Hamburg. „Die Seifenfabrik“ verhalf Douglas zu einem gelungenen Start. Es ist die älteste noch produzierende Seifenfabrik Deutschlands.

Ganz unscheinbar liegt am Billwerder Ring im Gewerbegebiet Allermöhe ein besonderes Unternehmen, das in diesem Jahr sein 200-jähriges Bestehen feiert: „Die Seifenfabrik“ ist die älteste noch produzierende Seifenfabrik Deutschlands.

„Gegründet wurde ‘Die Seifenfabrik’ 1821 am Kehrwieder von dem in Hamburg lebenden, schottischen Seifensieder John Sharp Douglas, der von 1799 bis 1847 lebte. Seine Söhne führten das Geschäft unter dem Namen ‘J. S. Douglas’ Söhne’ weiter“, sagt Sabine Döpke, die das Unternehmen heute mit ihrem Mann Thomas betreibt. Sie hat die 200-jährige Firmengeschichte intensiv recherchiert, Archive in Deutschland und Großbritannien durchstöbert.

"Die Seifenfabrik" in Allermöhe feiert 200-jähriges Bestehen

Am Kehrwieder wurde in den 1830er-Jahren erstmals in Deutschland Kokosöl verarbeitet. Die berühmte „Cocosnussöl-Sodaseife“ verhalf der Firma zu großem Ansehen. 1864 wurde ein neues Fabrikgebäude in Eimsbüttel errichtet und dort bis 1983 flüssige und feste Seife produziert. 1977 hatte Herbert Döpke die Firma, die sich längst „J. S. Douglas’ Söhne“ nannte, gekauft. 30 Jahre später wurde dessen Sohn Thomas Döpke der Inhaber. 1983 zog die Seifenfabrik von Eimsbüttel in das damals neue Gewerbegebiet Allermöhe um. „Wir gehörten damals zu den ersten Unternehmen, die sich hier ansiedelten“, sagt Thomas Döpke (69).

Vor 17 Jahren verkaufte Herbert Döpke den Firmennamen „J. S. Douglas’ Söhne“ an die Parfümeriekette Douglas, produziert seitdem wieder unter dem ursprünglichen Namen „Die Seifenfabrik“.

Meist werde für Wiederverkäufer produziert

Bereits seit 1910 war der Markenname „Douglas“ in Lizenz an die heutige Kette vergeben worden, 1998 verkaufte Herbert Döpke den Namen, ein eingetragenes Warenzeichen, an den Konzern. Der Parfümeriekonzern Douglas hatte sich zu seiner Gründung 1910 – damals betrieb „Douglas’ Parfümerien“ nur ein Geschäft, am Neuen Wall – dazu verpflichtet, seine Produkte exklusiv von der Seifenfabrik zu beziehen. Die produzierte längst auch Düfte.

Thomas und Sabine Döpke sprechen heute von einer „kleinen Manufaktur“, arbeiten spezialisiert und produzieren mit zwei Angestellten und gelegentlichen Aushilfen kleinere Mengen für den deutschen und den internationalen Markt. Meist werde für Wiederverkäufer produziert, die den in Allermöhe hergestellten Produkten ihren eigenen Namen aufdrücken.

Seifen- und Körperpflegepordukte der Eigenmarken werden noch hergestellt

Sabine und Thomas Döpke zeigen ein historisches Werbeplakat für Neptun-Seife.
Sabine und Thomas Döpke zeigen ein historisches Werbeplakat für Neptun-Seife. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Doch auch Seifen- und Körperpflegeprodukte der legendären Eigenmarken Delila und Neptun von 1889 stellen sie noch her. „In den vergangenen Jahrzehnten waren Flüssigseifen besonders gefragt“, sagt Thomas Döpke. „Jetzt erleben wir allerdings eine Renaissance der Stückseife.“ Shampoo und grüne Seife (Reinigungsmittel) werden ebenfalls in Allermöhe produziert. Die Auflagen seien klein, „mehrere Tausend Einheiten“, sagt der 69-Jährige.

Das war mal anders: In den 1980er- und 1990er-Jahren produzierte die Fabrik mehr als zehn Millionen Seifen, vor allem Gallseifen zur Fleckenentfernung, für deutsche Drogeriemärkte. „Damals wurde in drei Schichten gearbeitet, mit vielen Aushilfen“, sagt Sabine Döpke. Mit der grünen Flüssigseife habe man früher auch Edeka beliefert. Doch seine goldenen Jahre habe das Unternehmen, das seit jeher inhabergeführt ist, um 1900 gehabt, berichtet die Chefin: „Damals beschäftigten unsere Vorgänger rund 30 Mitarbeiter.“

Heute würden die meisten Seifen in China, Indien und Osteuropa produziert, erzählen die Inhaber des Traditionsunternehmens. In Deutschland gebe es zwei große Mitbewerber und weitere kleinere Hersteller. „Viele sind aufgrund von Konkurs, Insolvenz oder Fusion vom Markt verschwunden“, sagt Thomas Döpke.

Einige Stanzformen sind mehr als 100 Jahre alt

In der Seifenfabrik steht ein riesiger, 7000 Liter fassender Kessel, in dem die flüssigen Seifen gekocht werden. Um die Mischung aus Wasser und Kaliumhydroxid (Ätzkali) zum Kochen zu bringen, wird sie mit Dampf erhitzt. „Dann wird Fettsäure und Parfüm dazugegeben. Außerdem auch weitere Zusätze, aber die sind ein Betriebsgeheimnis“, sagt Thomas Döpke. Nachdem der Kesselinhalt mehrere Stunden erhitzt worden ist, erhält man flüssige grüne Seife, die von den Döpkes etwa als Neptun-Reinigungsmittel vertrieben wird.

Stückseife wird in Nudelform geliefert, zermahlen und mit Zutaten wie Lecithin, Ölen, Honig und Parfüm vermischt. Danach wird die Masse gewalzt, verdichtet und zu einem festen Strang gepresst. Eine Maschine zerschneidet den Strang in Stücke, die anschließend in Form gepresst werden – je nach Anzahl per Handstanze oder automatisch. Einige Stanzformen der Seifenfabrik sind mehr als 100 Jahre alt.