Rätselhaft: Trotz des Chemie-Einsatzes gab es bisher keinen Erfolg. Behörde hofft auf 2005
Ist Hamburgs beliebtester Badesee noch zu retten? Am Eichbaumsee, der bis zu 30 000 Badegäste täglich anlockt, herrscht seit zwei Tagen wieder Algen-Alarm, Badeverbot und Besucherflaute. Blaualgen haben den Baggersee in eine grün leuchtende Suppe verwandelt; die Sichttiefe liegt bei 60 Zentimetern. Obwohl die Umweltbehörde im November das Problem mit 115 Tonnen Aluminiumsulfat beseitigen wollte. 110 000 Euro kostete die Aktion, die gestartet wurde, nachdem der Eichbaumsee im Super-Sommer 2003 zwei Monate lang gesperrt war.
Die Umweltbehörde kündigt für kommende Woche neue Untersuchungen an. Grund: Der Starkregen der vergangenen Wochen könnte die Ursache der Algenblüte sein.
Der 1000 Meter lange Eichbaumsee entstand 1972 bei Baggerarbeiten zum Bau A 25. Er liegt neben der Dove-Elbe und bietet mit seinen parkähnlichen Ufern und dem Sandstrand Ruhe und eine Menge Freizeitspaß. Jetzt ist die grüne Suppe wieder so dick, dass kaum Besucher kommen. Taucher haben noch vor wenigen Tagen gemeldet, dass keine Fische mehr zu sehen seien.
Seit 1990 kämpft die Umweltbehörde gegen die Algen mit einer "Zwangszirkulation"; das sind drei Diffusoren, die mit Luftblasen das Wasser umwälzen, um die Algenblüte zu verhindern.
Die Chemie-Keule sollte im vergangenen Jahr den Algen ihre Existenzgrundlage entziehen: den Pflanzennährstoff Phosphor. Durch Aluminiumsulfat sinkt der Phosphor zum Gewässergrund. Doch das im vergangenen Jahr noch als Zaubermittel angekündigte Sulfat funktioniere nur mit Verzögerung. Davon ist Jürgen Spieker von der Firma KLS-Gewässerschutz, die das Sulfat einbrachte, überzeugt. "Der Erfolg wird sich erst in der Badesaison 2005 einstellen", sagt er. "Der Anteil der Blaualgen an der Gesamtbiomasse wurde jedoch schon um die Hälfte gesenkt." Das hätten Messungen ergeben. Auch die Umweltbehörde rechnet laut ihres Sprechers, Volker Dumann, mit einem Erfolg erst für 2005.
Warum die Algen gerade im Eichbaumsee so heftig blühen - dazu gibt es nur Deutungsversuche:
. Die Umweltbehörde sieht die Hauptursache bei den Badegästen: Urin und Abwaschwasser mit Essensresten seien so belastend.
. Der NABU sagt: Autoverkehr und Düngemittel seien schuld.
. Das Fachamt für Gewässer und Bodenschutz lokalisierte den Verursacher am Gewässerboden: Baumreste in dem künstlichen See würden den Nährstoffgehalt erhöhen.
Das Bergedorfer Bezirksamt prüft alle zwei Tage die Sichttiefe. 100 Zentimeter müssen es sein, damit im Notfall ein Ertrinkender geortet und gerettet werden kann.