Hamburg. Die traditionsreiche Skireise nach Leukerbad im Wallis soll stattfinden. Corona-Tests gegen das Risiko. Passt das in diese Zeit?

„Es ist ein kalter Morgen als nach 15 Stunden nächtlicher Busfahrt 40 fröstelnde Jugendliche an der Talstation der Torrent-Bahn im schweizerischen Leukerbad aus dem Bus steigen. Ein Großkabinenlift führt von hier aus mitten in das Skigebiet mit unzähligen Skipisten und einem Snowboard-Funpark. Die Unterkunft liegt in 2450 Metern Höhe mitten im Skigebiet, und so erleben die Hamburger am ersten Tag, als gegen 17 Uhr der Liftbetrieb endet, etwas für die meisten bisher völlig Ungewohntes: absolute Stille. Kein Auto, keine S-Bahn, kein Flugzeug, kein Großstadtlärm. Lediglich das Geräusch einer Pistenraupe, die die Skihänge für den nächsten Tag präpariert, dringt gelegentlich aus der Ferne ans Ohr.“

So beschrieben vor einigen Jahren Teilnehmer an der traditionsreichen Jugendskireise der TSG Bergedorf im Vereinsmagazin ihren Aufenthalt im Hotel Torrenthorn in Leukerbad im Wallis. Seit 33 Jahren verbringt alljährlich eine Jugendgruppe des Vereins ihre Hamburger Frühjahrsferien in der Schweiz.

TSG Bergedorf will mit Jugendlichen in die Schweiz reisen

„Die Fahrt habe ich initiiert, als ich noch Student an der Sporthochschule Köln und HiWi bei der TSG war“, erinnert sich der heutige Vorsitzende Boris Schmidt. „Es ist ein Herzensprojekt von mir.“ Der 58-Jährige ist ausgebildeter Skilehrer, bringt alljährlich mit einem Team von Helfern den Jugendlichen zwischen acht und 20 Jahren das Ski- und Snowboardfahren bei. „Wir haben in der Regel rund 30 Prozent Anfänger dabei. Aber nach einer Woche kommt jeder den Berg runter“, sagt Schmidt. In diesem Jahr soll es vom 26. Februar bis 14. März losgehen.

Im vergangenen Jahr erwartete die Teilnehmer nach ihrer Rückkehr aus der Schweiz jedoch eine böse Überraschung. Das Coronavirus war inzwischen durch Skitouristen nach Hamburg getragen worden. Die Hansestadt galt als Hotspot der Pandemie und Skitouristen in der öffentlichen Wahrnehmung als Quell allen Übels. Für die Leukerbad-Reisegruppe ging es daher erst einmal vorsorglich zwei Wochen in Quarantäne. „Zum Glück hatte sich niemand angesteckt“, atmete Schmidt auf. Was ihn aber letztlich auch nicht überraschte: „In der Schweiz gibt es diese Après-Ski-Kultur nicht so wie in Österreich.“

Selbstversorger-Gruppe ist auf dem Berg ganz allein

Boris Schmidt, 1. Vorsitzender TSG Bergedorf.
Boris Schmidt, 1. Vorsitzender TSG Bergedorf. © Unbekannt | Volker Gast

Daher will die TSG die Reise auch in diesem Jahr wieder anbieten. „Wir wollen den Jugendlichen zwei unbeschwerte Ferienwochen bieten“, schwärmt Schmidt. Ein umfangreiches Testkonzept soll die Risiken minimieren. „Wir planen, vier Tage vor der Reise bei allen Teilnehmern einen PCR-Test machen zu lassen und dann am Bus, unmittelbar vor der Abreise, noch einmal einen Schnelltest. Außerdem führen wir Testkapazitäten mit, statten die Teilnehmer mit FFP2-Masken aus und haben voraussichtlich auch einen Arzt dabei“, erläutert der TSG-Vorsitzende.

Beim digitalen TSG-Neujahrsempfang warb Schmidt mutig gegenüber Hamburgs Innensenator Andy Grote und Bergedorfs Bundestagsabgeordneten Metin Hakverdi für seinen Plan. „Wir haben eine isolierte Situation dort“, erläutert Schmidt. „Wir sind im Hotel Torrenthorn ganz allein. Wir sind eine Selbstversorger-Gruppe, da gibt es noch nicht einmal Personal im Haus.“ Für die Verpflegung der 50 bis 100 Personen großen TSG-Reisegruppe sorgen Kochgruppen aus fünf bis sechs Personen, die jeweils für zwei Tage für Frühstück, Mittag und Abendbrot sorgen und auch den Abwasch für alle Bewohner übernehmen.

Kanton Wallis muss dem Plan noch zustimmen

Während Schmidt bei Grote und Hakverdi auf positive Resonanz gestoßen sein soll, hängt das Unternehmen nun noch an der Reaktion der Schweiz. Aktuell sind bei den Eidgenossen genau wie in Deutschlands Hotels und Gaststätten geschlossen, die Corona-Bedingungen sind ähnlich strikt wie bei uns. Das Skigebiet von Leukerbad ist hingegen für Tagestouristen offen. Ansteckungsgefahr würde somit allenfalls auf der Piste oder am Skilift bestehen.

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„Wir haben beim Kanton Wallis angefragt, welche Auflagen wir in der Schweiz zu erfüllen hätten“, betont Schmidt. Die Idee: Die gesamte TSG-Feriengruppe soll als einziger gemeinsamer Hausstand angesehen werden. Ob der Kanton diesen Ansatz mitträgt, soll Ende Januar entschieden werden.

Passt so eine Reise in die Zeit?

Bis dahin wollen sie im Verein für die Tour fleißig die Werbetrommel rühren. „Wir haben alle Ehemaligen und die Vereinsmitglieder angeschrieben“, sagt Organisator Tobias Münster. „Das Interesse ist riesig, aber viele warten den Januar noch ab, wie sich die Pandemie und die Vorschriften entwickeln.“

Dass Skiurlaubs-Pläne in einer Phase, in der wegen der Pandemie gerade der Lockdown verlängert wurde, strengere Regeln für Auslandsreisen und Ausgehverbote diskutiert werden, nicht in die Zeit passen könnte, ist Schmidt bewusst. „Die TSG ist sowieso ein Verein, der ständig in der Diskussion steht“, wehrt er ab: „Das muss man aushalten.“ Die Reise sei mit einem minimalen Risiko möglich. „Es geht um Differenzierung“, führt Schmidt aus, „das ist das, was wir uns seit Monaten von der Politik wünschen.“

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Wenn aus Fremden Freunde werden

Und wer weiß: Vielleicht fällt das Resümee der Teilnehmer dann so überschwänglich aus wie vor einigen Jahren bei den Chronisten im TSG-Magazin: „Am Ende der Skireise sind aus Fremden Freunde geworden, aus Ski- und Snowboardanfängern (fast) Profis. Bisher schlummernde Talente kamen ans Tageslicht, ob als Koch, Karaokestar oder Skifahrer. Jeder hat seinen Teil dazu beigetragen, dass die Reise unvergesslich bleibt.“

Nähere Informationen zur Reise gibt es unter www.tsg-bergedorf.de/tsg/reisen/skireise-leukerbad