Hamburg. In Hamburg sind seit Silvester fünf Obdachlose gestorben. Forderung nach Hotelunterbringung wächst.

Das Leben auf der Straße ist hart – vor allem im Winter, wenn die Nässe und Temperaturen um den Gefrierpunkt das Wetter bestimmen. In Hamburg sind seit Silvester bereits fünf Obdachlose auf der Straße gestorben. Zuletzt wurde am 8. Januar ein toter Mann auf der Reeperbahn entdeckt.

Das Straßenmagazin Hinz & Kunzt hielt am vergangenen Mittwochnachmittag eine Mahnwache in Hamburg für die Unterbringung von Obdachlosen in Hotels.

Das Straßenmagazin Hinz & Kunzt machte am Mittwoch mit einer MAhnwache auf die SItuation der Obdachlosen in Hamburg aufmerksam.
Das Straßenmagazin Hinz & Kunzt machte am Mittwoch mit einer MAhnwache auf die SItuation der Obdachlosen in Hamburg aufmerksam. © Kaja Weber | Unbekannt

Die Sozialbehörde verweist derweil auf freie Kapazitäten im Winternotprogramm. "An drei zentralen Standorten, die durch einen Busshuttle mit der Innenstadt verbunden sind, stehen Übernachtungs-, Dusch- und Waschmöglichkeiten sowie ein Catering mit warmen Mahlzeiten zur Verfügung", teilte die Behörde am Dienstag mit.

Die Auslastung liege derzeit bei 70 Prozent. Demnach sollen Menschen ohne Obdach nicht zögern, dieses Hilfsangebot anzunehmen. "Durch die Beratung vor Ort kann zügig gemeinsam eine Perspektive jenseits des Lebens auf der Straße gefunden werden", heißt es weiter.

Hamburg – freie Kapazitäten im Winternotprogramm:

  • Friesenstraße 22
  • Schmiedekoppel 29
  • Kollaustraße 15

Die Behörde weist zudem darauf hin, dass es auch in den Not-Übernachtungsangeboten im Pik As sowie in der für Frauen hergerichteten Übernachtungsstätte in der Horner Landstraße noch freie Plätze gibt. Insgesamt verfügt das staatliche Hilfsangebot über mehr als 1000 Plätze. Einen Namen müssen die Obdachlosen nicht angeben, ihnen wird unbürokratisch geholfen.

Einrichtungen für Obdachlose haben Hygienekonzepte

Obdachlose haben die Möglichkeit, vom Standort Friesenstraße in den Abendstunden einen Bustransfer zur Kollaustraße und zur Schmiedekoppel zu nutzen. "Die dort Übernachtenden können in den Morgenstunden einen Bustransfer in die Innenstadt nutzen", heißt es in der Behördenmitteilung.

Auch die Öffnungszeiten des Winternotpgrogramms wurden ausgeweitet: Seit Dienstag sind die Einrichtungen bereits ab 15 Uhr bis um 10 Uhr am Folgetag geöffnet. Die verbleibenden Stunden des Tages werden wegen der Corona-Pandemie laut Hygienekonzept zur Reinigung, Lüftung und für organisatorische Arbeiten genutzt.

Da medizinisch geschultes Fachpersonal regelmäßig vor Ort ist, könnte auch bei Corona-Verdachtsfällen "schnell geholfen und gegebenenfalls eine Infektion abgeklärt werden", so die Behörde. "Für solche Fälle gibt es Bereiche, in denen betroffene Personen gesondert untergebracht werden."

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Caritas fordert Hotelunterbringung für Obdachlose

Nicht nur Hinz & Kunzt, auch die CDU Hamburg reicht das Winternotprogramm in dieser Form nicht. Sie fordern weitere Maßnahmen zum Schutz der Wohnungslosen vor Kälte. Ihre Forderung: Eine sichere Hotelunterbringung für besonders gefährdete Obdachlose.

Auch die Caritas hat am vergangenen Mittwoch eine Hotelunterbringung für kältegefährdete Menschen gefordert. „Es sind erschreckende Zahlen, die deutlich machen, dass in dieser Stadt etwas geschehen muss“, sagte Michael Edele, Landesleiter der Caritas Hamburg. „Das Sterben auf der Straße muss sofort beendet werden. Das bestehende Hilfesystem ist nicht ausreichend.“

Während der Pandemie würden Großunterkünfte gemieden

Großunterkünfte mit bis zu Sechsbettzimmern würden von einem Teil der obdachlosen Menschen nicht angenommen. Gerade Menschen mit psychischen Erkrankungen falle es schwer, sich auf diese Unterbringungen einzulassen. „Diese Situation ist seit Jahren bekannt – auch der Hamburger Sozialbehörde. Während der Pandemie werden Großunterkünfte erst recht gemieden“, sagt Edele.

„Angesichts der Pandemie und der widrigen Temperaturen benötigen wir kleine dezentrale Unterkünfte und eine Öffnung der Hotels“, fordert Edele. Private Initiativen hätten gezeigt, wie erfolgreich eine Hotelunterbringung von obdachlosen Menschen sei.