Hamburg. Anwohner haben einen Eilantrag gegen eine Siedlung in Bergedorf eingereicht. Platzzahl in Neugraben-Fischbek wird halbiert.

Die Großprojekte des Senats zur Unterbringung von Flüchtlingen geraten zunehmend auf den Prüfstand. Mit einem Eilantrag wollen Anwohner des Mittleren Landwegs in Bergedorf die geplante Großunterkunft für Flüchtlinge am Gleisdreieck stoppen. Kerstin Gröhn, die Anwältin zweier Anwohner, hat den 104 Seiten umfassenden Eilantrag beim Verwaltungsgericht gestellt.

Noch hat das keine direkten Auswirkungen auf die Planungen. Über einen tatsächlichen Stopp muss das Gericht noch entscheiden. Am Gleisdreieck ist die bislang größte Flüchtlingssiedlung in Hamburg vorgesehen. Hier sollen im Rahmen des Programms „Perspektive Wohnen“ 800 Wohnungen für 3200 Menschen errichtet werden – die Genehmigung hierfür zweifeln die Anwohner rechtlich an, betrachten die geplante Siedlung als zu groß. Mit einer Entscheidung wird in mehreren Wochen gerechnet.

Flüchtlingsdorf in Neugraben wird nur halb so groß wie geplant

Bereits fest steht dagegen, dass entgegen der ursprünglichen Vorgaben auf der Fläche Am Aschenland in Neu­graben-Fischbek nur 1500 statt der zuvor geplanten 3000 Plätze in der Folgeunterbringung entstehen werden. Darauf einigten sich Senat und Bezirk nach monatelangen Protesten der Anwohner. „Wir sind seit dem Herbst an dem Thema dran gewesen. In den vergangenen Wochen waren die Verhandlungen besonders intensiv“, sagte Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD).

Unberührt bleiben laut Völsch die anderen Einrichtungen für Flüchtlinge im Bezirk. Dazu gehören die Zentrale Erstaufnahme, die mit knapp 400 Bewohnern etwas mehr als halb ausgelastet ist, und die Folgeeinrichtung Aschenland I mit 458 Plätzen in bereits errichteten Modulbauten. „Insgesamt bleiben wir an dem Standort Aschenland und Geutensweg unter 3000 Plätze“, sagte Völsch.

„Die Bonbons kommen wie versprochen“

Mit der Entscheidung kippt der Senat seine eigene Maßgabe aus dem Herbst, auch sehr große Flächen für die Folgeunterbringung von Flüchtlingen zu bebauen. „Einige Entscheidungen, die damals getroffen wurden, waren ganz sicher nicht die Besten“, heißt es dazu aus dem Umfeld der Sozialbehörde. Laut der Sprecherin des Zentralen Koordinierungsstabes Flüchtlinge (ZKF), Kerstin Graupner, besteht aber kein Zusammenhang mit dem bislang überraschend großen Zulauf für eine Volksinitiative gegen Großunterkünfte. „Es gab bereits seit Monaten intensive Gespräche. Es wurde bereits zum Jahresende einhellig als sinnvoll angesehen, die Zahl der Plätze dort nach unten zu korrigieren“, sagte Kerstin Graupner.

Das bereits vorliegende Konzept für die Integration der Bewohner in der Großunterkunft Am Aschenland muss nun überarbeitet werden, soll aber im Grundsatz bestehen bleiben. „Die Bonbons kommen wie versprochen“, heißt es aus dem Senatsumfeld. Der bisherige Plan der Sozialbehörde sah unter anderem einen eigenen Drogeriemarkt und Arztpraxen auf dem Gelände des Flüchtlingsdorfes vor. So sollte ein möglichst großer Austausch zwischen Flüchtlingen und Anwohnern entstehen. Das Angebot wird der halbierten Platzzahl angepasst. (crh/sba/zv)