Hamburg. Fotovoltaik und grüne Dächer als die “neuen Kraftwerke“: Solarstrom soll Energiewende vorantreiben. Senatoren beklagen geringes Tempo.

Ein neues Dächer-Programm soll die Energiewende in Hamburg vorantreiben, beim Einsparen des klimaschädlichen CO2 helfen sowie Behörden und private Haushalte in der Stromversorgung unabhängiger machen. Vorreiter dabei können die Schulen sein. Nach den Erfolgen zweier Projekte in Horn und Farmsen-Berne seien 30 weitere Anlagen bis Ende 2023 geplant, erklärten Umweltbehörde, Schulbau Hamburg und Hamburg Energie Solar am Freitag. Sie werden vor allem auf Neubauten stehen. Ihre Leistung werde 1,7 Megawattpeak betragen.

Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) sagte bei einem Besuch der Stadtteilschule Horn, es gehe darum, den Strom vom Dach ins Klassenzimmer zu bringen. Die Schule erhält durch ihre Fotovoltaikanlage nach eigenen Angaben 60 bis 65 Prozent des benötigten Stromes. „Das ist ein leuchtendes Beispiel“, so Kerstan. „Man muss ja zeigen, wie es geht.“

Fotovoltaik auf Hamburger Schuldächern

Der von der Schule erzeugte Strom sei in etwa so viel wie für 60 Familienhaushalte für ein Jahr benötigt werde, hieß es. Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) sagte, die Stadt stelle 27,5 Millionen Euro bereit für Solaranlagen und Gründächer auf Schulen. Beides funktioniere zusammen, so Kerstan zum Abendblatt. Dressel sagte, für die Summe würden 100.000 Quadratmeter Fotovoltaikanlagen (etwa 15 Fußballfelder) und 200.000 Quadratmeter Grün aufs Dach gepflanzt. „Dächer können unsere neuen Kraftwerke sein.“

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Der umweltpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, Sandro Kappe, sagte dagegen: „Durch den mangelhaften Ausbau von Fotovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden ist der rot-grüne Senat mit Sicherheit kein gutes Vorbild. SPD und Grüne sind Meister der Ankündigungen und werben jetzt mit einem Ausbau von Schulen durch Fotovoltaik, tatsächlich wurden bisher nur drei Prozent aller städtischen Dachflächen ausgestattet.“ Hamburg könne schon viel weiter sein.

Energiewende in Hamburg: "Wir hätten schneller sein können"

Das räumten Kerstan und Dressel auch ein. Unisono sagten sie: „Wir hätten schon ein bisschen schneller sein können“, so Kerstan mit Blick auf eine autonomere Energieversorgung, die vor dem Hintergrund der Preisentwicklung und des Ukraine-Krieges in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist. Kappe sagte: „Die CDU-Fraktion hat bereits in der Vergangenheit beantragt, dass alle öffentlichen Dachflächen für die Ertüchtigung von Fotovoltaikanlagen öffentlich ausgeschrieben werden. So könnte die Stadt durch die Pachteinahmen der Dachflächen auch finanziell profitieren. SPD und Grüne lehnten den Antrag damals ab.“

Die Senatoren und Vertreter von Schulbau sowie Hamburg Energie (Solar ist ein Tochterunternehmen) betonten die Bemühungen der vergangenen Jahre, die sich auch in Anlagen auf dem Millerntorstadion, bei Airbus und auf dem UKE zeigten. Bei Behördendächern, Polizei und Feuerwehr solle es nun weitergehen.