Hamburg. Bei der Zahl der Covid-19-Erkrankungen gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Bezirken. Der Überblick in der Karte.

Die Zahl der identifizierten Corona-Fälle in Hamburg steigt weiter schnell – es gibt aber auch einen Trend, der sich vorsichtig als gute Nachricht deuten lässt. Nach den 102 am Montag von der Gesundheitsbehörde gemeldeten zusätzlichen Fällen sind nun 989 Corona-Infektionen in Hamburg registriert. Dabei ist die Zahl der pro Tag gemeldeten Neuinfektionen seit vier Tagen nicht mehr nennenswert angestiegen.

Am meisten neue Fälle hatte es mit 158 am vergangenen Freitag gegeben, am Sonnabend wurden 104 Neuinfektionen gemeldet, am Sonntag 119 und am Montag mit 102 der niedrigste Stand seit Donnerstag, als es 92 Neumeldungen gegeben hat. Ob die Hoffnung berechtigt ist, dass die Zahl neu gemeldeter Fälle aufgrund der eingeleiteten Maßnahmen und des zeitlichen Abstands zur Rückkehr der Skiurlauber nun weiter sinkt, müssen die nächsten Tage zeigen.

Von den 989 bekannten Hamburger Infizierten wurden am Montag 55 stationär behandelt. Das ist ein Anstieg um vier Patienten seit Sonntag. Davon mussten am Montag 14 Infizierte auf der Intensivstation behandelt werden. Die Zahl der Intensivpatienten steigt damit seit Tagen prozentual schnell, wenngleich noch auf niedrigem Niveau. Am Mittwoch vergangener Woche lagen zwei Hamburger Corona-Patienten auf der Intensivstation, am Donnerstag vier, am Freitag und Sonnabend sechs und am Sonntag zehn.

Corona-Infektionen in Hamburg steigen durch Urlaubsrückkehrer

„Der deutliche Anstieg der Fallzahlen wird weiterhin zu einem hohen Anteil durch Urlaubsrückkehrer verursacht sowie durch Personen, die Kontakt zu den erkrankten Personen hatten“, so die Gesundheitsbehörde. „Die zuständigen Gesundheitsämter ergreifen bei allen positiv getesteten Personen die notwendigen Maßnahmen.“

Nach Abendblatt-Informationen gibt es bei der Infektionsdichte deutliche Unterschiede zwischen den Hamburger Bezirken. Das geht aus Lageberichten der Behörden vom Ende der vergangenen Woche hervor. Der Bezirk Altona war bis Ende vergangener Woche die Hochburg der Corona-Infektionen in Hamburg. Zum Wochenende wurden dort 60,1 Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner gemeldet. Das waren ein Viertel aller in Hamburg gemeldeten Fälle. Die Erkrankungsrate ist dort knapp sechsmal so hoch wie im Bezirk Harburg, wo 10,8 Erkrankte pro 100.000 Einwohner erfasst wurden.

Inzwischen hat ​sich die Lage jedoch verändert, heißt es aus der Gesundheitsbehörde. "Die örtlichen Schwerpunkte der neu festgestellten Infektionen verschieben sich häufig täglich", sagte ein Sprecher. Nach Abendblatt-Informationen sind mehrere Bezirke aktuell stärker von Neuinfektionen betroffen als Altona. Im Gegensatz zu anderen Großstädten und Bundesländern gibt Hamburg selbst keine detaillierten Daten zu der Verteilung der Corona-Fälle auf Bezirks- und Stadtteilebene heraus.

Stigmatisierung bestimmter Bezirke verhindern

Besonders hohe Zahlen von Erkrankten gibt es auch in Hamburg-Nord, wo 23,3 Prozent aller Fälle registriert wurden. Es folgen Wandsbek mit 19,1 Prozent, Eimsbüttel mit 18,2 Prozent. Aus dem Bezirk Mitte kommen 7,1 Prozent der Infizierten, aus Bergedorf 4,7 Prozent und aus dem Bezirk Harburg 2,7 Prozent aller Corona-Fälle. Besonders betroffen ist demnach die Gruppe der 50- bis 59-Jährigen, gefolgt von der Gruppe der 30- bis 49-Jährigen. Es sind bislang mehr Männer als Frauen infiziert.

Die Behörde will bisher, anders als in Berlin üblich, keine offiziellen Zahlen zur Aufteilung nach Bezirken veröffentlichen. Man wolle die Stigmatisierung bestimmter Regionen verhindern, hieß es aus der Behörde. „Wir sind eine Stadt, das sind unsere Infektionsfälle, wir Hamburger stehen zusammen.“ Ob es bei dieser Regelung bleibt, wird sich zeigen.

Positives erstes Fazit nach Kontaktverbot

Nach Inkrafttreten des Kontaktverbotes hat der Polizeisprecher Holger Vehren am Montagnachmittag ein positives erstes Fazit gezogen. „Die ganz große Mehrheit der Bevölkerung hält die erlassenen Vorgaben ein“, sagte Vehren. Nur in Einzelfällen habe man Verstöße gegen das Kontaktverbot registriert. Auch die bereits zuvor in Kraft getretenen Allgemeinverfügungen würden inzwischen fast durchgehend befolgt.

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    Nach Abendblatt-Informationen registrierte die Polizei in einem sogenannten Lagebild am Montagmittag am Elbstrand, Alsterufer, nahe dem Hauptbahnhof und im Stadtpark jeweils kaum oder keine unerlaubten Gruppen von drei oder mehr Personen. Nach Rückmeldung der Beamten waren meist nur etwa Jogger allein oder zu zweit unterwegs. Polizeisprecher Holger Vehren sagte, die Beamten gingen „mit Augenmaß“ vor: Dies bedeutet zum einen zunächst eine freundliche Ansprache, sollten etwa zu große Menschenansammlungen festgestellt werden.

    Polizeischüler sind im Corona-Einsatz

    Andererseits wird etwa bei Paaren mit Kindern in der Öffentlichkeitnicht rigoros überprüft, ob diese auch verheiratet sind oder im selben Haushalt zusammenleben – nur diese Ausnahmen gelten nach den bundesweit aufgestellten Regeln für Gruppen von drei Menschen oder mehr.

    Wie der Polizeisprecher ebenfalls bestätigte, werden zudem Polizeischüler inzwischen zur Durchsetzung der Allgemeinverfügungen eingesetzt. Klassenzüge aus der Polizeiakademie wurden in alle acht Regionalbereiche der Polizei entsandt und sind dort in verschiedenen Kommissariaten im Einsatz. Damit sollen die regulären Schutzkräfte entlastet werden.

    Widersprüchliche Meldungen gab es im Laufe des Tages aus der Gesundheitsbehörde zu den bisher geplanten neuen Corona-Testzentren. Zunächst hieß es, diese werde es nun doch vorerst nicht geben. Dann korrigierte sich die Behörde und teilte mit: „Wir verfolgen weiterhin die Absicht, Testzentren an einigen Krankenhäusern zu etablieren, und führen dazu Gespräche.

    Test wichtiger als restriktive Maßnahmen?

    Dabei ist es die klare Priorität, die Auswertungskapazität in den Laboren auf Verdachtsfälle mit Symptomen und Kontaktpersonen von Infizierten zu richten und diese Personengruppe über den Arztruf 116 117 gezielt in die geplanten Zentren zu leiten.“ Dies sei auch „das eindeutige Votum der Labore, Krankenhäuser und der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg“. Die Entwicklung von „Drive-in“-Teststationen sei nie in Planung gewesen. Man brauche eine Lösung, die auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen sei.

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    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht es als zentral an, dass in betroffenen Ländern möglichst viele Menschen auf eine Corona-Infektion getestet werden – dies sei wichtiger als restriktive Maßnahmen wie Ausgangssperren. Aus dem Senatsumfeld heißt es, dass die Kapazitäten der Testlabore aber nicht ausreichen könnten, um eine erwartet große Anzahl von Abstrichen von Menschen ohne auffällige Symptome zu bewältigen.

    Erster Fall im Strafvollzug

    Derweil hat am Montag auch der Hamburger Strafvollzug den ersten Corona-Fall gemeldet. Ein etwa 30 Jahre alter Gefangener der Justizvollzugsanstalt (JVA) Glasmoor ist positiv getestet worden. Der Mann befindet sich nach Angaben der Justizbehörde in seinem Haftraum in Quarantäne. Der Mann zeige keine Corona-typischen Symptome. „Einen weiteren bestätigten Corona-Fall gibt es zurzeit nicht im Hamburger Strafvollzug“, sagte ein Behördensprecher. Die JVA Glasmoor liegt im Kreis Segeberg, ist aber eine Hamburger Einrichtung des offenen Vollzugs.

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    Der Krankenhauskonzern Asklepios, der auch in Hamburg viele Kliniken betreibt, hat unterdessen neue Beatmungsgeräte gekauft, wie das Unternehmen mitteilte. Dadurch könnten bundesweit 500 zusätzliche Intensiv- und Beatmungsbetten bereitgestellt werden. Die Auslieferung der Geräte an die Kliniken erfolge ab der kommenden Woche „je nach Bedarf und Freigabe der entsprechenden Fördermittel durch die Landesregierungen“, so das Unternehmen. Bis Ende Mai würden alle neuen Plätze einsatzbereit sein.