Hamburg. Seit 40 Jahren ist der Eisbrecher „Stettin“ ein schwimmendes Denkmal. Das Abendblatt ehrt ihn und fünf andere Schiffe.
Die „Stettin“ gehört zweifellos zu den interessantesten Schiffen im Museumshafen Övelgönne. Was selbst viele ihrer Besucherinnen und Besucher nicht wissen dürften: Der Dampf-Eisbrecher, Baujahr 1933, ist eine alte Dame der Superlative. Einst war sie der größte zivile Eisbrecher unter deutscher Flagge. Heute gehört sie zu den größten fahrtüchtigen Museumsdampfschiffen auf den sieben Weltmeeren und verfügt dabei über die weltweit größte Dampfmaschine mit Kohlenantrieb.
Jetzt feierte die stolze „Stettin“ ein ebenso stolzes Jubiläum: Im Sommer 1981 waren die Anerkennung als Kulturdenkmal und (am 21. August) die Gründung des Fördervereins Dampf-Eisbrecher Stettin e. V. erfolgt. Die Rettung vor der sicheren Verschrottung konnte damit vor 40 Jahren abgewendet und der langfristige Erhalt des Schiffes gesichert werden.
Es gibt gleich sechs neue Medaillen-Sonderprägungen
Um die „Stettin“ und andere namhafte Hamburger Schiff-Oldtimer zu ehren, bringt das Hamburger Abendblatt jetzt in Kooperation mit der Firma Euromint eine neue Medaillen-Serie auf den Markt: sechs Sonder-Prägungen in Silber und Gold. Neben der „Stettin“ wird es folgende Motive geben: „Peking“, „Cap San Diego“, „Rickmer Rickmers“, „Schaarhörn“ und „Elfriede“.
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Rechtzeitig zur voll besetzten Jubiläumsfahrt übergab Lars Knevels von Euromint jetzt symbolisch die erste Medaille an den ehrenamtlich arbeitenden „Stettin“-Kapitän Wolfgang Häberle. „Wir haben uns für diese neue Serie entschieden, weil das Thema Schiffe in Hamburg emotional besetzt ist“, sagte Knevels an Bord, „und das gilt natürlich besonders für die Traditionsschiffe, die Hafen und Elbe schon so lange prägen.“
Die „Stettin“ fasziniert bis heute
Es war ein durchaus bewegender Moment, als die „Stettin“ nach fast eineinhalbjähriger Pause mit ihren vielen Fans an Bord jetzt endlich wieder loslegen konnte. Schwaden hüllten das mit Kohlen beheizte Schiff ein, die Sonne knallte vom Himmel und immer wieder gab’s lang anhaltendes ausgiebiges Getute. Aufregung, Stolz und etwas Rührung lagen in der Luft – fast so wie vor einer Fahrt in weite Ferne. Wer sich von dieser Stimmung ein Bild machen möchte, kann auf der gut gestalteten Homepage des Vereins Dampf-Eisbrecher Stettin e. V., (www.dampf-eisbrecher-stettin) sogar die „Stimme“ des Schiffs hören.
Die „Stettin“ fasziniert bis heute nicht nur wegen ihrer einzigartigen technischen Finesse, sondern sie hat auch eine spannende Geschichte. Anfang März 1945 verließ das Schiff buchstäblich im letzten Moment seine Heimat: Wenige Stunden später wurde die Hafenstadt Stettin bei einem amerikanischen Luftangriff verwüstet. Der Eisbrecher hatte 500 Flüchtlinge an Bord, die sich an einem einzigen Ofen wärmen konnten und denen genau eine Toilette zur Verfügung stand.
Der Unterhalt für den Schiffs-Oldie ist kostspielig
Unterwegs schleppte das tapfre, unverwüstliche Schiff noch den antriebslosen, ebenfalls mit Flüchtlingen voll gestopften Transporter „Versailles“ bis nach Kopenhagen. Von dort kommend, erreichte es, nun mit dem Eisbrecher „Preussen“ im Schlepp, am 11. Mai die Kieler Bucht. Im Oktober 1945 trat die „Stettin“ dann ihren Dienst in Hamburg an und war schließlich bis 1979 auf Elbe, Unterelbe und in der Kieler Bucht im Einsatz.
Die Rettung kam, aber der Unterhalt für den Schiffs-Oldie ist heute kostspielig und zeitintensiv. Zum Glück gibt es den Verein, von dessen 700 Mitgliedern sich rund 200 aktiv um ihren Schützling bemühen. Unermüdlich und ehrenamtlich. Niemand vom Verein ist schon so lange mit ihr verbunden, wie der Leitende Schiffsingenieur (in der Fachsprache: Chief) Helmut Rohde.
Schon als Kind durfte Rohde auf der „Stettin“ mitfahren
Schon als Kind durfte Rohde in den späten 1940er Jahren immer mal auf der „Stettin“ mitfahren, denn sein Vater war dort ebenfalls schon Chief – wenn auch hauptberuflich. Ohne Rohde würde unten im Maschinenraum nichts laufen, und seine Liebe zu dem schwimmenden Denkmal ist ihm bei jedem Satz anzumerken. „Es wäre heute unmöglich, die ,Stettin’ nachzubauen“, sagt er stolz, „das könnte niemand.“
Unermüdlich werben Rohde, Häberle und die anderen um neue Mitglieder für den Verein – vor allem um Aktive. „Wir müssen unser Wissen weitergeben“, sagt Helmut Rohde, „das darf nicht aussterben.“ Einst brach der Stahlkoloss in kalten Wintermonaten Eis, heute befördert er in warmen Sommermonaten Gäste über die Elbe. Und das hoffentlich noch viele Jahre lang.