Hamburg. Die heftige Erschütterung in der Region hat Tausende Menschen das Leben gekostet. Wie die Hansestadt im Katastrophengebiet hilft.

Nach der Erdbebenkatastrophe mit bisher mehr als 11.000 Toten benötigt die betroffene Region im Südosten der Türkei und in Syrien dringend Hilfe. Und Hamburg packt mit an: Das Team der Hilfsorganisation ISAR, mit dem die beiden Hamburger Holger Grinnus und seine Frau Martina im Erdbebengebiet in der Türkei sind (das Abendblatt berichtete), hat bis zum Mittwochmorgen bereits drei Menschen – eine Frau, einen Mann und einen 16 Jahre alten Jugendlichen – aus den Trümmern retten können. Holger und Martina Grinnus von der Rettungshundestaffel Hamburg-Harburg waren am Montag gestartet, um bei der Menschenrettung in der Türkei mit anzupacken.

„Die Frau haben wir bereits gerettet, bevor wir unseren Lagerplatz in Kırıkhan erreicht hatten“, erzählt Holger Grinnus. „Wir sind auf der Fahrt dorthin von Menschen angesprochen worden, um zu helfen. Die Frau war eingeklemmt, aber gut ansprechbar.“ Ein Teil des Teams holte sie aus den Trümmern. „Die Zerstörungen sind unvorstellbar“, sagt Grinnus, der jetzt, nach Haiti und Indonesien, bereits zum dritten Mal in einem Katastrophengebiet eingesetzt ist. „Ganze Häuserblocks sind zusammengebrochen. Dann sieht man ehemals vierstöckige Gebäude, die jetzt nur drei Stockwerke haben, weil das Untergeschoss weggebrochen und der obere Teil darauf gesackt ist.“ An anderen Häusern hängen Balkone abgeknickt an der Fassade.

Hamburger Helfer suchen nach Überlebenden im Katastrophengebiet

In Kırıkhan lief es nicht wie geplant. Der ursprünglich vorgesehene Lagerplatz habe nicht erreicht werden können. Der Grund: „Die Straße dorthin war zerstört“, sagt Grinnus. Andere Plätze hätten zunächst nicht zur Verfügung gestanden. „Überall auf den Parkplätzen oder an freien Stellen stehen Fahrzeuge, in denen die Menschen jetzt untergekommen sind“, sagt der Helfer von der Rettungshundestaffel Hamburg-Harburg.

Nicht nur das: Der Busfahrer, der sie vom Flughafen Gaziantep zum Einsatzort brachte, habe sie auch noch ausgesetzt, weil er zurückfahren musste. „Wir haben dann eine andere Fahrgelegenheit organisiert und haben auch einen guten Lagerplatz gefunden. Er hat ausreichend Platz und liegt einigermaßen zentral.“ Bis nach Mitternacht baute ein Teil des 55-köpfigen ISAR-Teams Zelte auf. Um 8 Uhr Ortszeit rückten am Mittwochmorgen alle wieder zum Einsatz aus. „Wir haben den Jugendlichen und den Mann aus den Trümmern retten können“, so Grinnus.

Das Abendblatt sprach am Mittwochmorgen mit den Eheleuten – da waren sie und ihr ISAR-Team gerade im Einsatz, um eine weitere Frau zu retten. Sie sei unter Trümmern begraben, lebe aber noch, sagte Grinnus. „Wir arbeiten mit schwerem Gerät, um den Beton zu zerschneiden.“ Die Spürhunde seien zudem an anderen „Verdachtsstellen“ im Einsatz, um nach Überlebenden zu schnüffeln.

Erdbebenkatastrophe: Wie Hamburgerinnen und Hamburger helfen können

„Das Wetter ist hier aktuell gut. Es ist kühl, aber nicht eiskalt. Es ist trocken, und die Sonne scheint“, sagte der Helfer aus Hamburg am Mittwochmorgen. Probleme mache allerdings der Verkehr. Grinnus: „Wenn das Navi anzeigt, dass man zehn Minuten braucht, kann es doch eine gute Stunde dauern, bis man am Ziel ist. Es sind viele Fahrzeuge auf der Straße. Überall sind Menschen, die helfen wollen oder nach jemandem suchen.“

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Auch aus der Ferne können Hamburgerinnen und Hamburger Unterstützung leisten: Die Türkische Gemeinde Hamburg plant beispielsweise eine Spendenaktion, ein entsprechendes Konto sei bereits eingerichtet worden. „Wir können noch viele Menschen retten“, sagte der Vorsitzende der Gemeinde, Murat Kaplan, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.