Hamburg. Laut Stiko sollen sich bald alle ab 18 Jahren eine Auffrischung abholen. Gibt es genug Kapazitäten – auch ohne die Impfzentren?

Mit Blick auf die in Kürze zu erwartende Stiko-Empfehlung zur Drittimpfung („Booster“) für alle ab 18 hat die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH) am Mittwoch erklärt, es sei keine Ausweitung der Impfstellen nötig. „Unsere Angebote in Hamburg mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, den Impfstellen in den Krankenhäusern und den mobilen Teams der Sozialbehörde sind völlig ausreichend“, sagte der frühere Leiter des inzwischen geschlossenen Impfzentrums in den Messehallen und Vorsitzende der KVH-Vertreterversammlung, Dirk Heinrich.

KVH-Chef Walter Plassmann sagte: „Wir werden allen Menschen, die eine Auffrischungsimpfung haben möchten, diese auch geben können – vorausgesetzt, es halten sich alle an die Regeln.“ Wichtig sei, die von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlene Zeit von sechs Monaten zwischen zweiter und dritter Impfung einzuhalten.

Booster-Impfung: Hamburg hat genug Kapazitäten

Es sei nicht so, dass nach sechs Monaten keinerlei Impfschutz mehr bestehe, sagte Plassmann: „Deshalb ist es auch kein Problem, wenn der Boostertermin ein paar Tage oder Wochen nach dieser Frist liegt.“ Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte darauf gedrängt, Booster-Impfungen für alle Menschen ab 18 Jahren und schon vor Ablauf der sechs Monate zu ermöglichen.

Derzeit halten sich auch in Hamburg noch viele Ärzte an die Empfehlungen der Stiko, Drittimpfungen vorerst nur für Menschen ab 70 anzubieten sowie für Bewohner von Pflegeeinrichtungen sowie für medizinisches und pflegerisches Personal. Daran hat sich bisher auch der Hamburger Senat orientiert. Stiko-Chef Thomas Mertens kündigte allerdings am Dienstag in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ an, dass die Kommission ihre Empfehlung zum Boostern wohl bald auf Menschen ab 18 Jahren senken werde.

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„Schneckentempo?“ – KVH-Chef weist Kritik zurück

Nach Angaben der KVH können gemessen an der Sechs-Monats-Karenzzeit derzeit in Hamburg rund 190.000 Menschen die Drittimpfung in Anspruch nehmen. Dies sei bei gut der Hälfte bereits geschehen. Damit liege Hamburg bundesweit auf dem vierten Platz hinter Berlin, Bremen und Niedersachsen, sagte Plassmann. „Das ist kein Schneckentempo“, erklärte der KVH-Chef in Anspielung auf den Hamburger Linken-Abgeordneten Deniz Celik.

Dieser hatte gesagt: „Der Senat hält stur an der Stiko-Empfehlung fest und boostert im Vergleich zu Bremen oder Berlin im Schneckentempo.“ Es müssten in kürzester Zeit möglichst viele Menschen eine Booster-Impfung erhalten. CDU-Fraktionschef Dennis Thering forderte, der Senat sollte „zeitnah allen Hamburgern eine Booster-Impfung ermöglichen“.

100.000 Booster-Impfungen pro Woche möglich

Bis zum Jahresende erreichten wöchentlich jeweils etwa 30.000 bis in der Spitze 80.000 Menschen die „Booster-Grenze“, sagte KVH-Chef Plassmann. Allein die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Hamburg könnten rund 100.000 Impfungen in der Woche anbieten.

Nach Ansicht von Dirk Heinrich geht die Booster-Diskussion am eigentlichen Problem vorbei: „Wir sollten uns darum bemühen, die noch nicht Geimpften zur Impfung zu bewegen“, sagte der frühere Leiter des inzwischen geschlossenen Impfzentrums. „Das hätte einen viel größeren Effekt auf das Infektgeschehen als die Booster-Impfung.“