Hamburg. Ausgerechnet eigene Leute versuchten an Daten zu kommen. Ermittlungen gegen vier Angehörige der freiwilligen Feuerwehr. Was war ihr Motiv?

Angehörige der freiwilligen Feuerwehr sollen versucht haben, das digitale Meldesystem zu manipulieren, um an für sie nicht zugängliche Einsatzinformationen zu kommen. Das bestätigte die Innenbehörde dem Abendblatt. Danach sind vom Dezernat Interne Ermittlungen (DIE) vier Ermittlungsverfahren gegen vier Angehörige verschiedener Wehren eingeleitet worden. Die „Mopo“ hatte zuerst über das Verfahren berichtet.

Laut Daniel Schaefer, Sprecher der Innenbehörde, wird wegen des „Verdachts des Ausspähens von Daten“ gemäß Paragraf 202a des Strafgesetzbuches ermittelt.

Hackerangriff: Feuerwehrleute konnten System nicht knacken

Zu weiteren Details wollte sich die Behörde mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äußern. Nach Informationen des Abendblatts sollen die vier Feuerwehrleute es jedoch nicht geschafft haben, das System zu „knacken“.

Es geht um das System syBOS, das auch die Hamburger Feuerwehr verwendet. Es ist für Verwaltungsaufgaben speziell für Einsatzkräfte der Feuerwehr gedacht. Über das verschlüsselte System können zum Beispiel verschiedenste Aufgaben wie Abrechnungen oder turnusmäßige Prüftermine für Ausrüstung und Geräte verwaltet werden.

Aber auch die Dokumentation und Abrechnung von Einsätzen läuft darüber. Zudem nutzt die Feuerwehr Hamburg syBOS in Form einer App, um Einsatzkräfte der Feuerwehr zu alarmieren, wenn die digitalen Meldeempfänger ausfallen sollten.

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Angehörige der freiwilligen Feuerwehr erhalten über das System lediglich die Meldungen, die ihre Wehr betreffen. Dazu gehören auch Rückmeldungen, die Aufschluss darüber geben, wie es an einer Einsatzstelle genau aussieht.

SyBOS wurde vor rund zwei Jahren eingeführt. „Damit wurden die Einsatzmeldungen als parallele Alarmierung auf das Handy gepusht“, sagt ein Feuerwehrmann.

Und auch das: „Am Anfang konnte man alle Meldungen sehen, auch die Alarmierungen für die Berufsfeuerwehr.“ Das wurde offenbar später abgeschaltet, sodass mittlerweile nur noch sehr selektiert Meldungen empfangen werden können.

Feuerwehr Hamburg: Wollten Hacker Neugier befriedigen?

Genau diese Filterung sollen die vier Angehörigen der freiwilligen Feuerwehr versucht haben zu umgehen. Was sie mit den Informationen wollten? Unklar. Einerseits könnten sie dazu gedient haben, reine Neugier zu befriedigen. Anderseits könnte man solche Daten auch kommerziell nutzen. Den vier Feuerwehrmännern drohen im Fall einer Verurteilung bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe.

Ob das passiert, ist fraglich. Im Gesetz steht: „Wer unbefugt Daten, die nicht für ihn bestimmt und die gegen unberechtigten Zugang besonders gesichert sind, sich oder einem anderen verschafft, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ Im Gegensatz zu anderen Gesetzen im Zusammenhang mit Daten ist im Paragraf 202a nicht vermerkt, dass bereits der Versuch strafbar ist.