Hamburg. Vier Krankenhäuser, die zum katholischen Erzbistum Hamburg gehören, werden verkauft. Jetzt fordern die Mitarbeiter Offenheit.

Die monatelange Ungewissheit zerrt an ihren Nerven: Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte der vier Krankenhäuser, die zum katholischen Erzbistum Hamburg gehören (Ansgar-Gruppe), haben sich in einem offenen Brief an Erzbischof Stefan Heße gewandt.

Sie beklagen die Informationspolitik des Bistums während der Verkaufsgespräche über die vier Kliniken Marienkrankenhaus (in Hamburg und Lübeck), Wilhelmstift und Groß-Sand. Dabei geht es um die Zukunft von mehreren Tausend Mitarbeitern.

Hamburger Ansgar-Gruppe: Mitarbeiter verunsichert

Wie berichtet, sollen die vier Häuser im Paket an eine Bietergemeinschaft der Immanuel Albertinen Diakonie und der St. Franziskus Stiftung (Münster) veräußert werden. In dem Brief, der dem Abendblatt vorliegt, schreiben die Mitarbeitervertreter aller Häuser, es gebe eine „erhebliche Verunsicherung“ über die „zukünftige Ausrichtung der Arbeitsplätze“.

Weiter heißt es: „Die Mitarbeitervertretungen der betroffenen Einrichtungen wenden sich heute gemeinsam an Sie mit der Aufforderung zu Information und Transparenz bezüglich der Verkaufsverhandlungen, bevor noch mehr an Vertrauen und Glaubwürdigkeit eingebüßt wird. Setzen Sie auf den Dialog, nehmen Sie die Mitarbeitenden konstruktiv mit.“

Konfession Teil der beruflichen Identität

Die Unterzeichner betonen, dass für sie die Konfession „keine Beliebigkeit“ sei, sondern zur beruflichen Identität gehöre. Dem Brief vorangestellt ist die Präambel aus der Mitarbeitervertretungsordnung, in der steht: „Weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Dienst in der Kirche mitgestalten und mitverantworten und an seiner religiösen Grundlage und Zielsetzung teilhaben, sollen sie auch aktiv an der Entscheidung über die sie betreffenden Angelegenheiten mitwirken unter Beachtung der Verfasstheit der Kirche, ihres Auftrags und der kirchlichen Dienstverfassung. Das Erzbistum äußerte sich am Mittwoch nicht zu dem Schreiben.

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Der Verkauf soll zum 1. Januar 2023 abgeschlossen sein, erfuhr das Abendblatt zuletzt. Die Gespräche sind vertraulich, bislang ist weder über eine Kaufsumme noch über Bedingungen etwas verlautbart worden. Nach Abendblatt-Informationen haben die Kaufinteressenten sich detailliert im „Datenraum“ des Verkaufsprozesses über die Umsätze und Kennzahlen der Krankenhäuser erkundigt.

Erzbistum: Eigentlich sollte nur ein Krankenhaus verkauft werden

Ursprünglich hatte das Erzbistum nur das Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand verkaufen wollen, das wegen Pensionsverpflichtungen in zweistelliger Millionenhöhe in die Schieflage geraten war und von der St. Bonifatius-Gemeinde nicht mehr adäquat betrieben werden konnte.