Hamburg. Der Jugendhilfeausschuss hat sich mit der Corona-Situation beschäftigt. Gute Arbeit leisten und gleichzeitig Abstand halten - geht das?

Der Betrieb muss weitergehen, so weit es unter den Bedingungen des harten Lockdowns möglich ist: Dies ist das Fazit der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses, der sich mit der aktuellen Situation in den offenen Jugendtreffs und Kindergärten beschäftigt hat. In den Jugendeinrichtungen löst das Kontaktverhalten der Besucher Probleme aus, in den Kindergärten fehlen klare Regelungen durch die Sozialbehörde.

Im ersten Lockdown waren alle Treffs für Kinder- und Jugendliche geschlossen. Jetzt wird mit individuellen Lösungen für jede Einrichtung gearbeitet. Jedes Haus verfügt über ein eigenes Hygienekonzept, nach dem sich Besucher und pädagogisches Personal richten müssen. Weiterhin offen, jedoch unter eingeschränkten Öffnungszeiten, ist etwa das Jugendzentrum KAP. „Die Besucher halten sich an die Regeln“, ist Clemens Schuster vom KAP zufrieden mit der aktuellen Situation. Das war vor Weihnachten nicht so, als die Polizei rund um den Treff wegen fehlender Abstände Präsenz zeigen musste.

Wie wird in Jugendtreffs und Kindergärten mit der Corona-Situation umgegangen?

Stefan Baumann vom Clippo berichtet, dass die Jugendlichen die Einrichtung nach wie vor im Blick hätten. Es werden Gespräche zu zweit sowie kleine Gruppenangebote gemacht. Bei der Einhaltung der Abstandsregeln komme es manchmal zu Problemen. Wenn ein Jugendlicher vor dem Beratungsgespräch zu zweit mit sieben Jugendlichen auf einer Parkbank sitze, habe er dann im Endeffekt mit acht Personen gesprochen. „Jugendliche haben den Drang, sich zu treffen“, zeigt der Pädagoge aber auch Verständnis.

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Allerdings gestaltet sich die Kontaktaufnahme in der offenen Jugendarbeit nicht einfach. „Sie haben verlernt, zu telefonieren“, so seine Erfahrung aus dem ersten Lockdown. Deswegen ist auch die Kontaktaufnahme via Instagram möglich gemacht worden. Mit den sozialen Netzwerken sind die Jugendlichen besser vertraut. Das Clippo bietet täglich zu festgelegten Zeiten auch eine Kontaktaufnahme via E-Mail an.

Kritik: Keine Vorgaben aus der Sozialbehörde

Die Arbeit sei „ein Spagat“, spricht Baumann im Namen der Kinder- und Jugendeinrichtungen. Die derzeitige Situation bedeute „eine große Bürde für die Einrichtung“. Von allen Fraktionen gab es Lob für die Einrichtungen und ihre Versuche, individuelle Lösungen zu finden.

Zur Situation in den Kindergärten hatte die stellvertretende Ausschussvorsitzende Elsbeth Elsner (CDU) vor der Sitzung stichprobenartig die Belegung befragt. Zwischen knapp 30 und gut 40 Prozent der Kinder befinden sich danach aktuell in den Einrichtungen.

Der Elternwille sei entscheidend, der harte Lockdown mache die Herausforderung noch größer, so die Christdemokratin. Sie kritisierte, dass es aus der Sozialbehörde keine Vorgaben gebe, nach denen die Kindergartenleitungen entscheiden. „Das wäre hilfreich“, sagt die Jugendhilfeexpertin. So müssen die Kita-Leiter in jedem Fall einzeln entscheiden.

Mitarbeiter der Kindertagesstätten wollen früher geimpft werden

Gruppenübergreifende Arbeit kann derzeit nicht stattfinden. Die Kinder werden in Kohorten betreut. Die Erzieher hätten einen höheren Besprechungsbedarf, so Elsbeth Elsner. Die Mitarbeitenden der Kindertagesstätten wollen früher geimpft werden als es nach der derzeitig geplanten Reihenfolge vorgesehen ist. Sie rangieren zusammen mit Lehrern in der Gruppe drei mit einer erhöhten Priorität. Begründung: Durch die dauerhafte Arbeit direkt mit Kindern sind sie besonderen Risiken ausgesetzt.

Viele Eltern hätten Probleme in der neuen Situation, habe Elsbeth Elsner bei ihrem Rundruf immer wieder gehört. „Es gibt aber auch Familien, die gut zurechtkommen.“