Bergedorf. Die Mieter im Mehrgenerationenhaus an der Holtenklinker Straße 108 sind sauer. Offenbar werden Abgase der Heizung durch das Lüftungssystem direkt in ihre Wohnungen geleitet. Am Mittwoch musste gar die Feuerwehr anrücken.
Einen Riesenschreck bekamen die Mieter im Mehrgenerationenhaus an der Holtenklinker Straße 108 am vergangenen Mittwoch (wir berichteten). Schon wieder rasten Feuerlöschzüge heran. Schon wieder hieß es: „Bei Ihnen brennt es.“ Gegen 20 Uhr hatten Nachbarn Sturm geklingelt, nachdem sie starken Rauchgeruch wahrgenommen hatten. „Ihr müsst raus. Bei euch brennt es.“ Nachbarn waren es auch, die die Feuerwehr alarmiert hatten.
In der Nacht vom 15. auf den 16 August hatte es schon einmal gebrannt. Damals waren zwölf Mieter teils schwer verletzt worden. Für diesen Mittwoch gab die Feuerwehr jedoch Entwarnung. Der Rauchgeruch kam offensichtlich von der Pellet-Heizung, die in dem barierrefreien Bau installiert ist. Den Mietern stinkt das Ganze dennoch. „Seit Wochen riecht es in unserer Wohnung immer wieder nach Rauch. Ich bin ständig müde und habe Kopfschmerzen“, klagt Klaus Weber. Der 74-Jährige kam bei dem Brand im August nur knapp mit dem Leben davon, musste reanimiert werden. Seitdem zieht er einen Wagen mit einer Sauerstoffflasche hinter sich her, hat 24 Stunden einen Schlauch in der Nase. Seine Frau Heidemarie und er fürchten um das, „was von unserer Gesundheit noch übrig ist“, sagt Weber.
Rein rechtlich ist alles in Ordnung bestätigt das Bezirksamt. Auch Bezirksschornsteinfegermeister Holger Wels sagt: „Ich habe keinen Defekt an der Anlage feststellen können. Allerdings habe ich dem Hausmeister gesagt, er soll von der Heizungsfirma die Anlage noch mal auf Herz und Nieren prüfen lassen.“ Eine leichte Rauchentwicklung beim automatischen Anfahren der Anlage, die sich auch automatisch abschalte, sei aber normal. „Allerdings halte ich persönlich es nicht gerade für klug, eine derartige Anlage in einem solchen Haus in einem Ballungsgebiet zu betreiben.“
Dem stimmt der Bezirksmeister der Heizungsinnung, Bernd Hegemann (44), zu. „Es gibt auch andere Methoden der Wärmegewinnung. Weshalb man hier eine Pellet-Heizung gewählt hat, ist mir ein Rätsel.“ Schließlich sei in diesem Fall eine gewisse Rauchentwicklung normal, inklusive Geruchsbelästigung. Besonders prekär: In dem Neubau ist eine Be- und Entlüftungsanlage für die Wohnungen installiert, welche die Abgase der Heizung wieder ansaugt und in den Räumen verteilt.
Die offenkundige Fehlplanung reiht sich ein in eine lange Kette von Schlampereien beim Bau und beim Brandschutz. Der Investor musste bereits teuer nachbessern. „Die Heizungs-Abgase könnten auch aus der Nachbarschaft stammen“, beschwichtigt die Hausverwaltung Keye.