Hamburg. Halbzeit bei der Dauerbaustelle an der Alster: Hier entsteht für 50 Millionen Euro ein neuer Verkehrsknotenpunkt. Ein Ortsbesuch.

Oben quälen sich die Autos über gelb markierte, holperige Behelfsspuren. Ringsherum Absperrungen, Baulärm, Sandberge, Betonflächen und Baufahrzeuge. Unten – dort, wo man sieht, was hier an der Hohenfelder Bucht eigentlich passiert – ist es viel ruhiger. Hier zeigt sich auch, wie weit die im März 2020 begonnene Umgestaltung des Verkehrsknotenpunkts Sechslingspforte, Barcastraße und Schwanenwik bereits fortgeschritten ist.

Die Maßnahme gilt nach dem Neubau der Hochwasserschutzanlage an Baumwall und Landungsbrücken als größte in Hamburg, kostet rund 50 Millionen Euro und soll spätestens Ende 2025 abgeschlossen sein. Es ist also „Bergfest“ und ein guter Zeitpunkt für einen Besuch.

Verkehr Hamburg: Stahlbarriere wird noch abgeflext

Projektleiterin Edna Voß vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) steht auf einer weiten Fläche – über ihr spannt sich die erste der beiden neuen Straßenbrücken. Sie wird später stadteinwärts führen, das Pendant für den Verkehr stadtauswärts wird noch gebaut. Statt früher zehn Meter werden die neuen Brückenbauwerke eine Spannweite von 37 Metern haben. Der Raum darunter – also dort, wo wir jetzt stehen – wird zu einer weitläufigen Unterführung für Radfahrer und Fußgänger.

Hinter einer mächtigen Spundwand neben Frau Voß staut sich das Wasser des Stichkanals, der die Alster mit der Hohenfelder Bucht und dem Hamburger Kanu Club verbindet. Auch hinter ihr türmt sich eine solche Stahlbarriere auf. Sie war für die Ausschachtungsarbeiten notwendig und wird später, vor der unmittelbaren Fertigstellung der Anlage, unterhalb des Wasserniveaus abgeflext.

Tunnel kaum noch vorhanden

Hinter dieser Wand ist die Röhre zu sehen, durch die das Wasser des Kanals seit 2015 in die Hohenfelder Bucht fließt. „Weil die Brücke durch sogenannte Spannungsrisskorrosion gefährdet war, musste der Bereich darunter bis auf diesen Durchlass mit Sand verfüllt werden“, sagt Edna Voß, die neben dieser Maßnahme auch die Sanierung der Krugkoppelbrücke verantwortet hat.

So soll sich die Hohenfelder Bucht nach 2025 präsentieren.
So soll sich die Hohenfelder Bucht nach 2025 präsentieren. © Unbekannt | LSBG

Um die künftige Unterführung und damit die Erreichbarkeit des Alstervorlands unterhalb der Brücken herstellen zu können, wurde viel Erdreich ausgehoben. Früher gab es hier nur einen Tunnel, den Radfahrer und Fußgänger nehmen mussten. Auch davon wurde der größte Teil bereits abgebrochen.

Zahlreiche Kampfmittel gefunden

Zwei Teilstücke mit beschmierten Kacheln und einer maroden Betondecke werden erst mit dem Bau der zweiten Straßenbrücke und einer neuen, alsterseitigen Brücke für Fuß- und Radverkehr verschwinden. Ihre beschmierten Kacheln und die feuchten Betondecken sind letzte Relikte der Brückenanlage aus den 50er-Jahren, die jetzt – trotz Denkmalschutz – wegen ihres schlechten baulichen Zustands ersetzt werden müssen.

Wegen ihrer Bedeutung für den Verkehr – pro Stunde und Richtung rollen 7000 Fahrzeuge darüber – wird die riesige Baumaßnahme im laufenden Betrieb durchgeführt. „Diese Komplexität an Fachthemen, Nebenthemen und Projektgröße hatte ich noch nie vorher“, sagt die Bauingenieurin und spielt damit nicht nur auf die Größe des Baufelds von 200 mal 300 Metern an, sondern auch auf den Fund zahlreicher Kampfmittel, den vorgeschriebenen Erhalt etlicher stadtbildprägender Bäume, die eigentlich im Weg standen, die geplante Busbeschleunigung der Linien 6 und 17, die mitbedacht werden musste, die Anbindung der neuen Fuß- und Radwegbrücke an die Alsterfahrradachsen und den Denkmalschutz.

72 Bäume werden an der Hohenfelder Bucht neu gepflanzt

So sah es noch vor wenigen Wochen unterhalb der neuen Brücke aus.
So sah es noch vor wenigen Wochen unterhalb der neuen Brücke aus. © Unbekannt | LSBG

„Dank des 14-köpfigen Teams aus verschiedenen Verwaltungsbereichen kriegen wir das aber gut hin“, sagt Voß.Wir marschieren über die Baustelle zu dem neuen Tunnel unter der Sechslingspforte, der bereits hergestellt ist, aber noch nicht vollendet. „Mit dem Angstraum von früher wird dieser Tunnel nichts mehr zu tun haben“, sagt Edda Teneyken, Sprecherin beim LSBG für die Hohenfelder Bucht. „Die Wände werden mit gelben Ziegeln verkleidet, und an der Decke werden Lichtbänder installiert.“

Die Ziegel greifen mit ihrer Farbe den Originalton der Sandsteineinfassung rund um die Hohenfelder Bucht auf und werden auch für die neue Stufenanlage verwendet, die entlang der Barcastraße geplant ist und zur Fahrbahn hin durch eine neue Baumreihe abgegrenzt wird. 72 Bäume werden an der Hohenfelder Bucht neu gepflanzt, 14 weitere andernorts – „klimaresistente Sorten, die bereits rund zehn Jahre alt sind“, sagt Sprecherin Teneyken.

Verkehr Hamburg: Umbau auch auf Alster-Grillwiese

Sie ersetzen die 86 Bäume, die insgesamt für die Maßnahme gefällt werden müssen. Die hätten ihre Lebensdauer der hohen Feinstaubbelastung und der zunehmenden Trockenheit wegen aber überwiegend erreicht. „Wir haben uns darüber intensiv mit Naturschutzexperten ausgetauscht“, sagt Teneyken.

Wenn nach Abschluss der konstruktiven Baumaßnahmen der Straßenbau folgt, steht auch auf der denkmalgeschützten Alster-Grillwiese ein Umbau an. Dort ist eine unterirdische Anlage vorgesehen, die aus dem Straßenabwasser Feinstaub und Abrieb rausfiltert, bevor es in die Alster geleitet wird. Noch ein „Nebenthema“, das beachtet werden muss.