Hamburg. Passant entdeckte den Mann an der Reeperbahn. Rund um den Jahreswechsel waren bereits vier Obdachlose auf Hamburgs Straßen gestorben.
Erneut ist in Hamburg ein Obdachloser auf der Straße gestorben. Wie die Polizei dem Abendblatt bestätigte, wurde der Mann am Freitagvormittag auf der Reeperbahn entdeckt.
Nach Angaben der Obdachlosenzeitung "Hinz & Kunzt" bemerkte ein Passant den leblosen Mann mitten auf dem Gehweg auf der Reeperbahn und informierte die Polizei. Um 11.03 Uhr fuhr ein Streifenwagen zu der Stelle, an dem der Obdachlose lag. "Die Beamten versuchten den 66-Jährigen wiederzubeleben – jedoch ohne Erfolg", teilte der Lagedienst der Polizei am Sonnabend mit.
Obdachloser auf Reeperbahn – Wiederbelebungsversuch erfolgose
Auch die Wiederbelebungsversuche der alarmierten Sanitäter blieben erfolgslos. "Der Tote kam ins Institut für Rechtsmedizin", so der polizeiliche Lagedienst.
Es ist bereits der fünfte tote Obdachlose in Hamburg in diesem Winter. Rund um den Jahreswechsel waren bereits vier obdachlose Menschen auf Hamburgs Straßen gestorben.
Hamburg: Todesursache der fünf Obdachlosen noch unklar
Ein 45 Jahre alter Mann verlor in der Nacht zum Montag unter der Überdachung eines Mehrfamilienhauses in der Altonaer Virchowstraße sein Leben. Am Neujahrstag starb ein Obdachloser im Schanzenpark, einen Tag später ein weiterer Obdachloser auf dem Altonaer Hauptfriedhof. Am Silvestermorgen war ein vierter Mann „auf Platte“ an den Landungsbrücken tot aufgefunden worden.
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Ob die Obdachlosen etwa wegen der frostigen Temperaturen und/oder an Corona gestorben sind, ist noch unklar. In allen fünf Fällen wird noch ermittelt.
Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter: Stadt muss sofort Maßnahmen ergreifen
„Diese traurigen Todesmeldungen sind Folgen der Verelendung auf Hamburgs Straßen, auf die große Teile der Hamburger Obdachlosenhilfe seit Monaten hinweisen", sagt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer n einem aktuellen Artikel der Obdachlosenzeitung. "Die Stadt stiehlt sich aus der Verantwortung, indem sie behauptet, im Winternotprogramm seien Betten frei.“
Das Problem: Solange die Menschen dort in Mehrbettzimmern schlafen und die Unterkünfte tagsüber verlassen müssten, gingen viele Obdachlose dort nicht hin. "Wir würden es auch nicht tun, gerade nicht in Pandemiezeiten. Es wäre arrogant, Obdachlosen zu sagen, sie müssten nicht auf der Straße schlafen, wenn dieses Winternotprogramm ihre Alternative ist“, so Karrenbauer. Er fordert die Stadt eindringlich auf „sofort Maßnahmen zu ergreifen, damit jeder die Möglichkeit hat, zur Ruhe zu kommen.“
CDU fordert Hotel-Unterbringung für Obdachlose
Auch die CDU Hamburg fordert weitere Maßnahmen zum Schutz der Wohnungslosen vor Kälte. Andreas Grutzeck, sozialpolitischer Sprecher der Fraktion, sagte, das "sture Festhalten von Rot-Grün an den bisher im Winternotprogramm üblichen Sammelunterkünften" sei nicht die Lösung, sondern das Problem: "In einer so wohlhabenden Stadt wie Hamburg dürfen trotz kalter Tage und Nächte keine Menschen auf den Straßen erfrieren. So unwürdige Zustände sollte es gerade unter einem rot-grünen Senat nicht geben."
Grutzeck fordert Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) auf, "umgehend eine sichere Hotelunterbringung für besonders gefährdete Obdachlose zu organisieren. Aufgrund des gegenwärtigen Lockdowns stehen viele Hotelzimmer leer und so wäre eine Hotelunterbringung für alle Seiten ein Fortschritt."