Hamburg. Notruf per App: Bis 2025 soll die hochmoderne Leitstelle fertig sein. Was hier geplant ist und was sie ermöglichen soll.
Baubeginn für die neue Einsatzzentrale der Polizei. Auf dem Gelände am Bruno-Georges-Platz rissen Arbeiter mit schwerem Gerät Unterstände für Fahrzeuge ein. Bis 2025 soll hier das Projekt Perle, das steht für „Projekt Erneuerung der Leitstellen“, umgesetzt werden.
Es dürfte, trotz Platzmangels, der letzte größere Bau auf dem Gelände der Bereitschaftspolizei sein. Freie Flächen wie der große Platz zwischen den historischen Gebäuden darf aus Gründen des Denkmalschutzes nicht bebaut werden.
Digitale Einsatzzentrale auf „zeitgemäßen Leistungsniveau“
Bereits Ende 2017 war das Projekt „Perle“ angeschoben worden. Das Ziel: eine völlig neue, digitale Einsatzzentrale auf einem „zeitgemäßen Leistungsniveau“. Dazu gehört unter anderem eine bessere Einbindung von Geodaten bei Einsätzen, aber auch ein System, das jenseits der Nummern 110 und 112 Notrufe annehmen kann. Gedacht ist dabei an Notrufmöglichkeiten über Apps oder Messenger-Dienste.
Digitale Fotos und Videos sollen genutzt werden können, beispielsweise um schnell Fotos einer vermissten Person direkt an die Einsatzkräfte zu übermitteln. Auch können Zeugen Bilder oder Videos an die Polizei schicken. Zudem soll die Disposition bei Notrufen über die Landesgrenze hinweg oder mit dem Notruf der Kassenärztlichen Vereinigung verbessert werden. Kurz gesagt: Die Technik in der neuen Einsatzzentrale soll so ziemlich alles an Kommunikationsmöglichkeiten verarbeiten können, was aktuell verfügbar ist.
Die Technik ist so komplex, dass die Polizei eine eigene Dienststelle für die Ausbildung der Mitarbeiter der Einsatzzentrale plant. Was für viele allerdings ein Wermutstropfen ist: Der Neubau auf dem gesicherten Polizeigelände bekommt keine Tiefgarage mit Parkplätzen für Mitarbeiter und Dienstfahrzeuge, was angesichts des sich ausbreitenden Anwohnerparkens gerade ein großes Thema ist. Der Grund ist Terrorangst. So soll eine fehlende Tiefgarage verhindern, dass ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug direkt unter die Einsatzleitstelle gefahren und gezündet werden kann.
Möglichkeiten am Standort in Hamburg-Winterhude ausgereizt
Mit der neuen Einsatzzentrale dürften bauliche Pläne auf dem Gelände an ihr Ende kommen. Am jetzigen Standort der Polizei zwischen der Hindenburgstraße und der Carl-Cohn-Straße sind die Möglichkeiten ausgereizt. Der große Platz darf wegen der erhaltenswerten Sichtachse zwischen dem Gebäude, in dem die Spezialeinheiten ihren Sitz haben, und dem Wirtschaftsgebäude mit dem Uhrenturm nicht bebaut werden. Am Polizeipräsidium kann aus rechtlichen Gründen ebenfalls nichts verändert werden. Auch ein weiteres Geschoss auf dem „Polizeistern“ mit seinen „zehn Fingern“ die vom kreisförmigen Kernbau abgehen, ist nicht möglich.
Der letzte Punkt: Was kostet das Projekt „Perle“? Mit rund 400 Millionen Euro rechnet die Stadt für die beiden neuen Einsatzzentralen für Polizei und Feuerwehr, deren Neubau nicht in Winterhude, sondern an der Eiffestraße entsteht. Zudem muss der Zeitplan eingehalten werden. Für das bisherige System, bei dem die 1973 eingeführten Notrufnummern 110 und 112 auflaufen, läuft der Wartungsvertrag bis Mitte 2025.