Rund 400 Kadaver zählte der Angelsport-Verein an dem Gewässer im Bezirk Bergedorf. Auch Mittel gegen Blaualgen könnten Schuld sein.
Hamburg. Überreste von Brassen und Zandern liegen am Ufer des Eichbaumsees. Seit Tagen ist das Gewässer mit toten Fischen übersät. Mehr als 250 kg an Fischresten ließ der Angelsport-Verband Hamburg (ASV-Hamburg) bislang durch das Bezirksamt Bergedorf entsorgen, insgesamt rechnet der Verband mit rund 400 kg. Es gibt mehrere Theorien, warum es zu dem Fischsterben kommen konnte.
„Die Ursache könnte das Mittel gegen die Blaualgenbildung, Bentophos, sein“, meint Robert Jankowski vom ASV-Hamburg, „die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) informiert uns nicht, wann und wie viel sie davon einsetzt.“ „Im März haben wir 15 Tonnen Bentophos ausgebracht, davor elf Tonnen im November 2011“, sagt Magnus-Sebastian Kutz, Referent der Umweltsenatorin Jutta Blankau. Seit 2007 ist der Eichbaumsee aufgrund der Blaualgen für Badegäste gesperrt. Einen direkten Zusammenhang zwischen dem Mittel gegen die Algen und dem Fischsterben sieht Kutz nicht. Vielmehr könnten Schlittschuhläufer die Winterruhe der Fische gestört haben. "Sie stellen eine erhebliche Lärmentwicklung im Wasser dar. Es ist möglich, dass die Tiere bereits im Winter unter Eis verendet sind, jetzt steigen die toten Kadaver auf“, so Kutz.
Wer genau im Fall Eichbaumsee zuständig ist, darüber herrscht zwischen dem ASV-Hamburg, dem Bezirksamt Bergedorf und der BSU ebenfalls Uneinigkeit. „Das Problem ist, dass unser Verband nicht rechtzeitig von der BSU über die Kadaver informiert wurde“, meint Robert Jankowski. Der Diplom-Biologe mit Schwerpunkt Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft habe erst durch den Vorsitzenden eines Angelvereins vom Fischsterben erfahren.
Laut aktuellem Badegewässerprofil zum Eichbaumsee ist die BSU der Eigentümer des Sees, Pächter ist der ASV-Hamburg, Unterhaltungspflichtiger das Bezirksamt Bergedorf. Ein Fall also, für den sich niemand sofort zuständig fühlte? „Die BSU hat direkt nachdem sie über das Fischsterben informiert wurde, versucht, einen dort bekannten Ansprechpartner zu kontaktieren“, meint Magnus-Sebastian Kutz, „das ist jedoch erst am Folgetag gelungen.“ „In so einem Notfall wie hier muss sofort gehandelt werden, weil sich die Gewässerlage wieder verändern kann. Die Ursache für das Fischsterben ist dann nicht mehr nachweisbar“, erklärt Jankowski. „Wir haben einige der toten Fische zum Institut für Hygiene und Umwelt gebracht, dort hat man uns verdutzt angeschaut, weil die halb zerfressenen Fische kaum mehr untersucht werden können“, so der 47-Jährige.
„Für einen geringeren Phosphatgehalt im Wasser – sprich weniger Blaualgen – können Schilfanpflanzungen sorgen“, meint Jürgen Märker, Referent für Gewässerfragen des ASV-Hamburg, „Schilf filtert das Wasser, verbessert also die Wasserqualität und bietet Fischen Laichhilfe und Vögeln Nistplätze. Das könnte in Zukunft grundsätzlich helfen.“ „Man kann zurzeit nicht sagen, ob das Institut für Hygiene und Umwelt überhaupt den Grund ermitteln kann“, sagt Robert Jankowski, „wir wünschen uns aber einen Notfallplan, der zwischen BSU, Bezirksamt und Verband abgesprochen ist, damit wir künftig sofort handeln können.“
Bürgerinnen und Bürger können ab sofort bei Fischsterben oder Gewässerverschmutzungen eine Notruf-Mail an den Angelsport-Verband richten: notruf@asvhh.de.