Hamburg. Gerüchte über Ende der beliebten Kneipe ärgern Andreas Laitenberger: “Sind solide aufgestellt“. Übergangsjob in der Impfterminvergabe.
Es ist ein böses Gerücht, auf das Andreas Laitenberger auf der Straße angesprochen wird: „Was? Ihr macht dicht?“ Gelesen haben die meisten dies bei der Online-Kampagne „gofundme“ für die Hamburger Gastronomie. Dort steht wortwörtlich über die Lola Bar in Bergedorf: „Die Bar mit echtem Wohlfühlambiente steht dank Corona-Virus vor dem finanziellen Aus.“ Zudem ist ein Spendenstand mit 17.780 Euro angegeben. Reicht das nicht? Verschwindet die Institution an der Lohbrügger Landstraße von der Bildfläche?
Laitenberger, seit 24 Jahren Pächter der Lola, schüttelt den Kopf und ist extrem sauer: „Die Lola Bar ist stabil aufgestellt“, sagt der 54-Jährige, „diese Aussage im Internet ist eine Frechheit.“ Hintergrund: Während des ersten Lockdowns im Frühjahr vergangenen Jahres suchten Gastronomen zusätzliche Einnahmequellen, auch über Crowdfunding-Seiten wie gofundme. Dort konnte jeder Wirt Solidaritätskampagnen starten und um Spenden bitten. So machte es auch die Lola Bar, die spendablen Stammgästen für die Höhe ihrer monetären Beiträge gleichwertige Verzehrgutscheine versprach – „sobald dieser Albtraum ein Ende hat“. Wie beliebt das Kneipenrestaurant ist, zeigte sich an der Resonanz. Mehr als 17.000 Euro kamen bis zu den ersten Corona-Lockerungen zusammen. Ab dem 13. Mail durfte Laitenberger mit Hygienekonzept wieder öffnen.
Steht die Lola Bar in Bergedorf vor dem Aus?
„Die Kampagne hat geholfen, dass es die Lola Bar noch gibt, doch Mitte Mai habe ich mich offiziell davon über soziale Medien zurückgezogen“, sagt der Lohbrügger. Dennoch lief „gofundme“ offenbar im Hintergrund weiter, jedoch ohne dass dabei großartige Summen zusammengekommen seien. Seit Mitte Mai hat der Lola-Pächter nach eigenen Angaben maximal 300 Euro aus dieser Quelle generiert, für die er selbstverständlich dankbar sei. Was Laitenberger aber ärgere, sei die Verbreitung von Falschmeldung.
Denn die Bar sei Teil des Lola Kulturzentrums und somit abgesichert. „Wenn das mit dem vermeintlichen Aus nicht aufgeklärt wird, bleibt das in den Köpfen der Leute. Und dann gehen sie, wenn es wieder geht, woanders hin“, fürchtet der Lola-Bar-Pächter.
Auf Servicehilfen wurde aus Kostengründen von Mai bis November verzichtet
Kein Zweifel: Das Geschäftsjahr 2020 war ein echter Kraftakt. Vom 13. Mai bis zum 2. November arbeiteten Andreas Laitenberger und seine drei Festangestellte quasi durch, auf Serviceaushilfen wurde aus Kostengründen verzichtet. Die Pandemie verlangte es, dass die Platzkontingente in Bar und Biergarten reduziert werden mussten. Die Lola Bar brummt vor allem an Disco- und Veranstaltungsabenden im Saal, und die gab es im Grunde nur bis Mitte März. So konnten die verfügbaren Sitzplätze (83 statt gewöhnlich 170 Plätze) noch so gut besetzt sein, Geld zu verdienen mit der Bar sei im vergangenen Jahr nicht möglich gewesen, sagt Laitenberger. Allerdings gab es Überbrückungshilfen vom Staat, womit Personal- und monatliche Fixkosten abdeckt werden konnten.
Die Existenz der Lola Bar ist momentan also nicht gefährdet, jedoch muss der Gastronom Geld verdienen, da eine Wiedereröffnung der Lohbrügger Kneipe in den Sternen steht. Andreas Laitenberger vermittelt als Mitarbeiter eines Callcenters telefonisch Corona-Impftermine in Nordrhein-Westfalen. Der 54-Jährige hatte sich zuletzt schon für das Kontaktnachverfolgungszentrum an der Stuhlrohrstraße beworben. Am liebsten jedoch möchte er schnell wieder hinter der Theke stehen. Wobei er realistisch bleibt: „Solange die Leute nicht geimpft wurden, wird auch keiner in Gaststätten gehen.“