Hamburg. Das Abendblatt wechselt am 1. August Druckerei und Zeitungsformat. Diese Ankündigung löste Fragen aus. Unser Geschäftsführer gibt Antworten.

Etwas an den Lebensgewohnheiten zu ändern ist immer schwierig. Aber manchmal geht es nicht anders. Vor wenigen Wochen kündigten Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider und Christian Siebert, Geschäftsführer der Funke Medien Hamburg GmbH (in der das Abendblatt erscheint), gemeinsam an, dass Ihr und unser Hamburger Abendblatt vom 1. August an nicht mehr im gewohnten (zugegebenermaßen riesigen) Nordischen Zeitungsformat in Ahrensburg, sondern im etwas kleineren (und handlicheren) Rheinischen Format in Braunschweig gedruckt wird.

Hamburger Abendblatt – jetzt im neuen Format

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    Nach der Ankündigung gab es – wie sollte es auch anders sein – natürlich Fragen von Leserinnen und Lesern.  Abonnenten schrieben E-Mails, riefen per Telefon an – oder sprachen auch unseren Geschäftsführer bei Veranstaltungen direkt an. Was also liegt näher, haben wir uns gedacht, als die wichtigsten dieser Fragen, die auch sehr wirtschaftlich orientiert sind, einfach noch einmal aufzuschreiben und Christian Siebert zu stellen? Wir dachten uns: Vielleicht sind dies ja Fragen, die Sie sich auch stellen …

    Verändern Sie das Format, um Kosten zu sparen?

    Im Gegenteil, wir sehen diesen Schritt als Bekenntnis zur gedruckten Zeitung. Wir verändern das Format, weil die bisherige Druckerei geschlossen wird und im Norden niemand unser gewohntes Format drucken kann. Glücklicherweise zeigt uns aber die Marktforschung, dass viele Menschen das neue Format handlicher und praktischer finden.

    Aber Papier wird schon gespart?

    Das Abendblatt im neuen Format hat mehr Seiten. Dadurch sparen wir nicht am Papier, wir nehmen sogar höhere Kosten in Kauf, um unseren Lesern alle gewohnten Inhalte bieten zu können. 

    Probedruck des Hamburger Abendblatts im neuen Format im Funke-Druckzentrum Braunschweig.
    Probedruck des Hamburger Abendblatts im neuen Format im Funke-Druckzentrum Braunschweig. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

    In der Zustellung durch die Zeitungsboten ändert sich aber nichts?

    Im Ergebnis soll sich nichts ändern. Sie sollen Ihre Zeitung weiter zur gewohnten Zeit frühmorgens erhalten. Und das künftig wohl sogar zuverlässiger als bisher. Denn damit alles beim Alten bleibt, muss die gesamte Logistik im Kern einmal neu gedacht werden. Alle Zeiten und Wege von der fertigen Zeitung bis in Ihren Briefkasten ändern sich schließlich, da wir ja mit dem Format auch den Druckort wechseln. Das ist sicherlich neben dem Wechsel der Lesegewohnheiten für Sie die größte Herausforderung für uns. Damit nicht genug: Es muss dann alles in einer einzigen Nacht ohne Sicherheitsnetz oder komplette Probeläufe umgestellt werden.

    Da kann es in den ersten Tagen nach der Umstellung ein wenig ruckeln. Hier möchte ich um Ihre Unterstützung und Ihr Verständnis bitten angesichts der tiefgreifenden Veränderungen. Wir nutzen die Gelegenheit aber auch, um unsere internen Abläufe zu hinterfragen und überfällige technische Entwicklungen umzusetzen. Mittelfristig sollte die Qualität unserer Zustellung also sogar steigen.

    Lohnt sich die Zustellung von gedruckten Zeitungen denn überhaupt noch?

    Insgesamt ja. Es ist aber eine Herausforderung, wenn ein Bote in einer Straße früher mehr als 50 Ausgaben verteilt hat und heute mancherorts nur noch 25 austrägt. Er verteilt deutlich weniger, muss aber immer noch die gesamte Straße entlanggehen. Wir sparen also keine Zeit oder Kosten in der Zustellung, haben aber weniger Umsatz. Das führt in ländlichen Gebieten dazu, dass es immer schwerer wird, kostendeckend zuzustellen. Um das zu kompensieren, müssen wir leider regelmäßig die Preise des Abendblatts im gesamten Gebiet erhöhen. Nicht um mehr Geld zu verdienen, sondern um jeden Kunden beliefern zu können. 

    Aber wenn die Auflage sinkt, dann sparen Sie ja wenigstens Druckkosten?

    Ja, aber viel weniger als man denkt. Um eine Zeitung zu drucken, muss eine Druckmaschine jede Nacht aufwendig vorbereitet werden. Dabei entstehen fixe Kosten, die unabhängig von der gedruckten Anzahl an Zeitungen hoch sind. Ob die Druckmaschinen danach ein wenig kürzer laufen, weil die Auflage etwas gesunken ist, fällt leider nicht so sehr ins Gewicht bei den Kosten. 

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    Also bleiben alle Kosten gleich, auch wenn die Auflage sinkt?

    Für die großen Kostenblöcke in einem Verlag stimmt das. Leider. Lediglich weniger Papier benötigen wir bei sinkenden Auflagen. Wobei hier die Schwankungen im Weltmarktpreis deutlich entscheidender sind als unsere Auflagenveränderungen. Ähnliches gilt übrigens für unsere Transportkosten. Wir brauchen ja nicht sofort einen Lastwagen weniger, wenn die Auflage ein wenig sinkt. 

    Aber immerhin haben Sie ja noch die Anzeigenumsätze!

    Das stimmt. Auch wenn diese Erlöse natürlich deutlich niedriger sind als früher wegen der gesunkenen Auflage und aufgrund des Trends, eher digitale Werbung zu schalten. Um hier erfolgreich zu bleiben, müssen wir Verlage besser werden in unserem digitalen Angebot.

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    Wird es das Hamburger Abendblatt denn in fünf oder zehn Jahren gedruckt überhaupt noch geben? Viele Zeitungen werden ja heute schon eingestellt. 

    Eindeutig ja. Weil wir uns zeitig auf den Weg gemacht haben, das zurückgehende Geschäft mit der gedruckten Zeitung durch digitales Geschäft zu ergänzen. Wir sind also wirtschaftlich nicht mehr komplett abhängig vom Papier und können unsere Kosten zusätzlich durch digitale Erlöse decken. Unsere Leserinnen und Leser zeigen uns dabei den Weg: Beim sogenannten E-Paper, also der digitalen Version der gedruckten Zeitung, merken wir, dass immer mehr Menschen schon am Vorabend anfangen zu lesen, lange bevor die gedruckte Zeitung am nächsten Tag im Briefkasten liegt. Und auch die Zugriffe auf Abendblatt.de über das Smartphone steigen kontinuierlich an.

    Diese digitale Transformation ist sicher unsere größte Aufgabe. Hierauf müssen wir uns konzentrieren, um auch in Zukunft unseren Lesern regionalen Journalismus bieten zu können. Aber auch das gedruckte Abendblatt verlieren wir dabei nicht aus den Augen. Unser Anspruch bleibt es, unseren Kunden auf jede gewünschte Weise bestmöglich zu informieren: gedruckt oder digital, als Video oder im Podcast, in sozialen Medien oder auch als Newsletter. Das Abendblatt bleibt Ihr Abendblatt, zu jeder Zeit, auf jedem Kanal.