Hamburg. Die Polizei gedenkt ihres im Einsatz getöteten Kollegen Klaus-Ulrich Hütter. Der Gottesdienst ist öffentlich. Die Details.
Die Hamburger Polizei hält an ihren Plänen für eine große öffentliche Trauerfeier zu Ehren des verstorbenen Zielfahnders Klaus-Ulrich Hütter fest. Diese soll am kommenden Mittwoch (18. März) ab 10 Uhr in der Hauptkirche St. Michaelis stattfinden. "Wir planen die Veranstaltung in enger Anlehnung an die Vorgaben der Gesundheitsbehörde und ergreifen entsprechende Maßnahmen", sagte Polizeisprecher Holger Vehren auf Anfrage.
Intern wird davon ausgegangen, dass auch wegen der Sorge vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus möglicherweise ohnehin nicht mehr als 1000 Hamburger zu der Zeremonie erscheinen werden. Voraussichtlich wird aber die Zahl der Plätze auch vorsorglich begrenzt. Klaus-Ulrich Hütter war in der vergangenen Woche verstorben, nachdem ein flüchtiger Intensivtäter ihm bei einem mutmaßlich absichtlich herbeigeführten Autounfall schwerste Verletzungen zugefügt hatte. Bei der Trauerfeier soll unter anderem Polizeipräsident Ralf Martin Meyer eine Rede halten.
Corona-Epidemie spielt im Alltag der Polizisten zunehmend wichtige Rolle
Auch ein Kollege aus dem näheren Dienstumfeld von Klaus-Ulrich Hütter soll das Wort ergreifen. Die Liste der geladenen Gäste steht noch nicht endgültig fest. Die Trauerfeier ist sowohl für Polizisten als auch für Hamburgerinnen und Hamburger öffentlich, im Michel stehen etwa 2000 Plätze zur Verfügung.
Die Frage, ob eine große Zeremonie mit vielen Gästen angesichts der Corona-Epidemie noch vertretbar ist, wurde im Präsidium diskutiert. Dies spiele auch im Einsatzalltag der Polizisten eine zunehmend wichtige Rolle, heißt es. Aktuell wird die Gefahr von Infektionen aber noch als überschaubar angesehen. Klaus-Ulrich Hütter habe für seinen jahrelangen Einsatz als Polizist eine besondere Ehrung verdient.
Zielfahnder wird auf Ehrengrabstätte der Polizei Hamburg beigesetzt
Nach der Trauerfeier soll Klaus-Ulrich Hütter im engen Familienkreis im "Revier Blutbuche", der Ehrengrabstätte der Hamburger Polizei auf dem Ohlsdorfer Friedhof, beigesetzt werden. Klaus-Ulrich Hütter hinterlässt eine Lebensgefährtin, ein fünf Jahre altes gemeinsames Kind und einen 18 Jahre alten Sohn aus einer früheren Beziehung. Dieser arbeitet nach Informationen des Abendblatts ebenfalls bei der Polizei und ist derzeit noch in der Ausbildung. Er soll kurz nach dem Unfall selbst am Einsatzort gewesen sein.
Der Zielfahnder ist der erste Polizist seit knapp 25 Jahren, der offenbar durch absichtliche Gewalt im Dienst ums Leben kam. Der 57-Jährige hatte seine tödlichen Verletzungen bei einem Zugriff am 25. Februar erlitten. Gegen 21.35 Uhr entdeckten die Fahnder den Verdächtigen Mahmut H. (29) in einem VW Phaeton auf der Luruper Hauptstraße. Ein Polizist in zivil riss die Beifahrertür auf und versuchte den Zündschlüssel abzuziehen. Doch der Flüchtige gab plötzlich Gas, vollzog zunächst eine Wende auf der Fahrbahn und rammte dann den BMW, in dem Klaus-Ulrich Hütter saß.
Der Zielfahnder erlitt schwerste Verletzungen an der Wirbelsäule und musste noch am Unfallort wiederbelebt werden. Am Mittwochmorgen starb er nach längerer Behandlung im Krankenhaus.
Hütter galt Polizeikollegen als "echter Vollblutcop"
Andere Polizisten bezeichnen den Verstorbenen als "echten Vollblutcop". Früher verrichtete der Verstorbene seinen Dienst zunächst in der Davidwache auf St. Pauli, ehe er zum Mobilen Einsatzkommando (MEK) wechselte. Bei der Eliteeinheit arbeitete er auch mit dem heutigen Polizeipräsidenten Ralf Martin Meyer zusammen und war auch als Ausbilder tätig. „Er hat für seinen Beruf gebrannt, das hatte für ihn immer Priorität“, sagt ein Polizist. In drei Jahren hätte Klaus-Ulrich Hütter bereits in Pension gehen können. Im Kollegenkreis war er unter dem Spitznamen "Paul" bekannt.
Bei dem Mann, der den Tod des Hamburger Polizisten anscheinend mutwillig herbeigeführt hat, handelt es sich um einen 29-jährigen Intensivtäter. Ihn suchte die Staatsanwaltschaft Itzehoe mit drei Haftbefehlen wegen offener Restfreiheitsstrafen.
So musste er noch neun Monate Haft verbüßen wegen Urkundenfälschung und zweifacher Körperverletzung. Außerdem war nach zwei weiteren rechtskräftigen Verurteilungen wegen gemeinschaftlicher Unterschlagung und schweren Raubes jeweils die Bewährung widerrufen worden. Insgesamt musste der 29-jährige Mahmut H. noch mehr als anderthalb Jahre absitzen.
Bereits 4000 Euro Spenden für Familie des getöteten Zielfahnders
Nach der Kollision mit Hütters Dienstwagen konnten weitere Zielfahnder Mahmut H. festnehmen, er sitzt in Untersuchungshaft. Wegen des mutmaßlichen Angriffs auf den Fahnder droht ihm eine Anklage wegen Körperverletzung mit Todesfolge und im Falle einer Verurteilung mindestens drei Jahre Gefängnis zusätzlich.
Die Polizeigewerkschaften haben ein Spendenkonto für die Familie eingerichtet. Das Geld ist für die Ausbildung seines jüngsten Kindes vorgesehen. Bis zum Wochenende waren bereits 4000 Euro eingegangen, sagte Horst Niens, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP).
In enger Absprache mit der Gewerkschaft der Polizei wird eine weitere Spendenaktion für den Zielfahnder umgesetzt. "Von jedem Exemplar des Buches „Auf den Straßen der Bronx" das über unseren Online-Buchladen verkauft wird, spenden wir 20 Euro", sagt Ankerherz-Verlagsleiter Stefan Kruecken. "Nach einem Tag sind bereits 2000 Euro zusammengekommen." Er will sämtliche Bücher aus dem Lagerbestand zur Verfügung zu stellen, sollte die Nachfrage entsprechend groß sein. "Der Familie muss geholfen werden."
Spendenkonto für die Familievon Klaus-Ulrich Hütter |
Volker-Reitz-StiftungIBAN DE72 1009 0900 1550 1776 00PSD Bank Berlin-Brandenbrug eGVerwendungszweck „Paul“ |