Hamburg. Monatelange Beschwerden können auf eine Nasennebenhöhlenentzündung hinweisen. Dr. Franciska Roederer über neue Therapien zur Heilung.
Die Symptome einer gewöhnlichen Erkältung klingen in der Regel nach einer guten Woche ab. Doch was bedeutet es, wenn die Nase weiterhin wochenlang verstopft ist, der Kopf hämmert, man sich ständig schlapp fühlt? Es kann der Hinweis sein auf eine Nasennebenhöhlenentzündung, die chronisch geworden ist. Bis zu zwölf Prozent der Europäer, so zeigen Studien, leiden unter diesen monatelang andauernden Beschwerden.
„Bei einer Sinusitis entzünden sich die Schleimhäute in der Nase, sie schwellen an. Dadurch ist die Nase dicht, man bekommt schlecht Luft, riecht kaum mehr etwas“, sagt Dr. Franciska Roederer. Halte diese Schwellung an, so beginne irgendwann ein „Umbauprozess der Schleimhaut“, es bildeten sich womöglich Polypen, so die Oberärztin der Abteilung für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde an der Asklepios Klinik in Altona. „Dann wird die Erkrankung chronisch.“
Medizin: Verstopfte Nase häufig bei Allergikern
Doch wer hat ein erhöhtes Risiko dafür, dass sich die Nasennebenhöhlen entzünden? „Definitiv trifft es Allergiker und Asthmatiker häufiger“, sagt die Medizinerin, die seit ihrer Kindheit selbst mit Allergien zu tun hat. Auch Umweltfaktoren und eine genetische Veranlagung spielten jedoch eine Rolle. „Man hat herausgefunden, dass Betroffene vermehrt dem sogenannten Entzündungstyp 2 zugerechnet werden können. Das sind Patienten, die unter Asthma oder Allergien leiden, bei denen sich Polypen gebildet haben und die Schmerzmittel wie Aspirin oder Ibuprofen nicht vertragen.“
Wie läuft die Therapie ab? Zunächst seien niedergelassene HNO-Ärzte die richtigen Ansprechpartner, man versuche es zunächst einmal mit einer sogenannten konservativen Behandlung. „Das heißt: abschwellende Nasentropfen, dann eventuell cortisonhaltige Nasensprays, parallel dazu Inhalation und Nasenduschen.“
Therapien: Von Nasentropfen bis OP
Die abschwellenden Nasentropfen dürfe man bekanntlich jedoch nicht länger als etwa eine Woche lang anwenden. „Sonst wird man abhängig, beziehungsweise es setzt das ein, was wir den Rebound-Effekt nennen: Die Schleimhaut schwillt einfach gar nicht mehr ab“, so die Oberärztin. Sollte dieser Therapieansatz nicht zum gewünschten Erfolg führen, sei es für Betroffene ratsam, sich in einer Klinik vorzustellen. „Wir machen dann zunächst eine Computertomografie, um zu sehen, ob die Nasennebenhöhlen verschattet sind, ob sich also Polypen oder gutartige Tumore gebildet haben.“
Dann sei eine Operation womöglich eine Option. „Bei dem etwa zweistündigen Eingriff gehen wir durch die Nasenlöcher, die wir weiten, in die Nase hinein, um beispielsweise die Polypen zu entfernen“, sagt die Ärztin. Die Dauer des Eingriffs hänge aber natürlich mit den anatomischen Gegebenheiten des einzelnen Patienten und dem Stadium der Entzündung zusammen.
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Und dann? Operation überstanden, Patient geheilt? „Ganz so einfach ist es leider nicht, die Operation ist nicht die Lösung aller Probleme“, sagt Dr. Franciska Roederer. Denn man behandele damit zwar das Symptom, löse aber nicht die Ursache. „Eine erkrankte Schleimhaut lässt sich eben leider nicht wegoperieren.“ Deshalb bekämen auch rund 80 Prozent der Patienten irgendwann wieder Probleme: „Möglich, dass nach einem Jahr wieder neue Polypen nachgewachsen sind“, sagt die verheiratete Mutter einer vierjährigen Tochter.
Nun sei es auch nicht zielführend, die Patienten immer wieder neu zu operieren. „Kann man mal machen, aber es ist für den Betroffenen ja eben auch immer ein Eingriff mit Klinikaufenthalt.“ Ein innovativer Therapieansatz sind daher die sogenannten Biologika, also biotechnologisch (gentechnisch) hergestellte Arzneimittel. „Sie werden jetzt seit knapp vier Jahren auch bei chronischer Sinusitis eingesetzt, in der Asthma-therapie verzeichnen wir mit ihnen schon länger große Erfolge.“
Diese Biologika, von denen es ganz verschiedene gebe, könnten Rezeptoren blockieren und damit die Entzündung hemmen. „Die Erfolgsbilanz ist sehr gut, aber natürlich muss man diese Therapie auch gut abwägen“, sagt die Oberärztin. „Denn es handelt sich bisher um eine quasi lebenslange Therapie mit monatlichen Injektionen.“