Themen: Interview mit Klaus von Dohnanyi +++ Tschentscher verspricht „Stabilität und Sicherheit“ +++ Handyverbot am Christianeum

Ein souveräner Staat

11. Oktober: „Herr Selenskyj hat hier nichts zu sagen“

Mit größtem Erstaunen habe ich das jüngste Interview mit dem Hamburger Alt-Bürgermeister zum Ukraine-Krieg gelesen. Offenbar ist er der Meinung, dass nur ein Rückzug der ukrainischen Truppen aus dem russischen Kursk-Gebiet einem Friedensschluss entgegensteht. Kein einziges Wort dazu, dass russische Truppen in einen fremden Staat mit beispiellosem, brutalem Angriffskrieg einmarschiert sind und rund ein Fünftel des ukrainischen Landes besetzt haben. Kein Wort dazu, dass die ukrainische Kursk-Aktion die Front im eigenen Land entlasten soll, mehr nicht. Zudem diskreditiert Herr von Dohnanyi die Nato als Amerika-hörig und stellt die Bundesregierung bloß. Sie habe nicht „kapiert“, dass man schon viel eher auf ihn, den sich weltmännisch gebenden Staatspolitiker, hätte hören sollen und es nur um Friedensgespräche gehe, mit dem Ziel, den Donbass und die Krim aus der Ukraine herauszulösen. Der Alt-Bürgermeister wehrt sich, als „Putin-Versteher“ eingeordnet zu werden, zeigt sich aber im Interview als Parteisoldat Putins. Als wäre der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine ein Sonntagsausflug in eine russische Nachbarprovinz gewesen und zum Picknick könne der ukrainische „Kuchen“ nach russischem Geschmack aufgeteilt werden. Herr Dohnanyi, schon vergessen? Die Ukraine ist ein souveräner Staat mit unverletzlichen Grenzen mitten in Europa. Dass Russland auch ein schönes Land ist, bleibt den Russen und auch dem Rest Europas unbenommen, ohne russisches Friedens-Diktat in der Ukraine.

Marc von Kopylow

Selbstüberschätzung

Herr von Dohnanyi liefert den passenden Kommentar zu seinen heutigen, erneut sehr seltsamen Aussagen gleich selbst mit, wenn er abschließend meint: „... wirklich schwer erträglich.“ In der Tat - das, was man von Herrn v. Dohnanyi schon seit längerer Zeit wöchentlich im HA geboten bekommt, ist wirklich schwer erträglich, sogar unerträglich! Aus seinen diversen unhaltbaren Ansichten sei beispielhaft nur seine Aussage zum geforderten Waffenstillstand zitiert: „Aber dazu müssen beide Parteien bereit sein. Solange allerdings die Ukraine Teile der Russischen Föderation besetzt hält (Region Kursk), wird das schwer sein.“ Kein Wort dazu, dass Putins Russland schon seit mindestens 10 Jahren Regionen der Ukraine besetzt hält. Und Herr Iken erhebt keinerlei Einwand - einfach unfassbar. Da stellt sich doch die unerlässliche Frage, wie lange das HA Herrn v. Dohnanyi eigentlich noch diese wöchentliche Plattform zur Verbreitung seiner maßlosen und überheblichen Meinungen bieten will („Und die damals neue Ampel-Regierung übersah auch trotz meiner persönlichen Warnungen) diese Gelegenheit und ließ die Verhandlungschancen ahnungslos verstreichen.“ und „...Berlin hat das einfach nicht kapiert!“ Da leidet jemand offensichtlich an erheblicher Selbstüberschätzung.

Holger Knorr

Politisch klug

Das Interview von M. Iken mit Herrn Dohnanyi war ausgezeichnet. Ich danke für diesen Beitrag. Endlich mal differenziert, politisch klug und gegen allgemeine Artikel in den anderen Zeitungen. Ich finde es unerträglich, dass man den historischen Hintergrund des Krieges in der Ukraine allgemein so missachtet. Dass Russland die Nato nicht an ihren Grenzen haben will, ist wohl verständlich. Es gibt genug kluge und intelligente Menschen, die das genau so sehen. Wir sollten gar keine Kriege unterstützen. Im Frieden leben die Menschen glücklicher.

Barbara Fritz

Dazu stehen, bitte!

14. Oktober: Peter Tschentscher und der Merkel-Slogan

Peter Tschentscher als früherer Finanzsenator und heutiger Bürgermeister stiehlt sich aus seiner höchstpersönlichen Verantwortung und der der SPD: Entgegen seiner Behauptung waren Gründung, Aufbau des Geschäftsmodells und Entwicklung der HSH Nordbank AG ein gemeinsames Projekt von Schleswig und Hamburg, und damit von SPD und CDU. Von Beginn an war mit u.a. Heide Simonis und Ralf Stegner federführend die SPD mit im Geschehen, und die wesentlichen Verluste sind erst nach dem Regierungswechsel 2011 durch zögerliches Verhalten und Fehlentscheidungen SPD-geführter Landesregierungen in Hamburg (Scholz) und Schleswig-Holstein (Albig) realisiert worden. Das zu verdrängen, ist kein redlicher Umgang mit der Wahrheit! Hier lebt die SPD von der Hoffnung, dass dieses Thema zu komplex und auch zu lange her ist, als dass sich damit noch jemand beschäftigen möchte. Anders als die SPD hat sich die CDU von ihrem Teil der Verantwortung nicht reinzuwaschen versucht, sondern ihren Teil zur Schadensbegrenzung mit mutigen Entscheidungen aktiv beigetragen. Gleichzeitig unterschlägt der Bürgermeister, dass zu den finanziellen Hinterlassenschaften des CDU-Senats vor allem auch der Erhalt von Beiersdorf als größtem Steuerzahler der Stadt und Hapag-Lloyd als größtem Dividendenzahler der Stadt gehören – beides hat die SPD ohne eigenes Zutun fröhlich geerbt.

Thies Goldberg, (MdHB 2004–2011)

Unermessliches Leid

12. Oktober: Verschickungskind erzählt von Demütigungen: „Es war eine Tortur!“

Ich gehöre zu der Generation der „Verschickungskinder“, bin aber nie verschickt worden.  Heute weiß ich, dass es ein Segen ist, dass mir dieses entsetzliche Schicksal erspart geblieben ist. Aus meiner wunderbaren Arbeit als Erzieherin mit Kindern weiß ich, dass Liebe, Sicherheit, Schutz, Fürsorge und absolutes Vertrauen die Nahrung ist, die jedes Kind braucht. Ich denke an alle Verschickungskinder, die diese Bausteine entbehren mussten und hoffe, dass sie ein wenig Trost finden können.

Vera Wiehl 

Glück gehabt

Der Bericht lässt mir das Blut in den Adern gefrieren! Herr Krausse hat mein ganzes Mitgefühl. So viel Leid. Selbst war ich in den 60ern mehrmals verschickt - nach Wyk auf Föhr ins Kinderheim Dr. Drenkhahn, zweimal nach Brammerau, Wedel a.d. Elbe. Überall habe ich wohl Glück gehabt, mich wohlgefühlt. Nicht mit Waldameisen und Spinnen, aber mit den Betreuerinnen. In Wedel wurde man sogar zum Gute-Nacht-Sagen gedrückt. Ich war zwischen 6 und 12 Jahren alt.

Regina Hoppe

Signalwirkung erwünscht

12. Oktober: Striktes Handyverbot: Christianeum führt neue Regel ein

Eine sehr gute Entscheidung der Schulkonferenz des Christianeums. Das ständige Lesen und Schreiben von privaten Nachrichten oder das Warten darauf mit entsprechender permanenter Kontrolle des Handys verträgt sich weder mit Lernen, das nun einmal Konzentration auf das Unterrichtsgeschehen erfordert, noch mit sozialem Miteinander an der Schule. Von Suchtgefahr oder Missbrauch in Form von Cybermobbing oder illegalen Aufnahmen im Unterricht einmal ganz abgesehen. Ich fände es erfreulich, wenn diese Maßnahme Signalwirkung auch auf andere Schulen in der Stadt hätte.

Sven Kanter

Gelassen bleiben

Ein Gerät erobert den Markt. Kinder und Jugendliche nutzen es. Ein Aufschrei geht durchs Land und durch die Schulen: Kinder lernen nichts mehr! Sie werden bequem. Sie sind abhängig von diesem Gerät! Seine Benutzung muss untersagt werden! Wo kommen wir da sonst hin? Die Kultur des Abendlandes ist in Gefahr! Es handelte sich dabei um... - den Taschenrechner. Leute, macht euch nicht verrückt! Macht nicht so ein Riesendrama um die Smartphones. Eltern und Schule müssen den Kindern und Jugendlichen beibringen, wie man vernünftig und sinnvoll damit umgeht - z. B. dass man damit keine Rechte anderer Menschen verletzen darf. Weiter nichts.

Kai Rickertsen, Studiendirektor an einer allgemein bildenden Schule 

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