Hamburg. Nach der Explosion im Verwaltungstrakt im Sommer zerstört jetzt ein Feuer die Turnhalle. Wovon die Polizei bislang ausgeht.

Schon wieder die Stadtteilschule Finkenwerder, schon wieder könnte ein Gasdefekt die Ursache sein, schon wieder kam es zu großen Verwüstungen. Bei einem verheerenden Feuer brannte die Sporthalle der Schule am Norderschulweg in Hamburg am Sonntagfrüh völlig nieder. Erst im vergangenen Juli waren bei einer Explosion Teile des Verwaltungsgebäudes der Schule zerstört worden.

Kaum waren die Flammen bekämpft und die letzten Glutnester gelöscht, begannen am Wochenende die Ermittlungen. So hat die Polizei erste Hinweise darauf, dass eine Verpuffung Auslöser des Feuers war, das die Zweifeldhalle der Stadtteilschule zum Einsturz brachte.

Brand in Finkenwerder Schule: War es wieder die Gasleitung?

Damit kommt ein Gasaustritt als Ursache infrage. Eine Gasleitung auf dem Schulgelände, die gebrochen war und durch die Gas ins Erdreich sickern konnte, hatte auch zur Explosion im vergangenen Sommer geführt.

Am Sonntagvormittag brachten Experten von THW und Feuerwehr eine letzte große Giebelwand der Sporthalle kontrolliert zum Einsturz, nachdem zuvor mit schwerem Gerät Trümmer der zusammengesackten Halle beseitigt worden waren. So schnell wie möglich sollten so Gefahrenquellen geräumt sein, die ansonsten allzu neugierige Schüler in Gefahr bringen könnten.

Weil das Gelände noch nicht gesichert ist – um die Brandstelle soll ein Zaun errichtet werden – und auch die Wasserversorgung der Schule aktuell nicht funktioniert, fällt der Unterricht sowohl an der Stadtteilschule als auch am Gymnasium am Montag und am Dienstag aus. Laut Schulsprecher Peter Albrecht wird eine gemeinsame Notbetreuung für Kinder eingerichtet, deren Eltern die Versorgung nicht übernehmen können.

Die Turnhalle war nicht zu retten, deshalb konzentrierte sich die Feuerwehr darauf, ein Übergreifen der Flammen auf andere Gebäude zu verhindern.
Die Turnhalle war nicht zu retten, deshalb konzentrierte sich die Feuerwehr darauf, ein Übergreifen der Flammen auf andere Gebäude zu verhindern. © Unbekannt | TV. News Kontor

In der Nacht hatte die Halle lichterloh gebrannt. Zuerst hatte ein frühmorgend­licher Spaziergänger gegen 4.15 Uhr die Flammen bemerkt und die Feuerwehr alarmiert. Als die ersten Löschfahrzeuge eintrafen, stand die 1500 Quadratmeter große Halle bereits in ganzer Ausdehnung in Flammen.

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Die Einsatzzentrale der Feuerwehr löste „3. Alarm“ aus. Für die in der Spitze 120 Einsatzkräfte ging es aber nur noch um Schadenbegrenzung. Die Halle, für die viel Holz verbaut worden war, war nicht mehr zu retten. Ein Übergreifen der Flammen auf die angrenzende, ältere Sporthalle wurde verhindert. Verletzt wurde niemand.

Polizei Hamburg geht zunächst nicht von Brandstiftung aus

Brandermittler des Landeskriminalamts sollen am Montag die Ruine überprüfen. Nach ersten Vernehmungen und auch der Sicherstellung von Beweismaterial geht die Polizei nicht von Brandstiftung aus. So war von einem technischen Defekt die Rede – vermutlich in Form einer Verpuffung, die auch die schnelle Brandausbreitung erklären würde.

Eine Verpuffung war es auch gewesen, die das Verwaltungsgebäude der Schule inklusive einiger Fachräume Anfang Juli vergangenen Jahres zerstörte. Gas war ausgetreten, es hatte sich ein explosionsfähiges Luft-Gas-Gemisch gebildet und entzündet.

Leitungen der Schule in Finkenwerder sollen erneuert werden

Anschließend waren die Gasleitungen auf dem Gelände der Stadtteilschule Finkenwerder erneuert worden. Zuvor hatten nach Angaben des Senats Experten festgestellt, dass alle Leitungen fachgerecht verlegt worden seien.

Laut Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktionsvorsitzenden in der Bürgerschaft, Sabine Boeddinghaus, vom November 2022, wurden auch die Gasleitungen zum benachbarten Gymnasium überprüft. Dessen Hauptgebäude grenzt an den Sporthallenkomplex. Diese Leitungen sollten, so hieß es damals, „in Abstimmung mit Gasnetz Hamburg“ ebenfalls erneuert werden.

Auch im Verlauf des Sonntags bekämpften  Feuerwehrleute noch letzte Glutnester.
Auch im Verlauf des Sonntags bekämpften Feuerwehrleute noch letzte Glutnester. © picture alliance/dpa | Daniel Bockwoldt

In Hamburg sind mehr als 400 Schulstandorte ans Gasnetz angeschlossen. Die Kontrolle der Leitungen ist einheitlich geregelt. Jährlich wird die Anlage per „Sichtprüfung“ gecheckt. Alle vier Jahre gibt es eine intensive Prüfung der unterirdisch verlegten Außenleitungen, alle zwölf Jahre eine intensive Prüfung der Innenanlagen.

Seit 2022 ist laut Senat Gasnetz Hamburg für diese Prüfungen zuständig. Zudem lesen die Hausmeister monatlich den Gaszähler ab, um so Unstimmigkeiten, beispielsweise durch ein Leck, erkennen zu können.

Schule: Auch Sportvereine vom Feuer in Finkenwerder betroffen

Dem Gas ist zudem ein Duftstoff beigemischt, damit eine Undichtigkeit schnell bemerkt werden kann. Das Tückische: Strömt Gas aus einer Bruchstelle in einer unterirdisch verlegten Leitung, können diese Geruchsstoffe bei der Ausbreitung durch das Erdreich „herausgefiltert“ werden.

Dann ist Hausgas geruchlos, wenn es in ein Gebäude einsickert. Hat sich ein zündfähiges Gemisch mit der Luft in einem Raum gebildet, reicht der kleinste Funken, beispielsweise in einem Schalter, um eine Verpuffung auszulösen.

Wie sich der Verlust der Halle auf den Schulsport auswirken wird, ist noch unklar. Sicher ist, dass Sportunterricht nicht im vorgesehenen Umfang gegeben werden dürfte. Betroffen von dem Ausfall sind auch Sportvereine, die die Halle außerhalb der Schulzeiten nutzten.