Hamburg. Bei den Internationalen Schiffsmodellbautagen im Maritimen Museum am 7. und 8. September werden auch Modelle der TU Hamburg zu sehen sein.

Mitunter muss man etwas weitere Wege gehen, um ein Ziel ganz in der Nähe zu erreichen. Im März zählten Nils Derzbach und Jędrzej Kąsinowski, Schiffbaustudenten an der TU Hamburg zu den Ausstellern der Modellbaumesse EME im emsländischen Lingen. Einem Aussteller gefielen die Werke so gut, dass er Derzbach fragte, ob er nicht auch bei den Internationalen Schiffsmodellbautagen in Hamburg dabei sein möchte. Binnen weniger Wochen gewann die Idee Kontur. Und so werden die Modelle der angehenden Schiffbauingenieure am 7. und 8. September im Internationalen Maritimen Museum zu sehen sein.

„Ich freue mich sehr, dass wir auf diesem Weg junge Modellbauer und Modellbauerinnen für die Ausstellung gewinnen konnten“, sagt Frank Ilse. Der ehemalige Journalist und passionierte Modellbauer initiierte 2018 die Veranstaltung, die nun zum dritten Mal stattfindet. Schiffsmodellbauer und Schiffsmodellbauclubs aller Sparten – von historischen Holzschiffen bis zu ferngesteuerten Schiffen, von Karton- bis zu Plastikmodellen, von Gießharz- bis zu 3-D-Druck-Modellen, von Multimedia-Modellen bis zu Sammlermodellen im Maßstab 1:1250 – werden ihre Werke präsentieren.

„Selbst der kleinste Kratzer würde die Illusion zerstören“

Beim Ortstermin im schlichten Kunstraum des ASTA der TU Hamburg auf dem Schwarzenberg-Campus zeigen Derzbach und seine Kommilitone Kąsinowski das Modell der Fregatte „Hamburg“ (F-220). Das Original wurde von 2000 bis 2004 in Kiel gebaut und mit leistungsfähigen Radargeräten und weitreichenden Flugkörpern ausgerüstet. Sie geleitete 2014 als Eskorte das amerikanische Spezialschiff Cape Ray, auf dem syrische Chemiewaffen vernichtet wurden. Wenige Wochen zuvor führte sie die Einlaufparade beim 825. Hafengeburtstag an.

Das Modell gleicht dem Original bis ins letzte Detail. Kąsinowski, aufgewachsen im polnischen Posen, zeigt die Schleifstäbe, mit denen die winzigen Kunststoffteile aus dem Baukasten bearbeitet werden. Millimeterarbeit ist angesagt: „Selbst der kleinste Kratzer würde die Illusion zerstören.“ Pfuschen verboten gilt erst recht für den Anstrich – die Studenten arbeiten mit feinsten Pinseln und Pinzetten.

Das Modell der Fregatte „Hamburg“ (F-220) zeigen die Schiffbau-Studenten der TUHH,  bei den Internationalen Schiffsmodellbautagen im Maritimen Museum.
Das Modell der Fregatte „Hamburg“ (F-220) zeigen die Schiffbau-Studenten der TUHH, bei den Internationalen Schiffsmodellbautagen im Maritimen Museum. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Das erste Schiffsmodell schon in der Grundschule gebaut

Derzbach, aufgewachsen in Köln, baute mit der Titanic sein erstes Modell bereits in der Grundschule. Für die großen Pötte begeisterte er sich bei Hamburg-Besuchen, die Entscheidung für das Schiffbau-Studium fiel ihm nicht schwer. Als einzige deutsche Universität bietet die TU Hamburg einen eigenständigen Bachelorstudiengang an. Auf der Website heißt es: „Du lernst, Schiffe zu konstruieren und sie zu entwerfen. Du verstehst, warum ein Schiff schwimmt, wie man es antreibt und wie es im Wasser allen Extrembedingungen standhält.“

Die Schiffsmodellbautage

Die 3. Internationalen Schiffsmodellbautage finden am 7. und 8. September im Internationalen Maritimen Museum im Kaispeicher B (Koreastraße 1, Nähe U-Bahn-Station Überseequartier) statt. Geöffnet ist das Museum an beiden Tagen von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt für Erwachsene kostet 17 Euro, Schüler, Studenten, Rentner, Schwerbehinderte und Erwerbslose zahlen 12 Euro, Familien zwischen 20 und 36 Euro. Weitere Informationen und Online-Tickets unter www.imm-hamburg.de. (pw)

Für dieses Verständnis hilft die im Sommer 2023 gegründete Modellbau-AG, die daher weit mehr ist als eine Bastelgruppe. Derzbach deutet auf den winzigen Schornstein der Fregatte: „Man sieht, wie das Abgasrohr geführt wird, überlegt, warum der Motor exakt an dieser Stelle eingebaut wurde.“

Negativ-Nachrichten können Schiffsbaustudenten nicht schocken

Reizen würde Kąsinowski und Derzbach der Sprung in die Champions-League der Modellbauer, wo jedes Einzelteil manuell nach Konstruktionszeichnungen gefertigt wird. Doch dafür fehlt ihnen ebenso wie den anderen AG-Mitgliedern neben Studium und Campusleben schlicht die Zeit. „Das Studium ist sehr intensiv“, sagt Kąsinowski. In der Regelstudienzeit von sechs Semestern geht es um Grundlagen wie Mathematik, Strömungslehre, Thermodynamik und Schiffbaufächer wie Hydrostatik oder Schiffskonstruktion.

Die Negativ-Nachrichten aus der Branche, wie die Finanzprobleme der Meyer-Werft in Papenburg, können Kąsinowski und Derzbach übrigens nicht schockieren. „Unsere Berufsaussichten sind glänzend. Schiffbauingenieure werden weltweit gesucht“, sagt Derzbach.

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Bei den Internationalen Schiffsmodellbautagen freut er sich besonders auf das Fachsimpeln mit den anderen Ausstellerinnen und Ausstellern. „Da können wir noch viel lernen“, sagt Derzbach und deutet auf die Flagge der Fregatte, die sich im Fahrtwind zu kräuseln scheint: „Wie das mit etwas Alufolie und Farbe geht, hat mir ein Aussteller bei der Messe in Lingen gezeigt.“ Auf ähnlich gute Tipps hoffen die angehenden Schiffbauingenieure nun auch am 7. und 8. September 2024 in Hamburg. Neben der Fregatte will die AG sechs oder sieben weitere Modelle zeigen.