Bergedorf. 60-Watt-Glühbirnen, es gibt sie - noch. Aber nicht mehr lange. Lediglich Restbestände sind in Bergedorfer Geschäften noch zu bekommen. Denn seit Donnerstag werden die klassischen Leuchtkörper nicht mehr an den Einzelhandel ausgeliefert.
Grund ist die „Ökodesign Richtlinie 2005/32/EG“ der EU-Kommission. Seit 2009 werden die Glühbirnen stufenweise aus dem Handel entfernt. Erst die 100-Watt-Birnen, 2010 waren die 70-Watt-Birnen dran, 2012 sind es dann die verbliebenen 40-Watt-Birnen.
Die Bürger sollen stattdessen Energiesparlampen kaufen. Die verbrauchen zwar deutlich weniger Strom, stehen aber wegen ihrer kalten Lichtfarbe und wegen ihrer Entsorgung im Sondermüll in der Kritik. Und offenbar lieben die Verbraucher die herkömmliche Glühlampe. Bei Max Bahr an der Kurt-A.-Körber-Chaussee wurden in diesem Jahr gut 50 Prozent mehr 60-Watt-Birnen verkauft als 2010. „Jetzt ist das Lager leer“, sagt Marktleiter Toni Baresel. „Die Leute kaufen wie verrückt“, bestätigt Bauhaus-Geschäftsführer Thomas Würffel und freut sich: „Wir haben uns noch mal richtig mit Glühbirnen eingedeckt.“ 6000 Stück habe er vorrätig. Bei Karstadt lagern derzeit noch 400. Alle anderen – Kaufland, Marktkauf, Saturn – sind bereits leer gekauft.
Die Ursache für den Kaufrausch liegt für Bauhaus-Kundin Brigitte Günther (64) auf der Hand. „Die alten Glühlampen machen einfach ein viel schöneres Licht als diese neuen Dinger.“ Zehn Doppelpackungen liegen im Einkaufswagen der Bergedorferin. „Dieser ganze EU-Schrott ist doch total sinnlos“, meint Bernd Wischnewski (59), der bei Max Bahr einkauft. „Ist ja toll mit dem Energiesparen, aber wieso sollen wir dazu gezwungen werden?“, fragt der Nettelnburger empört.
Auch Karstadt-Kundin Susanne Kröver hält nicht viel von der EU-Richtlinie. „Ob der Schuss nach hinten losgeht, wird sich noch rausstellen. Wir sind dann die Leidtragenden“, sagt die 43-Jährige. Schließlich hätten auch Umweltverbände den EU-Beschluss kritisiert. Tatsächlich ist die Herstellung der Sparlampen aufwendig, was in der Gesamtenergiebilanz einen Teil des Vorteils auffrisst. Pünktlich zum Aus der 60-Watt-Birnen werden die Energiesparlampen wegen „gestiegener Rohstoffkosten“ (Osram) übrigens erheblich teurer – um bis zu 25 Prozent.