Hamburg. Zahl der Einsätze liegt wieder fast auf Vor-Corona-Niveau. Beunruhigende Entwicklung: Zahl der Brandtoten steigt deutlich.

Genau 282.516-mal ist die Feuerwehr Hamburg im vergangenen Jahr alarmiert worden. „Das waren alle zwei Minuten ein Einsatz oder 774 Einsätze am Tag“, sagte Innensenator Andy Grote (SPD) am Dienstag bei der Vorstellung der Jahresbilanz im Rathaus. Damit liegt das Einsatzgeschehen nahezu auf Vor-Corona-Niveau. Im Jahr 2018 hatte es 287.743 Alarmierungen gegeben.

Es ist ein Anstieg um 25.236 Einsätze im Vergleich zum Vorjahr, wie Feuerwehrchef Christian Schwarz bilanzierte. Den Löwenanteil nimmt dabei der Rettungsdienst mit 250.716 Alarmierungen ein, das waren 24.361 mehr als im Vorjahr. „Es ist mit Abstand unser größter Leistungsbereich“, sagte Schwarz.

Feuerwehr Hamburg: Weniger Brände – aber mehr Tote

Dabei sind noch nicht einmal die Einsätze eingerechnet, die andere Organisationen wie die Bundeswehr mit ihrem Hubschrauber und Notarzt­wagen am Bundeswehrkrankenhaus in Wandsbek oder der Rettungshubschrauber des ADAC am Krankenhaus Boberg leisten. Rechnet man sie ein, wurde der Rettungsdienst in Hamburg im vergangenen Jahr sogar zu 309.284 Einsätzen über die Einsatzzentrale der Feuerwehr alarmiert. Der Grund ist vor allem das steigende Durchschnittsalter der Hamburger, das mit mehr medizinischen Notfällen verbunden ist.

Anders sieht es bei den Bränden aus. Dort ging die Zahl der Einsätze um 439 auf 10.513 zurück. Allerdings stieg die Zahl der bei Bränden getöteten Menschen auf 15 im Jahr 2021 an. In den beiden Corona-Jahren 2020 und 2019 waren es jeweils acht. 2018 waren es 14 Brandtote gewesen. Zuletzt hatte es 2009 mehr Brandtote als im vergangenen Jahr in Hamburg gegeben.

In der Langzeitbetrachtung ist die Zahl der Menschen, die in der Hansestadt bei Bränden ums Leben kommen, aber stark rückläufig. Laut Schwarz hat das mit der Einführung der Brandmelder zu tun, die seit 2010 in Wohnungen Pflicht sind. In den Vorjahren waren deutlich mehr Opfer durch Brände – im Jahr 2000 sogar 29 Tote – zu beklagen. Schwarz monierte, dass mittlerweile bei Einsätzen oft festgestellt wird, dass Brandmelder ausgebaut, die Batterien leer oder die Geräte abgeklebt seien. Auch das sei ein Grund für die hohe Zahl der Brandtoten im Jahr 2021.

Nur halb so viele Großbrände wie 2020 – aber spektakuläre Einsätze

Niedrig blieb die Zahl der Großbrände mit 16 im vergangenen Jahr, wobei es besonders spektakuläre Einsätze gab, wie der Brand einer Lagerhalle Ende September an der Billstraße in Rothenburgsort oder der Brand eines ganzen Lagerkomplexes am Stenzelring in Wilhelmsburg im Januar 2021.

2020 hatte es 30 Großbrände in Hamburg gegeben. Das war der höchste Stand seit dem Jahr 2000. „Ein Großbrand ist für uns jeder Einsatz mit mindestens drei C-Rohren“, so Amtsleiter Schwarz. Damit fallen unter die Einstufung auch Brände, die öffentlich nicht als Großbrand wahrgenommen werden. Zum Vergleich: Bei dem Brand der Lagerhalle in Rothen­burgsort wurden vier Wasserwerfer, acht größere B-Rohre und fünf C-Rohre eingesetzt.

Im Langzeitvergleich ist die Zahl der Großbrände in Hamburg rückläufig und hat sich auf einem niedrigen Niveau eingependelt. Anfang der 1990er-Jahre musste die Feuerwehr noch bis zu 79 Großbrände pro Jahr bekämpfen.

Kampfmittelräumdienst beseitigt mehr als zwei Tonnen Sprengstoff

Der Kampfmittelräumdienst, der in Deutschland nur in Hamburg zur Feuerwehr gehört, rückte 2021 zwar zu weniger Einsätzen (167) als im Vorjahr (176) aus. Es wurde aber mit einer Explosionsmasse von 2,2 Tonnen deutlich mehr Sprengstoff beseitigt als im Vorjahr – 2020 waren es noch 1,99 Tonnen. Das lag daran, dass mehr größere Fliegerbomben entschärft wurden.

Eine wichtige Rolle spielen in Hamburg die 86 freiwilligen Feuerwehren, die fester Bestandteil des Einsatzkonzeptes sind. Sie wurden im vergangenen Jahr 8968-mal alarmiert. Dabei spielte die Brandbekämpfung mit 5657 Alarmierungen die größte Rolle. Dazu kamen 2007 Alarmierungen zu Hilfeleistungen wie die Beseitigung von Sturmschäden und 1304 Alarmierungen zur Erstversorgung von Erkrankten oder Verletzten vor allem in „abgelegeneren Stadtteilen“, wie Neuenfelde oder in den Vier- und Marschlanden.

Feuerwehr Hamburg: auch personell gut aufgestellt

Gut aufgestellt sind die freiwilligen Feuerwehren personell. 2660 Männer und Frauen sind dort im Einsatzdienst. Damit haben auch die Corona-Jahre nicht zu einem Schwund beim Personal geführt. Die Berufsfeuerwehr stockte im vergangenen Jahr auf: 3060 Menschen arbeiteten 2021 als Feuerwehrbeamte oder Mitarbeiter im Rettungsdienst. Das sind 79  mehr als im Vorjahr. „Und wir sind weiblicher geworden“, sagt Schwarz. 120 der Beschäftigten seien mittlerweile Frauen, 19 mehr als 2020.

39 neue Fahrzeuge wurden bei der Berufs- und der freiwilligen Feuerwehr angeschafft. Berufsfeuerwehr und die freiwilligen Feuerwehren hätten sich entschlossen den Herausforderungen gestellt, sagt Senator Grote. „Mit enormen Investitionen in die Fahrzeugbeschaffung und Infrastruktur sowie einem spürbaren Personalzuwachs wollen wir die Leistungsfähigkeit weiter stärken und die Feuerwehr zukunftsfähig aufstellen.“

Auf lange Sicht soll die Feuerwehr weiter wachsen und das Personal weiter aufgebaut und neue Fahrzeuge angeschafft werden. Bei der neuen Einsatzzentrale, die demnächst gebaut wird, wird es ganz neue Kommunikationsmöglichkeiten geben. So wird es möglich sein, Livestreams in die Einsatzzentrale zu schicken oder von dort aus Handys von Anrufern zu orten, die nicht genau wissen, wo sie sind.