Hamburg. Serie: Was sich 2021 in Hamburgs Bezirken ändert. Sternwarte soll für den Titel “Weltkulturerbe“ ins Rennen gehen.

Freie Fahrt für Radfahrer und weniger Platz für Autos: Die Agenda für das Jahr 2021 steht in Bergedorf an vielen Stellen im Zeichen von Ökologie und Nachhaltigkeit. Gleichzeitig spielen Wohnungsbau und die Entwicklung der Innenstadt eine wichtige Rolle. Aus der Vielzahl der aktuellen Projekte im Bezirk haben wir hier 37 ausgewählt, die in diesem Jahr anstehen. Vieles davon dürfte für Diskussionen sorgen, etwa die weiteren Vorbereitungen für den zukünftigen Stadtteil Oberbillwerder, der Radschnellweg nach Geesthacht oder die künftige Nutzung der Hochschule in Lohbrügge.

1. Einbau der zweiten B-5-Brücke über die Autobahn 1: Noch bis Juli bleibt die Überführung der B 5 über die A 1 ein Nadelöhr. Das jetzt fehlende nördliche Brückenbauwerk wird voraussichtlich im Mai eingebaut. Es folgen Anschlussarbeiten für die Fahrbahn, sodass mit der Freigabe für Juli gerechnet wird. Dann werden auch alle Auf- und Abfahrten der A-1-Anschlussstelle Billstedt/Bergedorf wieder geöffnet.

2. Verkehrsanbindung Neubaugebiete Tienrade/Hirtenland: Für einige Wochen im Frühling wird es auf dem Reinbeker Redder eng. Dann stehen die letzten Arbeiten zum Anschluss der längst bezogenen Neubaugebiete Tienrade und Hirtenland nördlich der Straßen an der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein an.

3. Neubau Anschlussstelle Ladenbeker Furtweg/B 5: Zumindest die Vermessungsingenieure werden in diesem Jahr schon rund um die Brücke des Ladenbeker Furtwegs über die B 5 zu sehen sein. Sie bereiten hier den neuen B-5-Zubringer für die Bewohner des Zukunftsstadtteils Oberbillwerder vor. Gebaut wird aber wohl erst ab 2023.

4. Oberbillwerder: Auf den Wiesen nördlich der S-Bahn-Station Allermöhe herrscht 2021 die Ruhe vor dem Sturm. Lediglich erste Aufmaße für die künftigen Straßenanbindungen des geplanten 15.000-Einwohner-Stadtteils Oberbillwerder könnten sichtbar werden. Denn sie werden für die Sandaufschüttung genutzt, die spätestens 2023 beginnen soll.

5. Sportplatz Bergedorf-West: Die Vereine schlagen schon seit Jahren Alarm. Und jetzt ist der aus den späten 1960er-Jahren stammende Sportplatz Bergedorf-West so marode, dass er praktisch unbespielbar ist. Im Frühjahr soll in enger Absprache mit den Menschen aus Bergedorf-West festgelegt werden, wie und wann Umkleiden, Flutlicht und natürlich der Platz selbst grundsaniert werden.

6. Radschnellweg Geesthacht–Hamburg: Unter der Eisenbahnbrücke wird es auf dem Oberen Landweg eng für Autofahrer. Wohl schon im Sommer müssen sie zwei ihrer vier Spuren an die Radfahrer abgeben. Denn die Unterführung wird Teil des Radschnellwegs zwischen Geesthacht und Hamburg. Der wechselt hier von Nettelnburg kommend auf die Nordseite der Eisenbahntrasse und folgt ihr über Bergedorf-West bis in die City.

7. Gift in den Fleeten: Eine Reinigungsanlage soll helfen, das vom Grundwasser eintretende Vinylchlorid aus Neuallermöhes Gewässern zu filtern. Es handelt sich um Rückstände der Entfettungsbäder, mit denen die Hauni – wie alle Maschinenbau-Unternehmen – ihre Produkte bis in die 1980er-Jahre vor der Auslieferung behandelt hat. Die Giftkonzentration in den Fleeten gilt bisher als ungefährlich für Wassersport, Baden und sogar den Verzehr der Fische.

8. Zukunftskonzept Lohbrügger Hochschule: Nur noch sieben Jahre, dann zieht die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) von Lohbrügge nach Oberbillwerder. Was dann aus dem mittlerweile denkmalgeschützten Altbau aus den frühen 1970er-Jahren werden soll, ist offen. Bergedorfs Grüne haben versprochen, nun „schnell“ mit den Lohbrüggern Ideen für die künftige Nutzung zu entwickeln.

9. Nachfolger für BMW: Vorerst nur mit Werkstatt und Gebrauchtwagen-Handel setzt das Autohaus B+K die BMW-Tradition an der Kreuzung Bergedorfer Straße/Sander Damm seit Anfang Januar 2021 fort – und plant weiter: Um nach dem Weggang der BMW-Niederlassung auch wieder Neuwagen anbieten zu können, wird ein größerer Standort in Bergedorf gesucht.

10. Umbau Straßenzug Sander Damm/Lohbrügger Markt: Als dritter und letzter Teil des Umbaus der Lohbrügger Hauptstraße von Reinbek bis zur Feuer- und Polizeiwache sind nun die rund 800 Meter vom Lohbrügger Markt bis zur Kreuzung Bergedorfer Straße an der Reihe, wobei die Autofahrer auch hier viel Platz an Radler, Fußgänger und Linienbusse abgeben müssen.

11. „Markthaus Lohbrügge“: Ein markanter Neubau folgt auf den jahrelangen Leerstand des ehemaligen Edeka-Marktes Linow. Das Planverfahren für das fünfstöckige „Markthaus Lohbrügge“ mit viel Platz für Geschäfte im Erdgeschoss und zwei weitere Gebäude mit zusammen rund 100 Wohnungen läuft. Die Abrissbagger könnten im Herbst dieses Jahres anrücken.

12. „Ekelhaus“ vor Versteigerung: Es ist ruhig geworden um den markanten weißen Gründerzeitbau am Reetwerder. Wegen massiver Überbelegung und gefährlichen Schädlingsbefalls hatte das Bezirksamt die Immobilie vor zwei Jahren räumen lassen. Weil die geforderte Grundsanierung bisher unterblieb, wird die Zwangsversteigerung vorbereitet. Einen Termin gibt es bisher aber noch nicht.

13. Neues Gleis 6 für Bergedorfs Bahnhof: Die neue Machbarkeitsstudie lässt darauf hoffen, dass noch innerhalb dieses Jahrzehnts der Bahnbetrieb nach Geesthacht realisiert wird. Neben dem Direktanschluss an den Hauptbahnhof würde eine Art Straßenbahn auch auf dem neuen Gleis 6 am Bergedorfer Bahnhof halten. Sie käme vom Sander Damm und könnte weiter durch Lohbrügge fahren.

14. Vorfahrt für Radler: Bergedorfs Koalition treibt den Umbau der Fußgängerzone zwischen City-Kreisel und Kirche St. Petri und Pauli zur Fahrradstraße voran. Finden sich Fördertöpfe, könnte schon in diesem Jahr gebaut werden.

15. Sanierung alter Hafenkran: Die Woolworth-Baustelle steht kurz vor dem Abschluss, und damit kann in diesem Jahr der Umbau der alten Kaistraße am Bergedorfer Hafen zur gemütlichen Restaurant-Meile starten. Die Pflasterung der Serrahnstraße wird dafür dem historischen Vorbild nachempfunden, der Hafenkran von 1902 wieder funktionsfähig gemacht – aber auch die 19 Bäume der Uferstraße gefällt.

Historisches Schmuckstück: Der 120 Jahre alte Hafenkran wird zum vollfunktionsfähigen Technik-Denkmal.
Historisches Schmuckstück: Der 120 Jahre alte Hafenkran wird zum vollfunktionsfähigen Technik-Denkmal. © Busse

16. Rettung vor dem Abrissbagger: In diesem Jahr muss sich zeigen, ob die Retter ihr Versprechen halten. Die Inhaber des Maklerbüros Pipping hatten im Sommer das 300 Jahre alte Fachwerkhaus neben Kaffee Timm im Sachsentor vor dem Abrissbagger gerettet, um es zum neuen Sitz ihres Unternehmens zu machen. Von Restaurierungsarbeiten ist bisher nichts zu sehen.

17. Was folgt auf Karstadt? Ende Januar wird Karstadt Bergedorf endgültig verlassen – ohne bis dahin nochmal zu öffnen. In diesem Jahr geht es nun um Konzepte für die Folgenutzung der beiden Häuser. Als wahrscheinlich gilt, dass die kleine Immobilie am Bergedorfer Markt durch einen Neubau ersetzt wird. Für das große Haus am Sachsentor wird über einen Mix aus Wohnen und Einzelhandel nachgedacht.

18. Umzug Polizeiwache: Ende 2021 packen Bergedorfs 200 Polizisten ihre Sachen und ziehen um – zumindest vorübergehend. Weil die Wache am Ludwig-Rosenberg-Ring erweitert wird, geht es für zwei Jahre in die ehemalige Handelsschule Wentorfer Straße. Deren Umbau zur Interims-Polizeiwache beginnt im September. Ende 2023 soll dann der Neubau in Lohbrügge bezugsfertig sein.

19. Nachfolge-Duo vom Haus im Park: In diesem Jahr müssen das Hospiz und das „Begegnungszentrum im Park“ ihre Pläne für die Nutzung des Areals am Gräpelweg im Villengebiet konkretisieren. Wenn die Körber-Stiftung das Areal Anfang 2022 verlässt, sollen hier der bereits aktive Seniorentreff mit seinem vielfältigen Programm samt physikalischer Therapie und Wohnprojekt sowie das Hospiz eine neue Heimat finden.

20. Platz am Lui: Im April soll er fertig sein, der fast zwei Millionen Euro teure Platz zwischen Luisen-Gymnasium und Billtal-Stadion. Aus der wilden Parkplatzfläche wird mit viel Grün, interessanter Möblierung und abwechslungsreichem Pflaster ein attraktiver Treffpunkt mit nur noch 20 Parkplätzen.

Wird nie wieder öffnen: Bergedorfs Karstadt-Haus könnte zum Wohn- und Geschäftshaus werden.
Wird nie wieder öffnen: Bergedorfs Karstadt-Haus könnte zum Wohn- und Geschäftshaus werden. © Busse

21. Neubau der Pionierbrücke: Das Holz der beliebten Bille-Querung für Radfahrer und Fußgänger vom Bergedorfer Gehölz hinüber in den Krähenwald in Reinbek wird ab April durch eine neue Aluminium-Konstruktion ersetzt. Es wird mit einem halben Jahr Bauzeit gerechnet. Den Sommer über bleibt die Pionierbrücke also wohl gesperrt.

22. Weltkulturerbe Sternwarte: Die wichtigsten Sanierungen sind abgeschlossen, ein neuer „Planetenpfad“ eingerichtet und sogar das Besucherzentrum der Sternwarte für die Nach-Corona-Zeit gerettet. Eine gute Grundlage für den wichtigsten Schritt: 2021 will sich Hamburg mit dem über 100 Jahre alten Observatorium um den Titel „Weltkulturerbe“ bewerben.

23. Bergedorfs Ostumgehung: Aus den Plänen der Bergedorf-Koalition aus SPD, Grünen und FDP für eine Ostumgehung über den Elbhang bei Börnsen wird wohl nichts. Aber 2021 soll zumindest eine kleine Alternative angeschoben werden: Neue Ampeln und Vorfahrtsregelungen im Umfeld der A-25-Anschlussstelle Curslack könnten hier den Dauerstau im Berufsverkehr auflösen.

24. Pilotprojekt Eichhörnchenbrücke: Bergedorf wird im Frühjahr Hamburgs Vorreiter in Sachen Lebensrettung für Eichhörnchen. Damit sie auf der viel befahrenen Brücke nicht mehr unter die Räder kommen, wird in gut fünf Metern Höhe über der Straße Pollhof ein Seil gespannt. Das Pilotprojekt wird vom Bezirk finanziert und vom Tierschutzverein Looki betreut.

25. Abriss Penndorf-Parkhaus: Autos stehen im alten Penndorf-Parkhaus an der Rektor-Ritter-Straße schon seit fast drei Jahren nicht mehr. Im Herbst will Investor Karl-Dieter Broks nun die Abrissbagger anrücken lassen. Sie sollen Platz schaffen für einen Komplex mit rund 90 Wohnungen.

26. Einweihung Körber-Haus: Geht es nach dem Bezirksamt, soll schon Ende des Jahres alles fertig sein. Doch wann genau Bücherhalle, Theaterbetrieb, Café sowie die Seniorenarbeit von Körber-Stiftung und Awo im neuen Körber-Haus starten, ist noch offen. Immerhin: Am 25. Januar feiert das 25-Millionen-Euro-Projekt Richtfest.

27. Riesen-Bau Bergedorfer Tor: Nach einigen Jahren Verzögerung scheint es nun rund zu laufen beim rund 140 Millionen Euro teuren Großprojekt Bergedorfer Tor zwischen CCB-Fachmarktzentrum und Eisenbahnbrücke. Während die Genossenschaft Bergedorf-Bille schon den Hochbau ihres neuen Verwaltungssitzes hochzieht, geht es auch in der Baugrube nebenan voran. Gerade wurde mit dem Rohbau begonnen.

Heiner Marcus Roskothen (l.) und Karl Gero Wendeborn vor dem 300 Jahre alten Fachwerkhaus am Sachsentor.
Heiner Marcus Roskothen (l.) und Karl Gero Wendeborn vor dem 300 Jahre alten Fachwerkhaus am Sachsentor. © Busse

28. Stuhlrohr-Quartier: Es ist still geworden, um das 1000 Wohnungen und 15.000 Quadratmeter Geschäftsfläche große Stuhlrohrquartier. Hintergrund: Nachdem es 2018 per Bürgerbegehren deutlich geschrumpft worden war, musste das Bebauungsplan-Verfahren neu gestartet werden. In diesem Jahr darf Investor Buwog aber voraussichtlich mit dem ersten Abriss beginnen. Am Ende bleiben nur die historischen Stuhlrohrhallen stehen.

29. Wohnungsbau, wo Opel Dello war: Auf dem ehemaligen Autohaus-Areal am Sander Damm wird es kein Gewerbe mehr geben. Rund 150 Wohnungen will ein Investor hier bauen. Die Abrissgenehmigung für die alte Werkstatt dürfte er im Herbst erhalten.

30. Wohngebiet Weidensteg: Für Mitte 2021 wird die Einigung mit Investor Hans-Werner Maaß auf alle Details des 744 Wohnungen und ein Nahversorgungszentrum großen Neubaugebiets Weidensteg am Schleusengraben erwartet. Dann könnte nach jahrelanger Verzögerung endlich das Genehmigungsverfahren starten – und nebenbei auch die Schleusengraben-Brücke für Fußgänger und Radfahrer gebaut werden.

31. Das Unfallkrankenhaus (UK) Boberg kommt nach Bergedorf: Die Chancen auf einen Umzug in die Nachbarschaft der Bergedorfer City stehen gut. Ob es dazu kommt, entscheidet sich im Frühjahr. Die renommierte Klinik mit rund 2800 Mitarbeitern ist auf Expansionskurs und leidet an ihrem angestammten Standort unter Platzmangel.

Lesen Sie die anderen Teile der Bezirksserie:

32. Umzug Recyclinghof: Bergedorf wächst rasant und zählt mehr als 130.000 Einwohner. Doch der Recyclinghof bleibt seit Jahren 4600 Quadratmeter klein. Das soll sich endlich ändern: Im Februar wird der Kaufvertrag für 8000 Quadratmeter nahe der Krapphofschleuse unterzeichnet – rund einen Kilometer südlich der heutigen Adresse. Offen ist, ob der Umzug noch in diesem Jahr klappt.

33. Neubau Stadtteilschule Kirchwerder: Nach der Planung von Schulbau Hamburg wird der Bau der neuen Stadtteilschule Kirchwerder noch im Frühjahr starten. Die Übergabe an Schüler und Lehrer ist für 2023 geplant.

34. Straßensanierung: Der Süderquerweg bekommt auf einer Länge von gut drei Kilometern zwischen Kirchwerder Landweg und Durchdeich eine neue Fahrbahndecke. Geplant sind die Arbeiten in den März-Ferien.

35. Wohnen auf dem Seehof: Der Bau von Seniorenwohnungen auf dem Seehof-Gelände am Lauweg in Fünfhausen komme gut voran, teilt die ewp-Gruppe mit. Der Bauherr rechnet damit, dass die ersten seniorengerechten Wohnungen Mitte 2021 bezugsfertig sind.

36. Jugendstrafanstalt Billwerder: Das Bebauungsplanverfahren für die Jugendstrafanstalt geht weiter voran. Die öffentliche Auslegung des Planentwurfs ist abgeschlossen. Der Baubeginn ist für den Sommer vorgesehen. Das Gefängnis wird im Jahr 2026 in Betrieb gehen.

37. Billwerder Insel: Die 11,6 Millionen Euro teure Ausgleichsmaßnahme für die Elbvertiefung auf der Billwerder Insel wird gerade abgeschlossen. Seit zwei Jahren wurden die alten Absetzbecken der Wasserfiltrationsanlage zu einer natürlichen Insellandschaft umgebaut.

Ende der Serie​