Hamburg. Über 150 Einsatzkräfte löschten mithilfe von Wasserwerfer und Drohnen brennende Lagerhallen. Millionenschaden entstanden.
Der Brand in zwei Lagerhallen am Stenzelring in Wilhelmsburg hat am Mittwochmorgen einen Millionenschaden angerichtet. Die Flammen wüteten mehrere Stunden. Zeitgleich mussten mehr als 150 Feuerwehrleute eingesetzt werden, um den Großbrand unter Kontrolle zu bringen. Verletzt wurde niemand. Allerdings waren von der Qualmentwicklung Tausende Haushalte und der Bahnverkehr betroffen.
Am Donnerstag waren die Feuerwehrleute weiterhin mit zwei Löschzügen und schwerem Bergungsgerät im Einsatz. "Die Lage hat sich deutlich verbessert", sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Mit Teleskopmastfahrzeugen, Wasserwerfern und Drehleitern wurden letzte Glutnester abgelöscht. Knapp 36 Stunden nach Brandausbruch wurde durch den Einsatzleiter schließlich "Feuer aus" gemeldet.
Großfeuer in Wilhelmsburg am frühen Morgen bemerkt
Am Mittwoch hatten Anlieger das Feuer in dem etwa 2500 Quadratmeter großen Hallenkomplex gegen 5.30 Uhr bemerkt. „Schon die ersten Anrufer sprachen davon, dass es sich um eine Halle handelt und bereits Flammen zu sehen seien“, so Feuerwehrsprecher Torsten Wessely.
Deshalb wurden von der Einsatzzentrale gleich zwei Feuerwehrzüge und mehrere freiwillige Wehren alarmiert. Die forderten bereits auf der Anfahrt Unterstützung an. Tiefschwarzer Rauch und Feuerschein waren bereits vor dem Eintreffen der ersten Löschfahrzeuge am dunklen Nachthimmel kilometerweit zu sehen.
In den Lagerhallen waren überwiegend Kartonagen und Nüsse und Trockenfrüchte gelagert, sodass das Feuer reichlich Nahrung fand. Die Brandausbreitung verlief daher rasant.
Die Feuerwehr erhöhte schließlich auf 6. Alarm. Damit wurde der Brand zu einem der größten Feuerwehreinsätze der vergangenen Jahre in Hamburg hochgestuft. „Wir hatten zeitgleich bis um die 150 Einsatzkräfte vor Ort“, so Wessely. Mehrmals wurden die Feuerwehrleute durch „frische“ Kollegen ausgetauscht.
Anwohner sollten Türen und Fenster geschlossen halten
Während der Löscharbeiten breitete sich ein dunkler Rauchpilz aus, der vom Wind vorwiegend in Richtung Osten getrieben wurde. Die nahe Bahnstrecke konnte nicht mehr benutzt werden. Sie ist, wie Bahnsprecher Andreas Sahlmann sagt, die „Hauptschlagader“ des Schienenverkehrs in Richtung Süden.
Betroffen waren nicht nur Dutzende Personen- und Güterzüge des Fernverkehrs. Auch die S-Bahn, die dort im morgendlichen Berufsverkehr im 5-Minuten-Takt fährt, sowie die Nahverkehrszüge des Metronom, konnten wegen der Streckensperrung, die von 6.44 Uhr bis 10.20 Uhr andauerte, in dem Bereich nicht fahren.
Anwohner in mehreren Stadtteilen, aber auch bis Schleswig-Holstein, wurden dazu aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten, um sich vor dem Rauch zu schützen. Gewarnt wurde für die Stadtteile Veddel, Harburg, Billbrock, Moorfleet, Wilhelmsburg, Billstedt, Öjendorf, sowie Oststeinbek, Glinde, Neuschönningstedt und Reinbek. Selbst Autofahrer wurden gewarnt. Sie sollten, wenn sie im betreffenden Gebiet unterwegs sind, die Lüftung auf Umluft schalten und das Gebiet verlassen.
Hamburg: Großbrand in Wilhelmsburg hat Folgen
Brand in Wilhelmsburg größter Einsatz seit neun Jahren
„Rauch ist immer ein Problem“, sagt Feuerwehrsprecher Wessely. „Es sind aber keine Gefahrenstoffe verbrannt.“ Zwei Messfahrzeuge der Feuerwehr waren im Einsatz, um an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet Schadstoffmessungen durchzuführen. Gebrannt hatten neben Kartonagen und Verpackungen auch mehrere Tonnen Nüsse und Trockenfrüchte für Aldi. Aber auch Gabelstapler gingen in Flammen auf. Das sorgte zu Anfang des Einsatzes für mehrere Verpuffungen.
Technisches Hilfswerk rückte mit schwerem Gerät an
„Das ist natürlich eine hohe Brandlast“, so Wessely. Schon kurz nach Brandausbruch waren Teile des Hallenkomplexes eingestürzt. „Ein Problem war die Löschwasserversorgung“, so Wessely. Über längere Strecken mussten Schlauchleitungen gelegt werden. Das war ein Grund für die große Zahl von eingesetzten Feuerwehrleuten. Auch ein Löschboot kam als Pumpstation auf dem nahen Ernst-August-Kanal zum Einsatz.
Gegen Mittag rückte das Technische Hilfswerk (THW) mit schwerem Gerät an. Mit einem Bagger beförderten sie Brandgut aus den Lagerhallen, mit Drohnen wurde die Einsatzstelle aus der Luft erkundet. Doch auch der Einsatz des THW war begrenzt. Sie konnten selbst mit ihrem schweren Gerät, darunter zwei Radlader, nicht überall eingesetzt werden.
Auch ein Wasserwerfer der Werkfeuerwehr Holborn wurde bei dem Feuer angefordert. Dieser wird eigentlich bei der Brandbekämpfung von Raffinerien eingesetzt und kann 16.000 Liter Wasser pro Minute werfen. Das Brandgut und diverse Bauteile wurden für die Kontrolle und zur Brandbekämpfung währenddessen durch ein privates Abbruchunternehmen abgebrochen und umgeschichtet.
Schwierigkeiten bei der Bekämpfung des Feuers
„Es müssen zahlreiche Stützträger entfernt werden, die durch die Hitze des Feuers instabil geworden sind. Werden sie weggenommen, können noch stehende Wände einstürzen“, so Feuerwehrsprecher Jan-Ole Unger, der am Mittwochnachmittag an der Einsatzstelle war. „Das müssen Experten eines Abbruchunternehmens machen, die die Situation genau einschätzen können.“
Trotz der Schwierigkeiten konnten die Einsatzkräfte verhindern, dass das Feuer auf eine dritte Lagerhalle übergriff, hieß es in der abschließenden Meldung der Feuerwehr am Freitag.
Lesen Sie auch:
- Nach Großbrand: Worlée investiert in neue Halle für Kosmetik
- Mutter soll 36.000 Euro für Feuerwehreinsatz bezahlen
Erst im Dezember brannte in Wilhelmsburg an der Straße Alte Schleuse eine Lagerhalle nieder. Damals war die Feuerwehr dort mehrere Tage im Einsatz. Dort waren die Löscharbeiten schwierig gewesen, weil es zahlreiche Brandnester in einem großen Keller gab, in dem Kartonagen gelagert wurden.
Was das Feuer am Mittwochmorgen im Stenzelring auslöste, ist unklar. Den Fall untersuchen werden jetzt die Brandermittler des Landeskriminalamtes.