Hamburg. Neue Personalüberraschung bei den Liberalen: Sonja Jacobsen lässt einer Parteifreundin den Vortritt. Weibliche Doppelspitze für die Wahl.
Der überraschende Parteiwechsel der langjährigen Hamburger Spitzenliberalen Anna von Treuenfels-Frowein zur CDU ist noch keine Woche alt, der unerwartete Beitritt des langjährigen SPD-Politikers Joachim Seeler noch keine zwei Wochen, da kam es beim FDP-Landesvorstand am Montagabend zu einer weiteren Personalie, die wohl nur wenige auf dem Zettel hatten. Nun verzichtet Parteichefin Sonja Jacobsen auf die Spitzenkandidatur und überlässt ihrer Parteifreundin Katarina Blume den Listenplatz eins.
Jacobsen selbst will dann für Listenplatz zwei antreten – ein weibliches Führungsduo soll die FDP in den Bürgerschaftswahlkampf 2025 führen. Jacobsens Vorschlag stieß im Landesvorstand auf großen Zuspruch. Der Landesparteitag muss diesem Personalvorschlag am 7. und 8. September noch zustimmen.
„Katarina Blume und ich möchten der Partei gemeinsam das Angebot machen, die Freien Demokraten als starke weibliche Doppelspitze in den Wahlkampf zu führen“, sagte Jacobsen. Schwerpunkte der Liberalen sind dann mehr bezahlbarer Wohnraum, die Stärkung der Hamburger Wirtschaft und eine Verkehrspolitik, „die alle einbezieht“.
FDP Hamburg: Blume erzielte bei Bezirkswahl in Altona das beste Ergebnis
Blume hatte sich bislang vor allem im Bezirk Altona engagiert. Dort waren die Liberalen bei der Bezirkswahl im Juni mit 7,6 Prozent auf ihr bestes Ergebnis hamburgweit gekommen. „Katarina Blume hat unter Beweis gestellt, dass sie liefert“, so Jacobsen. „In Altona haben wir Stimmen hinzugewonnen, auch gegen den derzeit schwierigen Bundestrend. Der Landesverband ist startklar für die Wahl, alle Augen in Berlin sind auf uns gerichtet.“
Blume sagte, sie gehe hoch motiviert an die neue Aufgabe heran. „Sonja Jacobsen und ich haben uns in der Vergangenheit als stabiles Spitzenduo bewährt. Wir werden mit doppelter Kraft in den Wahlkampf starten.“
Hamburger FDP wird derzeit personell durchgeschüttelt
Die FDP ist in den vergangenen Wochen personell durchgeschüttelt worden: Treuenfels-Frowein, lange Zeit die einzige Liberale in der Hamburgischen Bürgerschaft, hatte sich von ihren Parteifreunden nicht nur inhaltlich, sondern auch persönlich entfremdet.
So kam der Übertritt der langjährigen Fraktionschefin der FDP für ihre Parteifreunde nicht gänzlich überraschend. Erst am Montag wurde Treuenfels-Frowein in der CDU-Fraktion willkommen geheißen.
FDP hat nur noch einen Bürgerschaftsabgeordneten
Der einzige verbleibende FDP-Bürgerschaftsabgeordnete ist damit ein früherer Sozialdemokrat: Sami Musa war im Januar 2022 aus Protest gegen die Corona-Politik des Senats zur FDP gewechselt. Musa soll auf Platz drei kandidieren. Auf Platz 4 steht der Wirtschaftsexperte Andreas Moring.
Erst vor Kurzem wurde ein weiterer prominenter Sozialdemokrat FDP-Mitglied: Nach 38 Jahren in der SPD war Joachim Seeler, der langjährige hafen- und wirtschaftspolitische Sprecher seiner Fraktion, Ende Mai ausgetreten und nach kurzer Bedenkzeit Mitglied der Liberalen geworden. Ob er auch kandidiert, ist noch unklar.
Zur Begründung hatte Seeler dem Abendblatt erklärt: „Das Erstarken der politischen Extreme in Deutschland verlangt nach politischem Engagement für die Mitte. In der Wirtschaftspolitik ist dabei das Eintreten für die soziale Marktwirtschaft als Wirtschaftsordnung von herausragender Bedeutung.“
- Altonaer Amtschefin teilt gegen FDP aus: Den Hass haben die Rechten nicht exklusiv
- Überraschender neuer Vorstoß: Eine Straßenbahn für Hamburg?
- Schlagabtausch in der Bürgerschaft zu Reederei-Deal
Die 52 Jahre alte Journalistin Sonja Jacobsen ist seit April 2023 Landesvorsitzende der FDP Hamburg. Vor fünf Jahren unterlag sie noch Treuenfels-Frowein im Kampf um die Spitzenkandidatur für die Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft. Die Schauspielerin und Regisseurin Katarina Blume ist stellvertretende Landeschefin – und nun wahrscheinlich Hamburger Spitzenkandidatin der FDP.