Hamburg. An der Budapester Straße soll bald das Paulihaus entstehen. Initiative möchte Projekt zum Fleischgroßmarkt verlagern.
Das Maharaja ist geräumt. Am Dienstagmorgen um 9 Uhr erschien der Gerichtsvollzieher in Begleitung von vier Polizisten vor dem Restaurant am Neuen Kamp und übergab den Räumungstitel. „Die Betreiberin war kooperativ“, hieß es von der Polizei. Betreiberin Kathrin Guthmann übergab die Schlüssel an die Stadt, die über die Sprinkenhof Vermieterin ist. Dann wurden ein paar Einrichtungsgegenstände in einen Transporter geladen. Nach 43 Minuten war der Einsatz vorbei.
Martialisch ausgerüstete Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma, von der Sprinkenhof beauftragt, bezogen Stellung vor dem Maharaja. Die Polizei war mit einem Aufgebot von 130 Beamten im Einsatz. Diese Eingreifreserve trat aber nicht in Erscheinung. Zu einer Protestkundgebung unter dem Namen „Pressekonferenz“ hatten sich 14 Teilnehmer in der Nähe des Restaurants eingefunden. Am Montag hatten noch knapp 300 Personen vor dem Restaurant demonstriert.
Die Linke übt scharfe Kritik
Scharfe Kritik kam von Heike Sudmann, der stadtentwicklungspolitischen Sprecherin der Fraktion Die Linke: „Bei der Räumung des Restaurants gab es überhaupt keinen Zeitdruck – ein Baubeginn ist jetzt gar nicht möglich. Das war also vor allem eine Machtdemonstration.
Daher lief da auch ein martialisch auftretender Trupp eines Sicherheitsdienstes auf.“ Während Die Linke das Vorhaben ablehnt, plädiert der rot-grüne Senat und die Koalition aus SPD, CDU und FDP im Bezirk Mitte für das Paulihaus, in dem 475 Menschen arbeiten sollen.
Gegner des Bürobaus wollen sich nicht geschlagen geben
Die Gegner des Bürobaus wollen sich nicht geschlagen geben. Sie haben zuletzt Alternativflächen vorgeschlagen. „Warum baut man nicht auf dem Messevorplatz West oder am Rand des Fleischgroßmarktes an der Lagerstraße?“, fragt Aktivist und Stadtplaner Mario Bloem, der Geschäftsführer von d-plan. „Dort stehen seit Jahren umfangreiche Flächen unbebaut leer. Auch müsste dort kein einziger Baum gefällt werden.“
Auf diese Flächenpotenziale habe die Initiative St. Pauli Code bereits im November 2019 hingewiesen. Die Initiative schlägt eine Blockbebauung an der Lagerstraße vor, statt auf den geplanten Riegel am Neuen Kamp/Budapester Straße zu setzen. Mehrmals habe die Initiative versucht, mit der Baugemeinschaft ins Gespräch zu kommen, sagt Bloem.
Geplantes Treffen mit Baukonsortium wurde kurzfristig abgesagt
„Ein geplantes Treffen mit dem Baukonsortium im Haus der Familie im Sommer 2020 wurde kurzfristig abgesagt.“ Zudem habe man im November ein Vermittlungsgespräch unter dem Bezirksamtsleiter vorgeschlagen, das vonseiten des Konsortiums abgesagt worden sei.
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„Der Vorschlag für ein Grundstück an der Lagerstraße wurde von uns gewissenhaft geprüft und dann verworfen“, sagt Hans Joachim Rösner, Gesellschafter der Steg und Initiator des Paulihauses. „Das hätte eine vollkommene Neuplanung nötig gemacht und erhebliche Kosten für den Steuerzahler verursacht.“
Beste Lösung für den Stadtteil suchen
Zudem sei völlig unklar, ob das Grundstück überhaupt zur Verfügung stehe. „Das Grundstück an der Budapester Straße ist mit der sechsspurigen Straße auf der einen Seite und der Rindermarkthalle auf der anderen Seite prädestiniert für einen Gewerbebau – da geht wirklich gar nichts anderes. In der Lagerstraße könnten dagegen auch andere Nutzungen in Erwägung gezogen werden.“
„Keiner verliert sein Gesicht, wenn Pläne verändert werden“, sagt hingegen Bloem. „Es sollte bei Themen der Stadtentwicklung nicht darum gehen, ob die eine oder andere Seite gewinnt, sondern darum, die beste Lösung für den Stadtteil zu suchen und zu finden.“
Bau an der Budapester Straße beinhaltet erhebliche Risiken
Größere Verzögerungen, die durch den Widerstand der Maharaja-Inhaberin laut Investor entstanden sind und das Projekt um bis zu zwei Jahre in die Länge gezogen habe, sieht er bei einer Neukonzeption nicht. „Die Verlagerung würde das Paulihaus vielleicht um maximal sechs Monate verzögern, wäre technisch aber deutlich einfacher im Bereich des Fleischgroßmarktes zu realisieren.“
Der Bau an der Budapester Straße beinhaltet dagegen erhebliche Risiken. Bloem: „Die Sielüberbauung ist ein schwieriges Thema – das zeigen die veranschlagten Kosten von mehreren Millionen Euro.“
Bloem sieht nicht nur im Bauwerk selbst, sondern auch im gewählten Verfahren den Grund für die Unzufriedenheit auf St. Pauli: „Ein stadtteilverträglicher Kompromiss ist immer noch möglich. Über vermittelnde Gespräche konnte selbst der viel schwierigere Konflikt um die Hafenstraße gelöst werden. Verhandlungen sind immer besser, als einen Konflikt zu verschärfen.“