Hamburg. Auch andere Institutionen und Unternehmen wenden sich von dem Kurznachrichtendienst ab. Wie die Nordkirche ihren Schritt begründet.
Seit ihrer Gründung sandte die Nordkirche ihren Followern auf Twitter täglich ihre Segenswünsche. Auch nach der Übernahme der Plattform durch Elon Musk und der Umbenennung in X im Oktober 2022 blieb es bei dem Segen für die 7000 Follower. Doch damit ist es nun vorbei.
„Schweren Herzens sagen wir Tschüss und verabschieden uns von X“, schrieb die Nordkirche vor wenigen Tagen. Zu den Gründen erklärte Kirchensprecher Dieter Schulz, eine aktuelle Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung zeige, dass die Nordkirche ihre Mitglieder und kirchlich Interessierte über andere Kanäle besser erreichen könne. „Deshalb wollen wir unsere Ressourcen gezielt dort einsetzen.“ Langfristig sei das sinnvoll.
Soziale Medien: Positionen von Musk für die Nordkirche nicht länger tragbar
Schulz deutete noch einen anderen Beweggrund für den Abschied von X an: „Die Entwicklungen der Plattform unter ihrem neuen Eigentümer haben zudem ihren Teil dazu beigetragen, unsere Präsenz dort zu überdenken.“ Der Sprecher erläuterte das nicht näher.
Auf Nachfragen von Followern schrieb die Nordkirche auf X: „Die Veränderungen der Plattform und die Positionen des Inhabers sind für uns nicht länger tragbar.“ Man wolle sich jetzt auf andere Netzwerke wie Instagram konzentrieren. Instagram gehört zum Meta-Konzern von Mark Zuckerberg.
Deutscher Journalisten-Verband verabschiedet sich ebenfalls von X
Die Nordkirche steht mit ihrem Schritt nicht allein da. In Deutschland reicht das Spektrum der prominenten X-Aussteiger von den Fußball-Bundesligavereinen SV Werder Bremen und FC St. Pauli über die Internationalen Filmfestspiele Berlin (Berlinale) bis hin zu Unternehmen wie Aldi Nord. Die Supermarktkette war enttäuscht darüber, dass die Plattform nichts gegen diskriminierende und rassistische Kommentare zu Models in einem Aldi-Prospekt unternommen hatte. Der Hamburger Kiez-Club war seit 2013 auf der Plattform aktiv und hatte rund 250.000 Follower. Musk habe aus einem Debattenraum einen Hassverstärker gemacht, erklärte der Verein.
Auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) verabschiedet sich nach 15 Jahren von X und empfiehlt dies auch Sendern, Verlagen sowie Journalistinnen und Journalisten. „Elon Musk verfolgt unübersehbar eine politische Agenda, die sich gegen journalistische Grundwerte richtet“, begründet DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster den Schritt.
Soziale Medien: SPD und Robert Habeck kehren zu X zurück
Dagegen kehrten etwa die SPD und der Grünen-Politiker Robert Habeck zu X zurück. „Orte wie diesen den Schreihälsen und Populisten zu überlassen, ist leicht. Aber es sich leicht zu machen, kann nicht die Lösung sein“, schrieb der Wirtschaftsminister.
Eine Userin auf X argumentierte in einer Reaktion auf den Rückzug der Nordkirche ähnlich: „Entscheidungen wie diese beschleunigen den Relevanzverlust der Kirche. Sich nur in den Resonanzräumen der Verbundenen, Überzeugten bewegen zu wollen, ist zu einfach.“