Hamburg. Im Internationalen Maritimen Museum finden die Modellbautage statt. Gabriele Glücks zeigt ihre Schiffe. Mit großer Abendblatt-Aktion.

Wenn Gabriele Glücks ihre Schiffsmodelle bei Ausstellungen präsentiert, kennt sie eine Frage nur zu gut: „Die sehen ja großartig aus, wer hat die denn gebaut?“ Ihre lapidare Antwort „Das war ich“ verblüfft viele Besucherinnen und Besucher. Modellbau ist nach wie vor – Gleichberechtigung hin, Emanzipation her – eine Männer-Domäne, nur international gibt es einige wenige Frauen bei Wettbewerben. „Ich bin immer noch so etwas wie eine Exotin“, sagt Gabriele Glücks, die in Langenfeld im Rheinland lebt.

In der Szene selbst passiert das längst nicht mehr. „Gabriele Glücks zählt in Deutschland zu den Besten ihres Fachs“, sagt Frank Ilse, Initiator der 3. Internationalen Schiffsmodellbautage Hamburg. Umso mehr freut sich der Journalist im Ruhestand und passionierte Modellbauer, dass Gabriele Glücks zu den Ausstellerinnen der dritten Auflage der Veranstaltung zählt. Schiffsmodellbauer und Schiffsmodellbauclubs aller Sparten – von historischen Holzschiffen bis zu ferngesteuerten Schiffen, von Karton- bis zu Plastikmodellen, von Gießharz- bis zu 3-D-Druck-Modellen, von Multimedia-Modellen bis zu Sammlermodellen im Maßstab 1:1250 – werden am 7. und 8. September ihre Werke präsentieren.

HafenCity Veranstaltung: Bastelbogen liegt dem Hamburger Abendblatt bei

Der Ort könnte mit dem Internationalen Maritimen Museum, der weltweit größten Privatsammlung maritimer Themen von Prof. Peter Tamm, passender nicht sein. Der Clou: Wer einen Bastelbogen zusammensetzt, der großen Teilen der Auflage des Hamburger Abendblatts in der Sonnabend-Ausgabe beiliegt, erhält freien Eintritt. Diese Initiative spricht speziell den Nachwuchs an. Erwachsene und Familien mit Kindern ohne fertigen Bastelbogen lösen reguläre Tickets für die maritime Museumswelt (Details im Info-Kasten).

Laien auf diesem Gebiet sei gesagt: Mit Modellen aus dem Baukasten haben die Kunstwerke, die in Hamburg gezeigt werden, ungefähr so viel gemeinsam wie ein Rembrandt mit einem Malen-nach-Zahlen-Versuch. Meister und Meisterinnen des Modellbaus wie Gabriele Glücks investieren Jahre, um solche Werke zu erstellen.

Modellbautage: Gabriele Glücks Seenotkreuzer-Modell ist voll funktionsfähig

Wer ihr Modell des Schleppers „VB Jade“, viele Jahre in Wilhelmshaven als Hafenschlepper, jetzt im Offshore-Bereich im Mittelmeer im Einsatz, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus und begreift, warum die Werke made bei Glücks bei Weltmeisterschaften prämiert wurden. Das Modell gleicht dem Original bis ins letzte Detail, vom Rumpf über Reling und Leitern bis zur Maschine. Das kleine Schiff hat sogar die richtige Patina. „Used“, also gebraucht, nennt Gabriele Glücks das. Und dann sagt sie lachend: „Ich produziere das Schiff erst ganz sauber, dann mache ich es dreckig.“ Ihr Geheimnis: „Die Farben sehr stark verdünnen. Und echten Rost nehmen.“ Ausgefeilt ist auch die Technik: Der Seenotretter „Vormann Leiss“ ist voll funktionsfähig, über die Fernsteuerung öffnet die Heckklappe und das funktionsfähige Beiboot rutscht heraus. Dazu ertönt aus einem Mini-Lautsprecher der passende Sound.

Der Bastelbogen

Ein Schiffsmodell als Eintrittskarte – das ist die Idee hinter dem Kartonmodellbaubogen, der dem Abendblatt heute beiliegt. Kinder und Jugendliche haben damit freien Eintritt in das Internationale Maritime Museum Hamburg (IMMH) zu den dritten Internationalen Schiffsmodellbautagen am 7. und 8. September. Also einfach die Teile des kleinen Löschboots aus dem Bastelbogen ausschneiden, in die richtige Form knicken und zusammenkleben. Wer dann mit seinem fertig gebauten Modell zu den Schiffsmodellbautagen kommt, zahlt keinen Eintritt. Wichtig: Wer kein Abendblatt-Print-Abo hat oder ein Exemplar ohne Bastelbogen erhalten hat, kann sich den Bastelbogen in der Geschäftsstelle am Großen Burstah 18-32 abholen. Alle Informationen zu Eintrittspreisen und Öffnungszeiten im Internet unter www.imm-hamburg.de. (pw)

Infiziert wurde sie schon als Kind von ihrem Vater, der sich beim Modellbau zuerst auf Schiffe, später vor allem auf Bagger und Lkws konzentrierte. „Als Achtjährige durfte ich die Schiffe dann mit Fernsteuerung fahren.“ Zwei, drei Jahre später lagen Modellbaukästen für sie unter dem Weihnachtsbaum. Als Jugendliche wagte sich Gabriele Glücks an das erste Planmodell, also an Modelle, wo sie die Einzelteile nach Zeichnungen und Fotos nachbaut. Am liebsten arbeitet sie mit Kunststoff.

Während der Gründung der Familie und des beruflichen Werdeganges kam ihre Leidenschaft etwas zu kurz. Doch vor eineinhalb Jahren beschloss sie, beruflich etwas kürzer zu treten und werkelt nun fast jeden Tag in ihrer Werkstatt.

Gabriele Glücks: Die Leidenschaft für Schiffe entstand beim Urlaub an der Küste

Doch woher kommt die Leidenschaft für Schiffe, für jemanden, der im Rheinland lebt, ja nicht unbedingt naheliegend? „Wir haben immer Urlaub an der Küste gemacht und seit Jahren ein eigenes Motorboot, mit dem wir in Ostfriesland rumschippern“, sagt Gabriele Glücks. Ihr Mann, auch handwerklich sehr begabt, kümmert sich um die anfallenden Reparaturen des Motorboots. Und natürlich hilft er bei den Transportern zu Ausstellungen.

Und die sind mit ihren ebenso großen wie filigranen Modellen gar nicht so einfach. Deshalb wird sie in Hamburg wohl auch nur drei Modelle vorstellen: ein Schwimmdock, einen Saugbagger und den Seenotretter Vormann Leis. Allein in diesem Boot stecken rund 3000 Arbeitsstunden. Manche Einzelteile sind so winzig, dass sie mit Pinzette und Lupe arbeitet: „Das ist manchmal Millimeterarbeit.“

Gabriele Glücks freut sich auf den Austausch mit anderen Modellbauern

Und immer geht es um die Frage, ob das Ding am Ende auch schwimmt. Deshalb lässt Gabriele Glücks bereits den Rumpf in einer Lagerbox zu Wasser: „Dann packe ich Gewichte wie Apfelsinen darauf, um zu prüfen, wie schwer die Aufbauten sein dürfen. Da geht es ja auch um die Akkus und den Motor.“

Keine Scheu hat sie vor moderner Technik, im Gegenteil. Seit langem denkt sie darüber nach, sich einen 3-D-Drucker anzuschaffen. „Das lohnt sich nicht für nur ein Einzelteil. Aber wenn ich mehrere gleiche Teile brauche, kann man mit dem Drucker viel Zeit sparen. Immer vorausgesetzt, man hat die richtige Software.“

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Bei den Modellbautagen freut sie sich am meisten auf ihre Kollegen – es sind bis auf eine Frau, die Kartonmodelle baut, wirklich nur Männer: „Es ist fein, die alle wiederzusehen, sich auszutauschen und zu schauen, was die so Schönes gebaut haben.“

HafenCity: Modellbautage erfreuen sich großer Beliebtheit

Bei der ersten Ausstellung im September 2018 präsentierten rund 45 Modellbauclubs und Einzelaussteller aus mehreren europäischen Ländern ihre Modelle. Auf fünf Etagen des Museums und im Foyer wurden rund 800 Modelle aller Maßstäbe und Materialien gezeigt. Das Publikumsinteresse übertraf alle Erwartungen. Nach einer pandemiebedingten Pause fanden im September 2022 die zweiten Schiffsmodellbautage im Museum statt. Hier konnten bereits 70 Aussteller gewonnen werden. „Die Beschäftigung mit der Geschichte der Seefahrt trägt zum Reiz bei“, sagt Frank Ilse aus den Reihen des Organisationsteams.

Gabriele Glücks wird den Aufenthalt in Hamburg auch zu einem Abstecher ins Miniaturwunderland nutzen: „Die Karten habe ich bereits gebucht. Frederik und Gerrit Braun haben dort etwas Einzigartiges geschaffen. Ich bin sehr gespannt auf die neue Drake Passage.“