Hamburg. Die Stadtbahn soll den Hauptbahnhof entlasten – für 460 Millionen Euro. Das Konzept ist von langjährigem Hochbahn-Chef inspiriert.
Sie geben nicht auf. Auch nach dem offiziellen Baubeginn für die U 5 plädieren immer noch manche Verkehrsplaner, Stadtentwicklungsexperten und Oppositionspolitiker für den Bau einer Stadtbahn in Hamburg. Jetzt nimmt auch die Linksfraktion in der Bürgerschaft einen neuen Anlauf – und hat ein Konzept für eine Linie vorgelegt, die Mundsburg und Kirchdorf-Süd verbindet und dabei an insgesamt 36 Stationen halten soll.
Die 15 Kilometer lange neue Stadtbahnlinie könnte nach Vorstellung der Linken teilweise parallel zur Metrobuslinie 13 verlaufen und ist daher von ihnen „Linie 13“ oder „Wilde 13“ getauft worden.
Das Konzept für die „Straßenbahnlinie 13“ hat die Linke von den Verkehrsplanern Dieter Doege und Jens Ode erstellen lassen. Es fußt laut Linksfraktion auf einer bereits 2016 vom früheren Hochbahnchef Günter Elste angeregten Studie. Ziel sei die Entlastung des Hauptbahnhofs und des Nahverkehrs über die Elbe.
HVV: So könnte die Stadtbahn-Linie den Hauptbahnhof entlasten
„Der überlastete Hauptbahnhof ist derzeit in aller Munde. Die geplante Erweiterung kostet etliche Milliarden, passt nicht zur U-5- und Diebsteich-Planung und ist frühestens in 20 Jahren funktionsfähig“, sagte Linken-Verkehrspolitikerin Heike Sudmann dem Abendblatt. „Die beste Entlastung des Hauptbahnhofs wäre jedoch, wenn wir all jene Fahrgäste fernhalten können, die hier einfach n ur mangels Alternative umsteigen müssen“, so Sudmann.
Mit der Straßenbahnlinie 13 würden „unter Umgehung des Hauptbahnhofs alle U- und S-Bahn-Linien aus dem gesamten Süden, dem Osten und dem Nordosten der Stadt in breiter Vielfalt optimal miteinander verknüpft“, so Sudmann. „Das ist vielfältiger, wirkungsvoller und wesentlich preiswerter als alle anderen Ideen zur verkehrlichen Entwicklung.“
Straßenbahn-Linie 13 von Ex-Hochbahn-Chef angeregt
Laut Linksfraktion hatte der frühere Hochbahnchef Günter Elste 2016 über eine Straßenbahnlinie von der Veddel nach Kirchdorf-Süd „nachgedacht“. Diese Anregung habe der Verkehrsplaner Dieter Doege aufgenommen und mit seinem Kollegen Jens Ode in Rücksprache mit Elste die Straßenbahnlinie 13 entwickelt.
Sie soll nach den Plänen der Linken die stark frequentierte Buslinie 13 ersetzen. Elste habe die Planung damals vorantreiben wollen und habe sein Konzept Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) vorgestellt, berichtet Doege. Scholz aber habe den Plan abgelehnt, „weil er eine Abneigung gegen Straßenbahnen hatte“, heißt es nun von der Linken.
„So einen platten Widerwillen kann sich niemand mehr leisten“, sagte Linken-Verkehrspolitikerin Sudmann. „Die Zeiten haben sich geändert, der schnelle Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs ist ein wichtiger Baustein für den Klimaschutz in Hamburg. Da nützt es nichts, vor allem auf eine U 5 zu setzen, die frühestens in den 40er-Jahren fährt.“
HVV Hamburg: U5 kommt laut Linksfraktion zu spät und ist zu teuer
Die U 5 komme zu spät, sei zu teuer und produziere auch zu viel CO2 beim Bau, so Sudmann. „Auch kommt für den Hamburger Süden nichts dabei rum. Die Mehrheiten in der Bürgerschaft wollen das nicht wahrhaben. Aber der Drops ist noch lange nicht gelutscht, denn es gibt bisher nur für den kurzen U-5-Stummel zwischen Bramfeld und CityNord überhaupt konkrete Planungen und Rechtsverfahren“. Ex-Hochbahn-Chef Elste, der 2016 in den Ruhestand gegangen ist, war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
„Der große Webfehler des hamburgischen Verkehrsnetzes sind weitgehend fehlende Querverbindungen zwischen den Schnellbahnlinien. Mit der Folge, das rund ein Drittel der Beförderungsnachfrage in Hamburgs City nur deshalb stattfinden, weil es keine peripheren Schnellverbindungen gibt“, heißt es in dem Konzept von Doege und Ode.
„Die Tramlinie 13 ersetzt einerseits den Metrobus 13, der nach der Metrobuslinie 5 die am meisten genutzte Buslinie Hamburgs ist. Andererseits verbindet die Tramlinie 13 sämtliche aus dem Osten Hamburgs einstrahlenden Schnellbahnlinien und entlastet dadurch den Hauptbahnhof in erheblichen Maße.“
Stadtbahn kostet deutlich weniger und ist viel schneller fertig als eine U-Bahn
Laut dem von der Linksfraktion zur Diskussion gestellten Konzept soll die Stadtbahnlinie 13 rund 460 Millionen Euro kosten. Zwar haben die Planer bei ihrer Mitte 2022 vorgelegten Studie für ein stadtweites Stadtbahnnetz mit rund 25 Millionen Euro pro Kilometer gerechnet.
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Allerdings plädieren sie bei der Linie 13 für eine „hochwertige“ und damit teurere Lösung für die Station Wilhelmsburg, „weil in der hochwertigen Gestaltung dieses Knotenpunkts eine große Chance für die weitere Aufwertung des Stadtteils“ liege. Zum Vergleich: Die U 5 kostet auf den 5,8 Kilometern zwischen Bramfeld und City Nord schon 1,8 Milliarden Euro.
Die Linie 13 soll ihre Strecke laut Doege und Ode in 40 Minuten bewältigen – im Fünf-Minuten-Takt mit maximal 281 Fahrgästen fahren und einer Höchstgeschwindigkeit von 80 Kilometern pro Stunde.
HVV: Stadtbahn als künftige Ergänzung können sich auch Grüne und SPD vorstellen
Vor allem die Grünen wollten trotz der Entscheidung für die U 5 künftige Stadtbahnplanungen als Ergänzung bisher nicht ausschließen. Das sahen zuletzt auch Sozialdemokraten ähnlich – auch wenn sich Olaf Scholz noch dezidiert gegen eine Stadtbahn ausgesprochen hatte. Die U 5 allerdings wollen weder SPD noch Grüne zur Disposition stellen.