Bergedorf. Winternotprogramm sieht neben einer Unterbringung auch Tagesaufenthalte vor. Duschbus für Obdachlose soll auch in Bergedorf stoppen.
Meist sind es Mehrbettzimmer, werden auch Küchen, Duschen und Toilettenräume gemeinschaftlich genutzt. Wie steht es um die Sicherheit im Hamburger Winternotprogramm? Mit besorgten Fragen wenden sich die Linken in der Bürgerschaft an den Senat: Wird es ab November eine gesonderte Regelung für die Zimmerbelegung geben? Werden den Nutzern Masken gestellt? Auch ob persönliche Daten gesammelt werden, um Infektionsketten nachvollziehen zu können, will die Abgeordnete Dr. Stephanie Rose wissen.
„Bei uns ändert sich nichts. Jetzt am Freitag kommen die ersten von zehn Bewohnern. Sie bekommen einen Schlüssel und können rein und raus, wann sie wollen“, sagt Klaus Spicher von der evangelischen Freikirche am Ladenbeker Furtweg 25. In den fünf Containern ist Platz für jeweils zwei Männer, die sich zudem einen Sanitär-Container teilen. „Die werden wie eine Familie angesehen, weil die Männer ja auch sonst auf Bergedorfs Straßen und unter den Brücken zusammen sind“, erklärt Spicher. Mit ihm bemühen sich fünf weitere Ehrenamtliche, täglich von 18 bis 19 Uhr als Ansprechpartner vor Ort zu sein.
Linke fordern Einzelzimmer für Obdachlose in Corona-Zeiten
Die Namen der Obdachlosen sind bekannt, denn sie melden sich zunächst bei der sozialen Beratungsstelle am Weidenbaumsweg: „Wir haben auch schon einige Menschen an die zentrale Hamburger Aufnahme an der Bundesstraße vermittelt. Aber die meisten hätten natürlich lieber ein kleines Zimmer statt einer riesigen Unterkunft“, sagt Sozialarbeiterin Gudula Fiedler-Bendt. „Das Männerwohnheim am Achterdwars ist immer knackevoll.“ Den Vorstoß der Bergedorfer Linken-Fraktion, diesen Winter auch Bergedorfer Hotels zu nutzen, um etwa Erfrierungen zu vermeiden, findet sie daher „absolut klasse“.
Dass „fast alle obdachlosen Menschen zu einer Risikogruppe gehören, oft mehrfache Belastungsfaktoren haben und aus diesem Grund in Einzelzimmern untergebracht werden sollten“, meinen Bergedorfer Linken-Politiker. Da die Franz-von-Assisi-Kirche erneut keine Containerplätze mehr in Neuallermöhe anbietet, herrsche ein Engpass für die bis zu 70 obdachlosen Menschen, die auf Bergedorfs Straßen leben. So werden nun Bezirksamt und Sozialbehörde gebeten, „bei den im Bezirk vorhandenen Hotels und Pensionen abzuklären, ob und wie viele Einzelzimmer für die Winterzeit zur Verfügung gestellt werden können“.
Keine Hotelunterbringung für Obdachlose geplant
Eine Hotelunterbringung jedoch „gehört nicht zum Winternotprogramm“, betont Bergedorfs Rathaussprecher Dr. Sebastian Kloth und verweist auf die Angebote der Sozialbehörde. Die will 10 Millionen Euro investieren und das Winternotprogramm auf 1020 Schlafplätze ausweiten, um eine enge Belegung möglichst zu vermeiden. Neben den großen Unterkünften an der Friesenstraße (400 Betten) und der Kollaustraße (250 Betten) wird es zusätzlich eine Notübernachtungsstätte für 50 Frauen an der Horner Landstraße 85 geben.
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Wie aber kann den Obdachlosen auch tagsüber geholfen werden? Bergedorfs Ehrenamtliche mussten durch die Pandemie ihre Angebote (Bergedorfer Tafel, Suppentopf und Kleiderkammer) einschränken. „Das hat natürlich viele Obdachlose dazu gebracht, in die Hamburger City zu fahren, wo es noch einige Angebote gibt“, sagt Fiedler-Bendt. Bald reicht die Fahrt zum Hauptbahnhof, denn Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard plant eine zusätzliche Tagesaufenthaltsstätte: Da in der „Markthalle“ am Klosterwall derzeit keine Konzerte erklingen, können hier rund 200 Menschen Platz finden, sich tagsüber von 9.30 Uhr bis 16.30 Uhr aufhalten – und eine warme Mahlzeit bekommen.
Hamburger Duschbus für Obdachlose soll auch in Bergedorf stoppen
Auch Bergedorf brauche Hilfsangebote, fordern die Linken. Sie wünschen sich, dass der Duschbus dreimal wöchentlich im Bezirk Halt macht. Zudem sollten die Obdachlosen täglich eine warme Mahlzeit erhalten und kostenlos den öffentlichen Nahverkehr nutzen können.
Im November möge das Bezirksamt über seine Bemühungen berichten – und dann auch über die vom Sozialausschuss längst geforderte Tagesaufenthaltsstätte: Angesichts eines „deutlichen Handlungsbedarfes“ soll die Verwaltung über ihre Gespräche mit Hamburgs Sozialbehörde informieren.