Werkzeugstücke mit GPS-Trackern ausstatten, sodass sie per Satellit jederzeit geortet werden können. „Kostet zwar auch ein paar Hundert Euro. Aber es schreckt die Täter natürlich ab, und die Tracker sind auch so gut befestigt, dass man sie nur mit hohem Aufwand entfernen kann.“ Mittlerweile gibt es auch Geräte, bei denen solche Tracker versteckt eingebaut sind. Die sind dann noch einmal teurer, führen aber auf die Spur der Täter.