Hamburg. Jurist und Zeuge meldet sich im Osterburg-Fall zu Wort. Er nimmt Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina in Schutz.

Er habe mehr zufällig durch Hamburger Freunde von dem Hummer-Skandal um Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) und ihrem ehemaligen Lebensgefährten Michael Osterburg erfahren.

Erstaunt habe er festgestellt, was der gemeinsame Restaurantbesuch auf Malta plötzlich für Folgen gehabt hätte.  „Die Berichterstattung hat mir nicht gepasst. Ich finde das alles ziemlich lächerlich“, erklärt Sebastian Frings-Neß.

Der Rechtsanwalt aus Rheinland-Pfalz war bei dem Hummeressen auf Malta dabei. Um genau zu sein: „Ich habe den Hummer gegessen“, stellt Frings-Neß richtig. Es sei sein Vorschlag gewesen, das besagte Restaurant Electro Lobster Project zu besuchen. Auf die Idee brachte ihn ein Tipp im Reiseführer. Anna Gallina habe noch gesagt, dass sie gar keinen Hummer esse und dann auch Nudeln an dem Abend bestellt.

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Gallinas Ex-Lebensgefährten

Warum ist das überhaupt wichtig? Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den ehemaligen Lebensgefährten von Gallina. Michael Osterburg wird vorgeworfen, als Grünen-Fraktionschef im Bezirk Mitte jahrelang Fraktionsgelder veruntreut zu haben. Er soll, wie berichtet, private Ausgaben über die Fraktion abgerechnet haben.

Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) ist wegen eines Hummeressens auf Malta unter Druck geraten.
Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) ist wegen eines Hummeressens auf Malta unter Druck geraten. © Marcelo Hernandez | Unbekannt

Unter den zahlreichen Belegen, die Gegenstand der Ermittlungen der Hamburger Staatsanwaltschaft sind, befindet sich auch besagte Hummerrechnung. Wer die Rechnung über das Essen auf Malta zahlte, daran kann sich Frings-Neß nicht mehr erinnern. Aber er sagt, dass es sich dabei um ein ganz privates Treffen gehandelt habe.

Spontan zu einem Urlaub entschieden

Zu all dem kam es, weil das Rettungsschiff der Flüchtlingsorganisation Sea-Eye einen Motorschaden hatte. Sowohl Frings-Neß als auch Gallina waren auf dem Schiff im Einsatz, hätten mehrere Hundert Menschen gerettet – bis zur Zwangspause. Da mehrere Wochen Aufenthalt eingeplant und die Flüge gebucht waren, hätte man sich spontan entschieden, einen Urlaub dranzuhängen und sich zusammengetan.

Laut Frings-Neß, der ebenfalls von der Staatsanwaltschaft befragt wurde, kannte man sich zuvor nicht, teilte sich nun aber gemeinsam ein Ferienhaus. Osterburg sei laut Frings-Neß mit dem Kind des Paares spontan angereist. Laut Frings-Neß habe Gallina während des Urlaubs noch am Rechenschaftsbericht der Grünen gearbeitet.

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Erst mehrere Tage nach der Rettungsaktion habe man sich dann zu dem Restaurantbesuch entschlossen. Man habe nicht erst Menschen gerettet, und sich einige Stunden später zum Hummeressen getroffen, das will Frings-Neß richtig stellen. All das hat das langjährige CDU-Mitglied auch der Hamburger CDU-Fraktion im Dezember in einem Brief mitgeteilt, wie er erklärt. Zudem gab er dem Spiegel und der Mopo kürzlich ein Interview dazu. „Das alles war ganz normal. Normaler geht es nicht“, betont er.

Wie berichtet, hatte Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina sich zu dem Hummeressen geäußert und bedauert, dass ein falscher Eindruck entstanden sein könnte. Laut Hamburger Staatsanwaltschaft wird auch nicht gegen Anna Gallina, sondern ausdrücklich nur gegen Michael Osterburg ermittelt. Da zahlreiche Belege geprüft werden müssten, würden sich die Ermittlungen noch über einige Wochen hinziehen, sagte Nana Frombach als Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaften am Dienstag.