Hamburg. Wer macht die zärtlicheren Berührungen: Markus Söder oder Daniel Günther? Ob Geografie wirklcih etwas mit Zärtlichkeit zu tun hat?

Bei dem einen geht es um Rechtsmedizin und Kriminalfälle, bei dem anderen um unser Sexualleben. Immer im Wechsel finden Sie an dieser Stelle das Beste aus zwei unserer erfolgreichsten Podcasts. Heute das Thema bei „Ich frage für einen Freund“, dem Sex-Podcast für Erwachsene mit Journalist Hajo Schumacher und der Hamburger Sexualtherapeutin Katrin Hinrichs: die Kunst des Berührens.

Streichelt Markus Söder gefühlvoller als Daniel Günther? In Deutschland herrscht ein Nord-Süd-Gefälle der Zärtlichkeit, angeblich berühren sich Liebende in Bayern deutlich mehr als an der Küste Schleswig-Holsteins. Das müsse sich ändern, fordert Katrin Hinrichs und erklärt Hajo Schumacher, der wie immer „nur für einen Freund“ fragt, was der Unterschied ist zwischen automatisiertem Anfassen und der Kunst des Berührens, die extrem erotisch sein kann.

Sex-Podcast über „Trilogie der Gefühle“

Ob Orgasmen beim Friseur, Schauer durch Mikrofonkabel am Rücken oder Erdbeben am Ohrläppchen – der Körper sei eine gigantische Nutz- und Lustfläche, eine erotische Spielwiese, die erkundet werden wolle. Man wisse ja: Mit Schlängeltechnik, Absichtslosigkeit und Neugier lässt sich der Parasympathikus stimulieren, der für Entspannung sorgt und damit für richtig guten Sex.

Für die Vorbereitung der Folge hat Hinrichs sich zwölf Karteikarten mit Stichpunkten hingelegt. „Das lässt auf eine komplexe Folge schließen“, mutmaßt Schumacher. Tatsächlich hat Hinrichs sich einen Dreiteiler ausgedacht, „und zwar die Trilogie der Gefühle“, sagt die Expertin. Der erste Teil handelt von den „Liebesbeweisen über die Berührung“.

Orgasmus beim Friseur: So wirken Berührungen

Schumacher, der später noch als Versuchskaninchen (ohne Kostüm) herhalten soll, zitiert zunächst mal aus dem deutschen Liedgut: „Schatten im Blick, dein Lachen ist gemalt, deine Gedanken sind nicht mehr bei mir. Streichelst mich mechanisch, völlig steril, eiskalte Hand, mir graut vor dir ...“ Das singt bekanntlich Herbert Grönemeyer bei „Flugzeuge im Bauch“. Hinrichs: „Ich habe das neulich mal wieder gehört – und hatte vorher eine Dame in meiner Praxis, die wirklich sehr traurig war, weil sie diese sterile Art der Berührung nicht mehr aushalten konnte.

Also sprachen wir sehr intensiv über sinnliche Berührungen, die ihr Mann nie rüberbringen konnte. Und dann erzählte mir diese Frau, dass sie – als sie noch jung war – mal einen Orgasmus bekommen hatte, weil ihr Frisör den Kopf massierte. Da war ich fast neidvoll.“

Hinrichs Rat: Die Sache langsam angehen

Sie höre oft von Frauen, sagt Hinrichs, dass diese sich nicht einfach mal fallen lassen können. „Warum beziehen wir dann nicht den Kopf mit ein – auch körperlich? Die Kopfhaut ist ein so zentrales Organ. Berührungen dort können wirklich sehr sinnlich sein. Aus kleinen Dingen können große werden – das heißt: Ich kann mal zwischen den Fingern berühren, ich kann den ganzen Körper mit einfließen lassen, ich mache mal etwas anderes, als mich nur an Busen und Co. abzuarbeiten. Auch die Wirbelsäule ist eine sehr spannende erogene Zone.“

Ein Hinrichs-Tipp für die Männer: „Es geht bei Berührungen nicht darum, möglichst flott zum Orgasmus zu gelangen, sondern erst mal in der Situation anzukommen, das System runterzufahren.“ Der Parasympathikus, also die Nervenbahn, die für Erholung und den Aufbau körpereigener Reserven zuständig ist, sorge auch für die Durchblutung der Genitalien, und wenn die fehle, laufe eh wenig. „Deshalb benötigen wir ja zuerst Erregung und sexuelle Reize.“

Hinrichs: Berührung sei existenziell

Schumacher wirft ein: „Ein Punkt, den du immer wiederholst, ist das absichtslose Berühren. Das ist ja das komplette Gegenteil vom klassischen männlichen Zugriff auf die bekannten zwei bis drei Stellen, der in der Regel in einen Geschlechts­verkehr münden soll.“ Hinrichs erklärt, dass „absichtslos“ tatsächlich ohne eine solche Zielsetzung gemeint sei, indem sie auch betont: „Es kommt nicht darauf an, sich nun an einer anderen Körperstelle abzuarbeiten, sondern darum, die Hände wie Flügel zu benutzen, die zart über den ganzen Körper streichen und alles mal umspielen. Wenn das Freude bringt, macht auch die Wiederholung an einzelnen Stellen viel mehr Sinn.“

Berührung sei existenziell, sagt Hinrichs, „ohne die gehen wir Menschen ein wie eine Primel ohne Wasser“. Schumacher bringt noch einen anderen Aspekt zur Sprache: die Kommunikation. „Wenn sie mit ihm und seinen Berührungen nicht zufrieden ist, dann sagt sie das mitunter sehr deutlich und direkt, ohne aber konkret nach einer Lösung zu suchen. So etwas kann gerade junge Männer verstören. Wäre es nicht viel besser, gemeinsam ein neues Spannungsfeld der Berührungen aufzubauen?“

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Die Therapeutin pflichtet bei und setzt noch das Wort „Hingabe“ auf die Agenda. „Das Schöne an ihr ist: Du bist raus aus deinen Gedanken – und vor allem: Du bist nicht mehr kontrolliert. Darum geht es. Wenn du das Ohrläppchen mit Hingabe massierst, ist es was völlig anderes, als wenn du es quasi als Etappe zu einem ganz anderen Ziel siehst.“ Und dann gehen die beiden zur praktischen Übung über ...